Ludwigshafen Mit russischen Millionen ins Rampenlicht

KFC-Coach Stefan Krämer wird nach dem Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga West auf Händen getragen.
KFC-Coach Stefan Krämer wird nach dem Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga West auf Händen getragen.

«Krefeld.» Wenn Mikhail Ponomarev Hof hält, werden gerne die feinsten Adressen in Düsseldorf für die Treffen ausgewählt. Der Unternehmer aus Russland, der seit langer Zeit im Rheinland lebt, mag es pompös, wenngleich er im Grunde sehr hemdsärmelig daherkommt. Kaviar gehört ebenso zu dem Mann, der den KFC Uerdingen zu einem Anwärter auf die Dritte Liga gemacht hat, wie Currywurst. Die kulinarischen Vorlieben des Millionärs schwanken und nicht nur deshalb bleibt der Mann schwer greifbar – so wie das bei russischen Investoren oft der Fall ist. In seiner Heimat hat Ponomarev ein großes Beratungsunternehmen in Management Consulting gegründet und ist damit reich geworden. Sein Geld investiert er seit Jahren in verschiedenen Sport-Klubs, seit knapp drei Jahren auch beim KFC Uerdingen. Bei der Düsseldorfer EG schauen sie etwas neidisch auf die Uerdinger, denn dem KFC, der vor wenigen Jahren noch in der Sechstklassigkeit herumdümpelte, hält Ponomarev schon länger die Treue. Zunächst hatte sich der Russe bei der traditionsreichen DEG engagiert und mitgeholfen, dass der vor sich hin dümpelnde Eishockeyverein zwischenzeitlich wieder zu den besten Klubs in Deutschland wurde. Einmal waren die Düsseldorfer sogar in der Champions League dabei, was Ponomarev bei seinem Einstieg im Spätjahr 2013 versprochen hatte. Im Mai 2016 war die Leidenschaft des Eishockey-Liebhabers zur DEG abgekühlt, er verkaufte seine Anteile und stockte sein Engagement in Uerdingen auf. Bis zum vergangenen Sommer war Ponomarev zudem als Investor beim englischen Premiere-League-Klub AFC Bournemouth aktiv und half mit, den Verein vor drei Jahren erstmals in die höchste englische Fußballliga zu hieven. Es ist deshalb kein Wunder, dass das Umfeld beim KFC Uerdingen auf eine ähnliche Entwicklung beim eigenen Klub hofft und die Daumen drückt, dass der Investor nicht vorzeitig die Lust an dem Klub verliert. „Der KFC Uerdingen ist ein Verein mit großer Tradition. Ich bin Geschäftsmann. Also ist es mein großes Ziel, den Verein profitabel zu machen, damit er alleine auf gesunden Füßen stehen kann. Das kann er aber nicht in der vierten und auch nicht in der dritten Liga, sondern nur in der zweiten oder ersten Liga“, sagt Ponomarev. Der angestrebte Erfolg in den Aufstiegsspielen gegen den SV Waldhof soll demnach nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zurück auf die große nationale Bühne sein. Erst in der vergangenen Spielzeit gelang dem KFC, der zwischen 1975 und 1995 insgesamt 15 Jahre in der Bundesliga vertreten war, die Rückkehr in die Regionalliga West – der Meistertitel ist deshalb trotz großer Investitionen eine Überraschung. Durch die finanziellen Zuwendungen des Investors aus dem Osten hatte sich der KFC eine formidable Mannschaft zusammengestellt und Mitte März den wohl entscheidenden Schachzug vollzogen, als Stefan Krämer anstelle von Michael Wiesinger (ehemals SV Elversberg) als neuer Trainer verpflichtet wurde. Mit dem 51-Jährigen wurden die Leistungen auf dem Feld besser, und die Resultate. In zwölf Partien gab es elf Siege und ein Remis, so dass die Uerdinger voller Selbstvertrauen in die Aufstiegsspiele starten. Im Kader stehen mit Maximilian Beister an der Spitze, der zu Beginn der Rückrunde kam und bislang elf Treffer erzielte, mehr als ein Dutzend Akteure, die schon in höheren Ligen gekickt haben. Das Gros der neutralen Beobachter schanzt dem KFC deshalb die Favoritenrolle in den Duellen gegen den SVW zu, doch davon will Krämer nichts wissen. „Was ich bis jetzt gesehen habe, würde ich aktuell von einem fifty-fifty-Spiel ausgehen. Mannheim ist eine hervorragende Umschalt-Mannschaft mit einer guten Mischung aus Tempo und Erfahrung. Waldhof ist gespickt mit Zweit- und Drittligaspielern und keine gewöhnliche Regionalliga-Mannschaft“, sagte der Fußballlehrer dem Onlineportal „reviersport.de“. Krämer übte sich in Understatement, ganz im Gegensatz zu Ponomarevs Gepflogenheiten.

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