Ludwigshafen Pfälzer Bub unter Hamburger Hip-Hoppern

Für eine musikalische Karriere hat er seine südwestdeutsche Heimat in Richtung Norden verlassen: Luis Baltes.
Für eine musikalische Karriere hat er seine südwestdeutsche Heimat in Richtung Norden verlassen: Luis Baltes.

Aus der Landauer Subkultur bis nach ganz oben hat es Luis Baltes geschafft – nicht nur geografisch. Der 34-jährige Musiker lebt jetzt in Hamburg und ist seit 2017 festes Mitglied bei den altehrwürdigen Hip-Hoppern von Fünf Sterne deluxe. Seiner Wurzeln ist sich der Sänger aber immer noch bewusst. Die sind nicht nur in der Südpfalz, sondern auch in Mannheim.

Gerade waren die Legenden des Waterkant-Hip-Hops mit ihrem dritten Album „Flash“ von 2017 zum zweiten Mal auf Tour, da rappte und beatboxte der „Landauer Bub“ mit den Nordlichtern, als wäre er schon seit den 90er-Jahren dabei. Wie kam es, dass die Fünf Sterne, die wie Jan Delay oder Fettes Brot Hamburg zur Hochburg des Hip-Hops machten, ausgerechnet einen Südpfälzer in ihren Kreis aufnahmen? Geboren wurde er im März 1984 in München und lebte dort bis zu seinem zehnten Lebensjahr, bis er in die Südpfalz kam. „Meine prägende Zeit hatte ich aber in Landau. Schon damals habe ich hier an allen möglichen Orten aufgelegt“, erinnert sich Baltes. Er hat das Max-Slevogt-Gymnasium besucht und auch schon bei den Dicken Kindern mitgerappt. Nach seinem Abitur 2003 ging Baltes wieder nach München und wollte Mediengestalter werden. Bei der Firma Bumm Film, die „Bernd das Brot“ produziert, hing er jedoch in der Warteschleife. Als nach anderthalb Jahren Praktikum klar wurde, dass doch kein Azubi eingestellt werden würde, kündigte Baltes. „Seitdem hab ich keinen normalen Job mehr gehabt.“ Denn damals beschloss er: „Ich werd’ Musiker.“ Auf klassischem Weg sah er für sich die Aussichten alles andere als rosig. Denn: „Ich war immer Rapper und Beatboxer, konnte weder Noten lesen noch ein Melodie-Instrument spielen.“ Seine damalige Freundin machte ihn auf die noch junge Popakademie aufmerksam. So ging es 2006 für Baltes in den Mannheimer Jungbusch. „Dort hat sich mein musikalisches Netzwerk aufgebaut.“ In einem Bunker in Käfertal hatte er sein Tonstudio und gründete seine Band Luis Laserpower, mit der sein Netzwerk über die Grenzen der Rhein-Neckar-Region wuchs. „Ich war in Mannheim, meine Band in Berlin“, erzählt Baltes. Damit ergaben sich Auftrittsmöglichkeiten in der Hauptstadt. 2014 ging Luis Laserpower als Vorband mit den Söhnen Mannheims auf Tour – und löste sich im selben Jahr auf. Das Folgejahr war für den Rapper, der 2010 seinen Bachelor in Popmusikdesign mit Schwerpunkt Gesang gemacht hatte, Krise und Neuanfang zugleich: Seine damalige Beziehung ging in die Brüche, und er musste seine Wormser Wohnung verlassen. „Ich verlasse meine geliebte südwestdeutsche Heimat und springe ins kalte Hamburger Wasser“ – Baltes war bange zumute. Doch als er im März 2015 in der Hansestadt aufschlug, konnte er „schnell Fuß fassen“. Zu Pass sei ihm dabei vor allem seine Fähigkeit als Songwriter gekommen. „Ich hab’ schon in Mannheim für andere Songs geschrieben.“ Schließlich sei er über Kontakte zum Verlag Napa Songs gekommen: „Das war für mich der Einstieg in die Musikindustrie.“ Mit Sessions und Studioarbeit folgte ein „total verrücktes Jahr“ in Los Angeles: „Auf einmal häng’ ich mit Leuten ab, die international agieren und ein Rockstarleben führen.“ Dabei fühlt er sich heute noch als „Pfälzer Bub, der es genießt, mit Leuten in Nußdorf Schorle zu trinken. Das erdet ungemein.“ Und jetzt ist Baltes neben Das Bo, Tobi Tobsen und DJ Coolman der vierte bei den Fünf Sternen deluxe. Wie das kam? Das ist eine längere Geschichte. Die Kurzversion: Der ehemalige Teilzeitschlagzeuger André Wenzlitschke von Luis Laserpower habe irgendwann 2017 an die Tür von Baltes’ Studio in Altona geklopft und gefragt: „Kannst du uns bei einem Song helfen?“ Er sitze gerade mit Das Bo im Studiokomplex gegenüber, und sie bräuchten Inspiration. Aus dem ersten Kontakt wurde ein gemeinsamer Auftritt und schließlich das Angebot, in die Band einzusteigen. Baltes klingt, als könne er es immer noch nicht richtig glauben.

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