Ludwigshafen Ludwigshafener Hochstraßen: „Wer hat das versemmelt?“

Abstimmungsbedarf: Kämmerer Feid und OB Steinruck.
Abstimmungsbedarf: Kämmerer Feid und OB Steinruck.

Bürgerforum zur Sanierung der Hochstraßen - Rund 300 informieren sich über die aktuelle Lage

Warum sind die Statikprobleme bei der Pilzhochstraße nicht früher erkannt worden?

Das fragten mehrere Bürger nach. Laut Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) werden die Hochstraßen regelmäßig kontrolliert. Die Statikprobleme hätten sich erst im Sommer 2017 offenbart, als die wegen des Abrisses der Hochstraße Nord geplante Sanierung der „Pilzhochstraße“ als Ausweichstrecke anstand. Ein Bürger hakte nach: „Wer hat das versemmelt?“ „Es ist altersbedingter Verschleiß. Man kann niemand dafür die Schuld geben“, sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD). Sie unterstrich, dass die 1959 gebaute Trasse eine bundesweit einmalige Konstruktion sei. Seitdem hätten sich die Verkehrsbelastung erhöht und die statischen Anforderungen geändert. Ist das Problem wegen der OB-Wahl unter den Teppich gekehrt worden? Das mutmaßte ein Bürger. Nein, sagte OB Steinruck. „Es ist sauber gearbeitet worden – es wäre nicht seriös gewesen, früher an die Öffentlichkeit zu gehen.“ Im Herbst habe es nur Ideen, aber keine Lösung für die Sanierung gegeben. Ein Friesenheimer meinte zum Hin und Her um die Hochstraßen: „Das ist doch total daneben, was hier in Ludwigshafen gemacht wird.“ Dafür gab es Applaus im Saal. Warum wird eine neue Brücke unter der Hochstraße Süd gebaut? Laut dem von der Stadt beauftragten Ingenieur Heinz-Josef Vieth wurden verschiedene Möglichkeiten geprüft: zum Beispiel zusätzliche Stützen oder eine Verfüllung der Hohlräume unter dem Pilzhochstraßenabschnitt. Doch dies sei alles aus bautechnischen Gründen verworfen worden. Als einzige Lösung sei ein Galeriebauwerk – eine neue Brücke unter der alten – übrig geblieben. Der große Vorteil sei, dass die Hochstraße befahrbar bleibt, während darunter die Arbeiten für das stützende Bauwerk laufen. Autobahnbrücken werden mit Stahlbetonfertigteilen fahrbahnweise, schneller und günstiger saniert. Warum ist das bei der „Pilzhochstraße“ nicht möglich? Bei anderen Brücken hat jede Fahrspur einen eigenen Überbau, der ausgetauscht werden kann, führte ein Bürger an. Ingenieur Vieth erläuterte, dass bei der „Pilzhochstraße “ beide Fahrspuren auf einer Stütze liegen: „Wenn man da die Hälfte rausnimmt, kippt der Pilz um.“ Die Finanzierung der Sanierung der „Pilzhochstraße“ ist noch offen. Ist der Zeitplan der Stadt realistisch, Mitte 2020 mit dem Bauarbeiten zu beginnen? Der Zeitplan geht vom Idealfall aus. Ein Edigheimer hakte nach, ob sich Bund und Land erneut an einer Sanierung beteiligen. „Wir haben gute Argumente für eine Unterstützung“, sagte Kämmerer Dieter Feid (SPD). Süd- und Nordtrasse seien Teil eines Hochstraßensystems. Gespräche mit dem Land hätten begonnen, der Bund soll bald folgen. „Wenn es keine Förderung gibt, dann müssen wir die Hochstraße sperren – aber das erwarten wir nicht“, sagte Feid. Werden die Arbeiten an der Südtrasse mit dem Bau eines Polizeipräsidiums in der Heinigstraße und dem „Metropol“-Hochhaus am Berliner Platz koordiniert? „Das muss man abstimmen. Aber dafür müssen erst die Planungen für die beiden Projekte fertig sein“, sagte Baudezernent Klaus Dillinger zur Frage einer Anwohnerin. Durch die Sanierung fallen Stellflächen unter der „Pilzhochstraße“ weg. Wo sollen Anwohner parken? Während der Bauzeit fallen die Parkflächen weg, räumte Dezernent Feid auf die Frage einer Anwohnerin ein. Laut einem Gutachten für ein Parkraumkonzept sei es möglich, den Wegfall aufzufangen. Anwohner werden jetzt schon durch die Sperrung der Hochstraße Süd durch Lkw-Verkehr belastet. Was tut die Stadt dagegen? „Ich habe da keine Lösung“, sagte Baudezernent Dillinger einer Frau, die in der Zollhofstraße wohnt. Auch OB Steinruck meinte, dass die Belastung für die Anwohner nicht vermeidbar sei, dass aber mit Verkehrskontrollen eingegriffen werden könne. Ferner soll mit Mannheim versucht werden, den Lkw-Verkehr großräumig umzuleiten. Warum kann die Hochstraße Süd für eine Sanierung nicht einfach stillgelegt werden? „Wir können nicht eine zentrale Verkehrsader drei Jahre lang abschneiden, das wäre katastrophal und würde zu einer Mehrbelastung der Hochstraße Nord führen“, meinte die OB auf die Frage einer Frau. Was ist mit den maroden Teilen der „Pilzhochstraße“? Das wollte ein Zuhörer wissen. Die alte Fahrbahn abzudichten, würde mehr Geld kosten, sagte Ingenieur Vieth. Die neue Brücke mit dem Galeriebauwerk funktioniere trotzdem. Der Zwischenraum zwischen alter und neuer Brücke soll zubetoniert werden. Klar sei aber auch, dass die alten Fahrbahnteile irgendwann weg müssten. Das sorgte für Grummeln im Saal. Baudezernent Dillinger betonte, dass die Galerielösung eine Lebenserwartung von mindestens 30 Jahren habe. Wie ist das Fazit der Besucher? „Ich fand’s informativ“, sagte Berthold Weiß aus Nord. Er glaubt, dass sich alles wegen technischer Fragen und der Finanzierung verzögern wird. Für einen anderen Besucher, der anonym bleiben wollte, waren am Ende noch zu viele Fragen offen. Unter www.ludwigshafen-diskutiert.de können Bürger bis 2. Mai Fragen stellen.

Problemzone: Ingenieur Vieth vor der Hochstraße Süd.
Problemzone: Ingenieur Vieth vor der Hochstraße Süd.
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