Rheinpfalz Orte der Begegnung schaffen

Soll wieder schöner und mit Leben erfüllt werden: der Neumarkt genannte Platz in der Neckarstadt-West.
Soll wieder schöner und mit Leben erfüllt werden: der Neumarkt genannte Platz in der Neckarstadt-West.

«Mannheim.» Sie gilt als Stadtteil mit diversen Problemen. Als Schmelztiegel vieler Nationen, allerdings eher mit einem Nebeneinander statt einem Miteinander. Doch die Neckarstadt-West soll sich ändern, die Bevölkerung näher zusammenrücken. Einige Vorhaben, um dies zu erreichen, spielen sich im städtebaulichen Bereich ab. Dazu gehört auch die Umwandlung des Neumarkts, der in Zukunft wieder verstärkt Treff- und Mittelpunkt des Stadtteils werden soll.

Um einen öffentlichen Platz zu beleben, braucht es Aufenthaltsqualität. Die hat der Neumarkt inmitten der Neckarstadt-West heute nicht wirklich. Mit dem 2014 eröffneten Kulturkiosk ging es schon einen gewaltigen Schritt in die richtige Richtung. Heute ist er beliebt und Anlaufstelle für Junge und Kulturbegeisterte. Doch der Neumarkt hat eigentlich noch mehr zu bieten. Bäume, Wiesen, einen Spielplatz. Wer fehlt, sind jedoch die Menschen, die das alles nutzen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand – oder eher auf dem Boden: Die Wiese dient vornehmlich als Hundeklo. Auch der Spielplatz ist deutlich in die Jahre gekommen, es fehlen passende Sitzgelegenheiten und letztlich eine angenehme Atmosphäre. „Wir wollen wieder öffentliche Plätze mit Aufenthaltsqualität schaffen“, sagt der Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP, Achim Judt, mit Blick auf die Neckarstadt-West. Und mit Blick auf den Siegerentwurf eines städtebaulichen Wettbewerbs zur Verschönerung des Neumarkts. Diese ist Teil eines nicht mehr ganz neuen Konzepts, das mehrere Aspekte zur Aufwertung des Stadtteils beinhaltet. Wirklich viel wird sich allerdings nicht tun. „Die Eingriffe sind eher minimalinvasiv, eine Art Akupunktur“, so Judt. Und auch Stadtplaner Christian Konowalcyzk bestätigt dies: „Wir wollen den Neumarkt nicht auf links drehen.“ Dennoch sollen die kleinen Eingriffe jede Menge bewirken. „Der Platz soll ein Ort der Begegnung für Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Nationen werden. Ein Ort der Akzeptanz und Toleranz“, sagt Judt. Dafür sieht das Gewinner-Büro aus Köln, die Greenbox-Landschaftsarchitekten im Verbund mit Stadtplanern, unter anderem einen Projektpavillon vor, der zumindest während der Projektphase Platz für Ausstellungen und Informationen bietet. Eventuell, so der Fachbereichsleiter der Mannheimer Stadtplanung, Klaus Elliger, bleibe der Pavillon sogar für weitere Nutzungen stehen. Des Weiteren soll der Spielplatz erneuert werden, unter Beteiligung der Bevölkerung. Die Hundeklo-Wiese soll wieder bespielbar, nette Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Alles in allem soll der bislang dreigeteilte Platz wieder zu einer Einheit zusammenwachsen, offener und freundlicher erscheinen. Wichtig sei, so Christian Konowalcyzk, dass die Bewohner mit einbezogen werden. Entweder, indem sie selbst mit Hand anlegen oder Ideen einbringen. „Sie sollen sich mit dem Platz identifizieren.“ Dass dies jedoch gar nicht so einfach ist, zeigte sich in den 1990er-Jahren, als der Neumarkt schon einmal umgestaltet wurde. Mit dem Ergebnis, dass er heute nicht mehr gut bei der Bevölkerung ankommt. Zu undurchsichtig, zu schmutzig, zu viele Barrieren. Und zu viel Verkehr, der in Zukunft in diesem Bereich ebenfalls etwas beruhigt werden soll. Alles in allem bietet sich die Chance, dass der Neumarkt wieder ein Anlaufpunkt in der Neckarstadt-West wird. Selbst kleine Änderungen dürften schon viel bewirken, es muss ja nicht immer gleich der Dampfhammer ausgepackt werden. Auch um den Neumarkt herum wird sich in den kommenden Jahren noch einiges tun, beispielsweise in der Damm- oder der Mittelstraße, für die vor allem die ein oder andere verkehrs- und parktechnische Neuerung vorgesehen sind. Umgestaltungsbeginn am Neumarkt ist voraussichtlich 2021, schätzen die Stadtplaner. Und danach wird sich zeigen, ob die minimalinvasiven Eingriffe zur Heilung so mancher Problemzonen beitragen. Zu wünschen wäre es dem gerne verrufenen Stadtteil, der jedoch jede Menge Potenzial in sich trägt.

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