Rheinpfalz Mehr als nur ein Motor

Arbeitete über Jahrzehnte an der Entwicklung seines nach ihm benannten Rotationskolben-Verbrennungsmotors: Felix Wankel.
Arbeitete über Jahrzehnte an der Entwicklung seines nach ihm benannten Rotationskolben-Verbrennungsmotors: Felix Wankel.

«Mannheim.» Im Mannheimer Technoseum gibt es die Geschichte der Technik zum Ansehen und Anfassen. Es ist damit der ideale Ort für den Nachlass Felix Wankels. „Technologie war sein Thema“, begründete Thomas Meysen, Vorsitzender der Felix-Wankel-Stiftung. Seit 1992 verwaltet das Technoseum den Nachlass des genialen Tüftlers als Dauerleihgabe. Zu Wankels 30. Todestag am 9. Oktober wird die Leihgabe nun in eine Schenkung umgewandelt.

Wankel selbst war bei der Suche nach einem passenden Ort für seinen Nachlass auf das Museum aufmerksam geworden. 1992, zwei Jahre nach der Eröffnung des damaligen Landesmuseums für Technik und Arbeit, kam die Leihgabe von der Stiftung, die seither „rund ein Viertel unseres gesamten Bestands ausmacht“, wie Petra Memmer als Leiterin der Bibliothek und des Archivs am Technoseum berichtete. Rund 290 Laufende Regalmeter füllen Akten, Dokumente, Fotografien und Unterlagen des Tüftlers. „Er hat zeit seines Lebens alles aufgehoben“, sagte Meysen. Als Beleg dafür verwies Memmer auf einen Ordner, in dem Wankel fein säuberlich Schokoladenfolien und -verpackungen archiviert hatte. Auch solche Unterlagen seien wichtig. „Aus dem gesamten Nachlass ergibt sich ein Bild über die Persönlichkeit“, erklärte Technoseum-Direktor Professor Hartwig Lüdtke. Für ihn wird in einem Detail Wankels Geist deutlich: Obwohl Nichtschwimmer, war Wankel auch begeisterter Ruderer, ersann für seinen Rennsport-Einer einen Schutz gegen das Kentern in den teilweise aggressiven Wellen des Bodensees. „Andere Leute hätten gar nicht erst gerudert“, sagte Lüdtke lachend. Und auch im bekannten Wankelmotor stecke jede Menge Persönlichkeit: Weil ihn das Schütteln in einem Zwei-Zylinder-V-Motor störte, verfolgte der Erfinder ab 1924 den Gedanken an den Rotationskolben-Verbrennungsmotor. Dieser konnte sich zwar gegen den Zylindermotor nicht durchsetzen, Experten rechnen aber damit, dass er Potenzial bei Elektromotoren haben könnte. Dem ruhig laufenden Wankelmotor könnte also ein Comeback bevorstehen. Doch der Nachlass besteht nicht allein aus technischen Gerätschaften, sondern auch aus jeder Menge schriftlicher Zeugnisse. Zum Teil wurden die, in kleinster altdeutscher Schrift festgehaltenen Dokumente bereits in Reinschrift übertragen und ausgewertet. „Aber dieser Nachlass wird uns und viele weitere noch viele Jahre lang beschäftigen“, war sich Lüdtke bei der Vorstellung der Vereinbarung gestern sicher. Dabei stehe der Nachlass allen wissenschaftlich Interessierten auf Antrag für Forschungsarbeiten offen. Allein die technischen Zeichnungen, Skizzen, Briefe und rund 10.000 beschrifteten Fotos sind hierfür ein weites Feld, zumal Wankel dafür seine eigene Ordnung hatte, die sich bislang noch keinem Außenstehenden erschlossen hat. Immerhin: „Dieser Nachlass wurde in unserem Haus bislang am häufigsten erforscht.“ Als „Gastgeschenk“ hatte Meysen gestern rund 50 weiterer Kartons sehr persönlicher Artefakte mitgebracht, die nun ebenfalls ins Archiv des Technoseums wandern. Lüdtke bedankte sich für das von der Stiftung entgegengebrachte Vertrauen. Wir werden weiter an dem Thema arbeiten“, versprach er. So habe das Technoseum Wankel seit 1992 keine eigene Sonderausstellung mehr gewidmet. Der Großteil der etwa 500 Exponate – Autos, Motorräder, Boote, Motorsägen und Rasenmäher – werde jedoch in die Dauerausstellung integriert, sagte der Museumsdirektor. Am Dienstag, 9. Oktober, wird die Schenkung bei freiem Eintritt ab 19 Uhr zu Wankels 30. Todestag mit dem Festvortrag „Genial im Gehirn“ durch den Hirnforscher Manfred Spitzer offiziell vollzogen.

Auch Wankels früherer Wagen, ein NSU Ro 80, ist im Technoseum zu sehen. Auf dem Foto sitzt Museumsdirektor Hartwig Lüdtke am Ste
Auch Wankels früherer Wagen, ein NSU Ro 80, ist im Technoseum zu sehen. Auf dem Foto sitzt Museumsdirektor Hartwig Lüdtke am Steuer, daneben steht Thomas Meysen, Vorsitzender der Wankel-Stiftung.
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