Ludwigshafen Mit der Dose zum Metzger

In der Metzgerei Süss in Maxdorf füllt Verkäuferin Patricia Weinheimer die Wurst in Kundendosen.
In der Metzgerei Süss in Maxdorf füllt Verkäuferin Patricia Weinheimer die Wurst in Kundendosen.

«Ludwigshafen.»Schon seit mehr als einem Jahr bietet die Metzgerei Süss auch in ihrer Filiale in Maxdorf den Kunden an, ihre Einkäufe in der eigenen Dose mit nach Hause zu nehmen. „Die Kunden haben immer mal wieder danach gefragt, aber auch wir selbst wollten das aus Umweltschutzgründen einführen“, erzählt Geschäftsführerin Alexandra Süss. Immer wieder wirbt sie auch aktiv für diesen Service. „Wir verfolgen schon lange die Diskussion um Plastikmüll, das ist ein Beitrag zur Vermeidung“, ergänzt sie. Und das sehen offensichtlich auch die Kunden so, denn es wird immer mehr angenommen. Etwa zehn Kunden in der Woche, Tendenz steigend, stellen ihre Behälter auf den Tresen. Am Wochenende sind es mehr als unter der Woche. „Hinter die Theke dürfen die Dosen nicht“, erklärt die Metzgerei-Meisterin – Vorschrift des Gesundheitsamtes: Mit dem habe sie sich über das Prozedere abgesprochen: „Der Kunde muss die Dosen selbst öffnen, dann legen wir die Ware hinein, ohne die Dose zu berühren, und der Kunde muss seine Behälter wieder selbst schließen“, erklärt sie. In der Limburgerhofer Metzgerei Hardt können die Kunden ihre Dose auch auf ein Tablett stellen, das die Verkäuferin dann auf die Waage heben kann, berichtet Annemarie Hardt. Schon immer bietet das Fachgeschäft diesen Service, etwa zehn Kunden nutzen das an einem gut besuchten Tag. Auf diese Weise können sogar die warmen Mittagsspeisen in die mitgebrachten Behälter gefüllt werden. So ein Edelstahl-Tablet wird auch seit etwa einem halben Jahr in der Metzgerei Mayer in Schifferstadt eingesetzt – mit Erfolg und vermehrtem Gebrauch, wie Caroline Mayer berichtet. Und wenn’s tropft und bröckelt? Bei der Dose-auf-die Theke-Variante müssen Hackfleisch, marinierte oder in Soßen eingelegte Fleischwaren, die tropfen, weiterhin hinter der Theke in Papier mit Plastikbeschichtung eingewickelt werden – und erst dann dürfen sie in die Dose des Kunden. „Wir arbeiten nun einmal mit Waren, bei denen auf strenge Hygiene geachtet werden muss. Aber auch hier spart man ja die weitere Umverpackung“, sagt Alexandra Süss. Das Schöne sei auch, dass die Kunden dabei immer über das Thema Plastikmüll-Vermeidung ins Gespräch kommen. In ihren Filialen in Maxdorf, Ludwigshafen, Birkenheide und Weisenheim am Sand sind es sowohl junge als auch ältere Kunden, die diese Möglichkeit nutzen. „Die Älteren kennen es aber noch von früher“, sagt Alexandra Süss. Denn: „Die Idee ist eigentlich alt!“ Probleme mit der Haltbarkeit Daran erinnert sich auch noch Bernd Kuhn. Bis in den 1990er-Jahre sei es üblich gewesen, dass Kunden ihre Behälter mitbringen oder dass am Schlachttag die „Worscht-Supp im Heffelchen“ nach Hause getragen wurde. „Dann wurde es vom Gesundheitsamt verboten, es hagelte sogar Geldstrafen“, erzählt der Metzgermeister aus Mutterstadt. Das kann das Gesundheitsamt heute nicht bestätigen (siehe „Zur Sache“). In Kuhns Metzgerei haben in letzter Zeit Kunden noch nicht ihre Dosen auf die Theke gestellt. Grundsätzlich sei es aber gut, Müll zu sparen. „Aber ich sehe da auch hygienische Probleme“, sagt er. Schon allein beim Wiegen: „Die Ware muss auf einem beschichteten Papier auf die Waage gelegt werden“, erklärt Bernd Kuhn. Und: „Sind die Dosen der Kunden nicht richtig sauber, verdirbt die Ware schneller“, meint der Mutterstadter Metzger. Das sei schwierig, denn heute werde mehr und mehr auf Vorrat gekauft. Bitte nicht zu Lasten der Hygiene In der Metzgerei Friedrich in Böhl-Iggelheim wollen viele Kunden, die ihre eigenen Dosen mitbringen, weiterhin, dass jede Wurstsorte mit einem Wachspapier separat eingeschlagen wird, berichtet Karl-Martin Friedrich. Etwa 20 Kunden in der Woche kämen bereits mit ihren Behältern in die Metzgerei, so seine Einschätzung, das seien rund fünf Prozent. „Es sind meist jüngere.“ Das bestätigt auch Annemarie Hardt: „Oft sind es junge Familien. Und es werden immer mehr. Dieses Umweltbewusstsein finden alle befragten Metzger gut: „Auch ich bin Verbraucher und sehe ja, wie viel Plastik in allen Lebensmittelsparten verwendet wird“, sagt Friedrich. Im Metzgerei-Alltag „setzt aber die Hygiene die Grenzen“. Jeder Hygiene-Skandal sei bisher immer groß Thema in den Medien gewesen. Darum solle der Trend nicht zu Lasten der Hygiene gehen, meint Friedrich. Guter Stoff statt Plastikmüll Bringen die Kunden ihre eigenen Dosen mit, könne aber wenigstens an der Tüte gespart werden, in der der gesamte Einkauf eingepackt wird. Und das sei ja auch schon mal ein Umwelt-Beitrag, meinen die meisten unisono. Leider gebe es aber immer noch viele, die dieses Umweltbewusstsein nicht haben, die immer noch fast täglich auf eine Plastiktüte als Tragetasche bestehen, erzählt Friedrich. Dabei bietet seine Metzgerei auch Stofftaschen an, ebenso auch die Metzgereien Hardt und Mayer: „Wir haben sogar welche aus Maismehl“, erzählt Annemarie Hardt. Auch Caroline Mayer forciert das, indem sie Stofftaschen zum Kauf anbietet. Seitdem auf Plastiktüten Gebühren fällig sind, werde diese Alternative auch gut angenommen. Stofftaschen für die Kunden – das könnte sich auch Tobias Erbach für seine Metzgerei in Otterstadt vorstellen. Nur sehr wenige Kunden wollen ihre Wurstwaren in ihrer eigenen Dose verpackt haben, „bisher waren es zwei überhaupt“, erzählt er. Die Kunden seien an das bisherige Prozedere gewöhnt. Der eigenen Behälter werde meist nur am Schlachttag mitgebracht, etwa für die Wurstsuppe. Dafür habe er zum Teil Papiertüten eingeführt, aber: „Die sind fast doppelt so teuer wie Plastiktüten.“ Und Mehrkosten müssten theoretisch auf den Kunden umgelegt werden. Zudem eigenen sich Papiertüten nicht für jeden Einkauf von Wurstwaren, zum Beispiel wenn die Waren sehr feucht sind, berichten einige Metzger.

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