Rheinpfalz Mannheim: Weit über 1000 Bäume werden gefällt

Vertreter des Regierungspräsidiums haben sich diese Woche vor Ort ein Bild vom Hochwasserdamm in Mannheim gemacht.
Vertreter des Regierungspräsidiums haben sich diese Woche vor Ort ein Bild vom Hochwasserdamm in Mannheim gemacht.

Um den Hochwasserdamm in Mannheim auf 3,7 Kilometern Länge zu ertüchtigen, sollen weit über 1000 Bäume gefällt werden. Die Stadt war bisher öffentlich von „mehreren hundert Bäumen“ ausgegangen. Damit werden die Befürchtungen einer Bürgerinitiative nicht nur wahr. Für sie kommt es noch schlimmer als gedacht.

Eine Alternative sieht das für Hochwasserschutz zuständige Regierungspräsidium offenbar nicht, wie aus der Antwort auf eine RHEINPFALZ-Anfrage hervorgeht. „Auf und neben dem Rheinhochwasserdamm stehen viele Bäume, die zur Sicherstellung des notwendigen Hochwasserschutzes leider gefällt werden müssen. Die genaue Anzahl ist zwar noch nicht ermittelt. Es dürfte sich aber in der Größenordnung um etwa 1000 Bäume mit größerem Stammdurchmesser handeln“, teilt Armin Stelzer, Leitender Technischer Direktor für Hochwasserschutz des Regierungspräsidiums Karlsruhe, mit. Wie sich aus der Antwort unschwer ableiten lässt, wird neben den „Bäumen mit größerem Stammdurchmesser“ auch eine große Zahl von Bäumen mit „geringerem“ Stammdurchmesser der Axt zum Opfer fallen. Es ist also durchaus denkbar, dass insgesamt mindestens 2000 Bäume gefällt werden. Dass grundsätzlich alle Bäume in einem rund 50 Meter breiten Schutzstreifen vor, auf und hinter dem künftigen Damm verschwinden müssen, daran lässt der für Hochwasserschutz zuständige Beamte in seinen Ausführungen keinen Zweifel.

Befürchtung: Bäume könnten umkippen

In die maßgeblichen technischen Regelwerke zum Dammbau seien Erkenntnisse aus den letzten katastrophalen Hochwässern an Oder und Elbe eingeflossen. Bei einem länger andauernden Hochwasser fänden Wurzeln von Bäumen im aufgeweichten Boden des Damms weniger Halt. Bei einem Sturm könnten die Bäume umkippen und mit ihrem Wurzelkrater den Damm beschädigen und schlimmstenfalls zu einem Dammbruch führen, erläutert Stelzer, warum die Bäume hier nicht bleiben können. In Dammabschnitten in den Stadtteilen Lindenhof und Neckarau ist angesichts der engen Platzverhältnisse geplant, den Damm mit eisernen Spundwänden zu stabilisieren. Damit reduziert sich laut Planung der baumlose Streifen auf eine Breite von „nur noch“ rund 30 Metern.

Erfahrung aus Oder-Hochwasser: Wurzeln destabilisieren Damm

Für dieses Vorgehen in weiteren Abschnitten spielten allerdings auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Die Sonderbauweise mit Spundwand sei etwa doppelt so teurer wie ein Damm in reiner Erdbauweise, macht der Landesbeamte deutlich. Wie die für Umwelt zuständige Mannheimer Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) bereits andeutete, müsste die Stadt Spundwände notfalls selbst finanzieren. Das von der Bürger-Interessen-Gemeinschaft Lindenhof zum Erhalt der Bäume genannte Argument, dass in einem Gutachten am Rheindeich bei Neuss festgestellt worden sei, dass das Wurzelwerk von Bäumen die Stabilität des Damms sogar deutlich verbessert habe, lässt Stelzer nicht gelten. Den Ausführungen des 2003 tätigen Einzelgutachters habe die Fachwelt zwischenzeitlich widersprochen. Beim Hochwasser an Oder und Elbe habe sich vielmehr gezeigt, dass Bäume auf und nahe von Dämmen zu gefährlich instabilen Verhältnissen führen können.

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