Rhein-Pfalz Kreis Neuhofener Altrhein: Noch viel Luft nach oben

Der Neuhofener Altrhein liegt eigentlich idyllisch da. Von den Strapazen des Sauerstoffmangels ist nichts zu sehen. Der See erho
Der Neuhofener Altrhein liegt eigentlich idyllisch da. Von den Strapazen des Sauerstoffmangels ist nichts zu sehen. Der See erholt sich gerade – und die Oberflächenbelüfter helfen ihm dabei.

Sauerstoffgehalt stabilisiert sich auf niedrigem Niveau – Keine toten Fische gefunden

Noch nicht gut, aber deutlich besser – so ist die Lage im Neuhofener Altrhein im Altriper Naherholungsgebiet Blaue Adria. Der Sauerstoffgehalt im Wasser, der vor einer Woche drastisch abgefallen war, hat sich großflächig stabilisiert, sagt Wolfgang Mansky von der Verbandsgemeinde Rheinauen. Aber es ist noch viel Luft nach oben. Wolfgang Mansky klingt mittlerweile wieder ein wenig zuversichtlicher. Die Sauerstoffwerte im Neuhofener Altrhein haben ein Niveau erreicht, mit dem der Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Rheinauen halbwegs zufrieden ist. In den vergangenen Tagen haben sie sich zwischen 1,6 und zwei Milligramm pro Liter Wasser eingependelt – zumindest in geringer bis mittlerer Wassertiefe. Und: „Wir haben keine toten Fische gefunden“, sagt Mansky, „das ist schon mal gut.“ Das Gröbste dürfte also einmal mehr ausgestanden sein, vermutet er.

Einsatz rund um die Uhr

Vor einer Woche sah das noch anders aus. In der Nacht zu Freitag kollabierte der See regelrecht, der Sauerstoffgehalt des Wassers ging in kurzer Zeit drastisch nach unten, der Altrhein drohte zu kippen. Die Werte lagen bei 0,2 Milligramm, am Freitagmittag immerhin wieder bei etwa 0,8 Milligramm pro Liter Wasser. Mansky war in dieser Zeit im Rund-um-die-Uhr-Dauereinsatz, in einer Art Doppelfunktion für die Verbandsgemeinde und den Altriper Sportanglerverein, dem er angehört. Nachdem die Freiwilligen Feuerwehren aus Altrip, Waldsee und Otterstadt in der Nacht begonnen hatten, den See zu belüften, übernahmen am Morgen die Ehrenamtlichen. Dabei war klar, dass sich gravierende Auswirkungen, etwa tote Fische, die an die Oberfläche treiben, auch erst Tage später hätten zeigen können. „Ich hoffe, dass es noch nicht zu spät ist“, sagte Mansky und wirkte nach stundenlanger Arbeit sichtlich erschöpft. War es offenbar noch nicht. Bis Donnerstag liefen große Pumpen, die am Bootssteg festgemacht waren, dem See Wasser entnahmen und es wieder auf die Oberfläche regnen ließen. So sollte das Wasser mit Sauerstoff angereichert werden, um Naturschäden und ein Fischsterben zu verhindern. Die Tiere fanden die Sauerstoff-Inseln. Im Neuhofener Altrhein leben unter anderem Zander, Karpfen und Hechte. Zusätzlich wurden Oberflächenbelüfter installiert, die auf mechanische Weise Luft und damit Sauerstoff in das Wasser bringen. Sie werden noch bis Mitte Dezember weiterlaufen, kündigt Mansky nun an. Jede Bewegung, jedes Umwälzen tut dem Gewässer gut. Auch Regen ist hilfreich, er bringt Frischwasser in den See. In Zeiten eines Pegelstands von knapp drei Metern ein Segen, sagt Mansky. Seit 18 Jahren ist er bei den Sportanglern, so wenig Wasser hatte das Haus-und-Hof-Gewässer noch nie. „Historisch“, sagte Mansky.

Wasser kann sich jetzt regenerieren

Das Problem im Neuhofener Altrhein aber sind Blaualgen. Sie setzen dem See, der an manchen Stellen bis zu 14 Meter tief ist, schon seit mehreren Jahren zu, das Wasser droht regelmäßig zu kippen und wird ständig vom rheinland-pfälzischen Landesamt für Umwelt im Auge behalten. „Trotz der Hitze haben wir das Wasser gut über den Sommer gebracht“, sagte Mansky. Im Herbst sterben die Algen nun aber ab und sinken auf den Grund. Faulgase bilden sich, es entsteht ein erhöhter Sauerstoffbedarf im Wasser. In Kombination mit dem ohnehin nicht allzu hohen Sauerstoffgehalt und dem aktuellen Niedrigwasser konnte der See das nicht kompensieren. Nun scheint die Algen-Biomasse komplett abgesunken zu sein, vermutet Mansky. „Es ist kein zusätzlicher Sauerstoffbedarf mehr nötig“, sagt er. Das Wasser könne sich jetzt regenerieren. Eine gute Voraussetzung, um den See durch den Winter zu bringen. Doch auch wenn sich die Sauerstoffwerte mittlerweile großflächig stabilisiert haben, ist noch lange nicht alles wieder gut am Neuhofener Altrhein: Zwei Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser sind die unterste Grenze, um das Überleben der Fische zu ermöglichen. „Vier Milligramm wären gut“, sagt Mansky, „alles darüber wäre Luxus.“

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