Rheinpfalz Mit Taschen und Tüten ins Mittelalter

Zeitreise: Aussteller und Besucher des Jahrmarkts im Herzogenriedpark in ihren Gewändern.
Zeitreise: Aussteller und Besucher des Jahrmarkts im Herzogenriedpark in ihren Gewändern.

«Mannheim.» „Auf das sich die Sonne über die schönen Maiden ergieße, und sich alle gemeinsam an den Lustbarkeiten auf diesem schönen Markt ergötzen“ – mit diesen blumigen Worten begrüßte der „Hässliche Hans“ die rund 15.000 Besucher des Mittelalterlichen Jahrmarkts im Herzogenriedpark. Mit dem Treffen der Ritter, Burgfräuleins und Handwerker der alten Zünfte wird seit geraumer Zeit nun schon quasi das Frühjahr in der grünen Oase eingeläutet. Hin und wieder traf der Wunsch sogar zu, zeigte sich die Sonne über Gauklern, Händlern und Spielleuten, die Organisator Wolfgang Adrian wieder in einem bunten Dorf vereint hatte. Und auch wenn sich die Sonne nur selten an den drei Markttagen zeigte: Sonderlich beeindruckt war vom Wetter niemand. „Schließlich hat es auch damals schon geregnet, und die Menschen wollten in ihrer Kleidung möglichst trocken bleiben. Loden hält relativ lange trocken, aber auch die Wollstoffe und Leinen sind gut“, erklärte Rebekka Hörner aus Lambsheim. Wie bei den meisten Mittelalterfreunden war bei ihr zunächst einmal Geduld gefragt, drängten sich die Jahrmarktbesucher doch in Rüstung oder Alltagsgewand zunächst vor dem Haupteingang. Für Adrian ein gutes Zeichen, zeigte es doch, dass der Mittelaltermarkt im 15. Jahr längst gut angenommen ist. Ganz positiv gesehen bot die Veranstaltung einen kleinen Vorgeschmack auf ein friedliches Europa, waren hier doch Kelten, Franken und auch Wikinger zu einer friedlichen Gemeinschaft vereint, die den Trommeln und Sackpfeifen der „Spielleute des Donners“ lauschten oder einen Abstecher zum Gallier Verleihnix und seiner Fischbraterei machten. Aber auch Falafeln gab es im vereinigten europäischen Mittelalterreich anscheinend schon. Das freute nicht nur die „Dorfbewohner“, die ihre Zelte für drei Tage im Park aufgeschlagen hatten, sondern vor allem die Besucher. „Klar kommen wir auch wegen der Handwerker, aber es ist doch schön, wenn es auch schmeckt“, meinte Christopher Schucker, der sich gerade bei der „Ferkelbraterey“ ein Stück Spanferkel schmecken ließ. Geschmeckt hat es offensichtlich auch den Vögeln von Falkner Achim Häfner. „Boah, du hast ganz schön Mundgeruch“, unterstellte er einem seiner handzahmen Käuze, dem er gerade ein demonstratives Küsschen auf den Hakenschnabel gedrückt hatte. „Das sind alles Handaufzuchten von mir und Therapievögel“, erklärte Häfner die Engelsgeduld seiner Vögel, die den Kapriolen ihres „Meisters“ scheinbar ungerührt, aber mit stechendem Blick zusahen, und sich auch von den Besuchern streicheln ließen. Sehr zur Freude von Marie Bügel. Die Sechsjährige durfte gerade zum ersten Mal in ihrem Leben einen Uhu anfassen. „Darf ich so einen haben?“, fragte sie Papa Daniel. Dessen Blick war Antwort genug. „Aber die Veranstaltung ist toll, weil es hier auch für Kinder so viel zu entdecken gibt“, sagte der 43-Jährige Mannheimer. Sogar Arbeit machte den Besuchern Spaß. So konnten sie etwa im knapp vier Meter hohen „Hamsterrad“ von Tim Eigenmann laufen und so den 60 Kilogramm schweren Schmiedehammer antreiben – eine echte Tretmühle. Aber tatsächlich war auch im Mittelalter nicht alles friedlich. Eine Vorbereitung auf Ritterspiele und Krieg war das „Tjosten“ – beim Mittelaltermarkt eine Kissenschlacht auf einem rutschigen Baumstamm. Und nebenan klirrten die Langschwerter. Frankonier und die Schwertkampfschule Krifon demonstrierten dort den meisterhaften Umgang mit den Mordwerkzeugen. Schlachtengetümmel als schweißtreibende Kunst, was nicht zuletzt an der schweren Schutzausrüstung lag, die Ritter und Schwertkämpfer trugen. Dafür gab es dann auch besonders viel Beifall aus den Reihen der Zuschauer.

Munterer Musikus: Kommt der etwa aus Hameln?
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