Rheinpfalz Mannheim: Langer Kampf gegen Auto-Poser

Wolffried Wenneis ist von Rasern und frisierten Autos in den Quadraten genervt.
Wolffried Wenneis ist von Rasern und frisierten Autos in den Quadraten genervt. Foto: KUNZ

Wolffried Wenneis hat der Auto-Poser-Szene in Mannheim den Kampf angesagt. Der 82-Jährige und seine Mitstreiter wohnen in den Quadraten und leiden unter dem Motorengeheul der aufgemotzten Fahrzeuge. Das Engagement der Anwohner trägt erste Früchte: Ein Blitzer wurde installiert und die Polizei gründete eine Sondertruppe, um die Protzer aus dem Verkehr zu ziehen.

„Ich erkenne ein Poser-Auto auch, wenn es gerade nicht fährt“, sagt Wolffried Wenneis. „Am Rückspiegel hängt eine Gebetskette und die hintere Scheibe ist verdunkelt.“ Wenneis ist Anwohner an der Kunststraße und hofft, dass die Polizei auch im neuen Jahr den strikten Kurs gegen rücksichtslose und vor allem lautstarke Autofahrer in den Quadraten beibehält.

„Quadratischer als ich kann man gar nicht sein“, witzelt der 82-Jährige, der in der Innenstadt lebt, „seit ich denken kann.“ Und seit einiger Zeit ist er als engagierter Anwohner aktiv und auch bei der Verwaltung bekannt. „Wir haben Jahrzehnte an dem Problem gearbeitet, bis die Stadt es ebenfalls ernst genommen hat.“ So waren es letztlich die Unterschriften, die vom Bürger-Netzwerk Kapuzinerplanken gesammelt wurden, die zu einem Umdenken geführt hatten.

Unterstützung von der Polizei

Der Blitzer im Quadrat N 7 sei das erste Ergebnis von zahlreichen Gesprächen der Anwohner mit dem Ersten Bürgermeister Christian Specht (CDU) und dem Sicherheitsrat, der schließlich die Polizei zum Eingreifen aufgefordert hatte. Mit Polizeidirektor Dieter Schäfer fand sich ein Gleichgesinnter, der das Problem energisch anging. „Bis dahin gab es noch nicht einmal den Begriff Poser. Angeblich war dieses Verhalten erlaubt“, erinnert sich der Anwohner.

Die Anstrengungen der Sondereinsatztruppe seien spürbar und Wenneis weiß auch, mit welchem Aufwand die Polizei die meist jungen männlichen Fahrer, die in der Regel einen Migrationshintergrund haben, aus dem Verkehr zieht. „Das liegt vor allem daran, dass man nicht frühzeitig gegen diese Entwicklung vorgegangen ist.“ Es gebe offenbar eine „Beißhemmung“ der Verwaltung gegen diese Jugendlichen aus anderen Kulturkreisen, vermutet er und lacht ein wenig bitter auf. „Denn manchmal habe ich das Gefühl, dass der Stadt Mannheim unser Engagement und der Einsatz der Polizei gar nicht so recht ist.“

Forderung: Kunststraße nachts sperren

Gemeinsam mit den anderen Anwohnern hofft Wenneis trotzdem, dass die Polizei in ihren Anstrengungen auch nach Schäfers Pensionierung nicht nachlässt. Immerhin: „Laut unserer Information gibt es schon einen Nachfolger und wir werden Anfang des Jahres auch das Gespräch mit dem Polizeipräsidenten suchen, bei dem hoffentlich auch der Nachfolger mit dabei sein wird.“ Denn an der eigentlichen Problematik habe sich wenig geändert.

„Ganz in den Griff bekommt man das Poser-Problem nur, wenn man die Kunststraße für die nächtliche Durchfahrt sperrt.“ Schließlich gehe auch der von verschiedenen Parteien aufgegriffene Vorschlag einer Erweiterung der Fußgängerzone auf den Vorschlag der Anwohner zurück. „Aber bis es soweit ist, wird es wohl noch eine Weile dauern.“ Dabei wartet 2020 für die Innenstadtbewohner wieder ein „besonderer“ Sommer mit einem Fußballgroßereignis. „Autocorsos haben massiv zugenommen. Ich fürchte, das bekommt man auch nicht wieder in den Griff.“ Immerhin ist er optimistisch, denn „unser Papier, das für die Erweiterung der Fußgängerzone ist bei der Verwaltung zwar zunächst auf große Resonanz gestoßen“, aber dann sei es wieder in einer Schublade verschwunden. „Jetzt wird die Stadt nicht mehr darum herumkommen.“ Klimaschutz- und Lärmdiskussion bildeten eine Schnittmenge.

Gesetzesänderung nötig

Aber eigentlich könne das Problem nur auf Bundesebene gelöst werden. „Man müsste nur Gesetze im Sinn der Menschen und nicht der Automobilindustrie machen“, sagt der promovierte Chemiker und spielt damit auf die gesetzlich zugelassenen Auspuffklappen an, die bei gewissen Modellen serienmäßig eingebaut sind und bei Bedarf, etwa beim Start an der Ampel, für ein lauteres Motorgeräusch aktiviert werden können. „Hier müsste man sich nur auf die Grundregeln der Verkehrsgesetze besinnen: Da steht drin, dass man die Erzeugung von unnötigem Lärm zu unterlassen hat.“ Der Anwohner der Kunststraße bleibt also weiter kämpferisch in seinem Einsatz gegen Auto-Poser und hofft darauf, dass die Polizei auch künftig an seiner Seite steht.

Die Mannheimer Polizei hat eine Sondertruppe eingerichtet, die aufgemotzte Fahrzeuge aus dem Verkehr zieht.
Die Mannheimer Polizei hat eine Sondertruppe eingerichtet, die aufgemotzte Fahrzeuge aus dem Verkehr zieht. Foto: dpa
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