Ludwigshafen Ludwigshafen: Stille über der Bayreuther Straße

Wer sich mit dem Absender „Bayreuther Straße“ auf eine Stelle bewirbt, hat es schwer. Hier einer der Häuserblocks im Einweisungs
Wer sich mit dem Absender »Bayreuther Straße« auf eine Stelle bewirbt, hat es schwer. Hier einer der Häuserblocks im Einweisungsgebiet in West.

Mietschuldner, Drogenabhängige, aber auch Familien und Senioren – in den städtischen Einweisungsgebieten leben unterschiedlichste Menschen auf engem Raum zusammen. Vielfältige Probleme entstehen. Der Stadtrat hat sich vor über einem Jahr einstimmig für ein Sozialkonzept ausgesprochen. Ergebnisse liegen bislang nicht vor.

„Längst überfällig“ hieß es im April 2017 im Stadtrat. Alle Fraktionen waren damals einstimmig der Meinung: In den städtischen Einweisungsgebieten für Obdachlose muss sich etwas ändern. Im Antrag von SPD und CDU wurde die Verwaltung mit Prüfungen beauftragt: Wie können durch Umbau oder Sanierung die hygienischen Zustände verbessert werden? Wo können Drogen- oder Alkoholabhängige sowie alte Menschen untergebracht werden? Wie sollte ein Sozialkonzept für die Bayreuther Straße, die Kropsburg- und die Flurstraße aussehen?

Sprecherin: Zahlreiche Einzelaspekte

Ergebnisse wurden – auch nach über einem Jahr – bislang nicht öffentlich vorgestellt. Auf Nachfrage heißt es von der Stadt, dass es einen dezernatsübergreifenden, städtischen Arbeitskreis gebe, der diese Fragen diskutiere. Und: Ein Sozialkonzept zu erarbeiten, umfasse „zahlreiche unterschiedliche Einzelaspekte, die jeweils einzeln sorgfältig mit einem entsprechenden Zeitbedarf erarbeitet werden müssen“, sagt eine Stadt-Sprecherin. Das heißt: Es dauert noch. Auch wenn der Arbeitskreis RHEINPFALZ-Informationen zufolge erste konkrete Ideen entwickelt hat, ist den Menschen vor Ort und den Bürgern das nur schwer zu vermitteln, so lange die Vorschläge nicht kommuniziert werden. Erst vor wenigen Wochen, bei einer Podiumsdiskussion der Hochschule, kam aus dem Publikum Kritik daran, dass die Stadt in Sachen Prüfauftrag bislang nichts unternommen habe. Im Ortsbeirat Mundenheim stellte die SPD im September 2017 eine Anfrage zum Stand der Dinge. Seitdem herrscht in den politischen Gremien Stille, was die Bayreuther, die Kropsburg- und die Flurstraße betrifft.

Senioren, Familien, Drogenabhängige

In den Obdachlosengebieten leben unterschiedliche Menschen zusammen. Es gibt Senioren, die ein selbstständiges Leben führen und aus familiären Gründen ihre Wohnung verlassen mussten. Es gibt Familien, die seit Jahren in den Gebieten wohnen. Es gibt Alkoholabhängige und psychisch Kranke, darunter Menschen mit dem Messie-Syndrom. Hier treffen Mietschuldner nach einer Zwangsräumung auf aus der Haft Entlassene und Drogenabhängige. Einige dieser Menschen hätten in den Einweisungsgebieten nichts verloren, andere müssten – je nach Problemen und Fähigkeiten – individuell behandelt werden. Sie bräuchten mehr als ein Dach über dem Kopf, heißt es von Menschen, die dort arbeiten. So wie die Ökumenische Fördergemeinschaft (ÖFG), die mit ihrer Gemeinwesenarbeit in der Bayreuther Straße wie auch in Mundenheim aktiv ist. „Ich wünsche mir, dass die vor Ort Tätigen in die Vorplanungen einbezogen werden“, sagt Walter Münzenberger, Geschäftsführer der ÖFG. Er und seine Kollegen hätten der Stadt bereits Ideen für ein Handlungskonzept zur Verfügung gestellt. In dem ausschließlich städtischen Arbeitskreis, der sich mit dem Prüfauftrag befasst, ist die ÖFG nicht vertreten.

Wohnungen bleiben kalt

Neben der sozialen ist auch die bauliche Situation problematisch. Die Substanz der Häuser ist veraltet, die meisten Wohnungen haben keine eigene Nasszelle, stattdessen gibt es Gruppenduschen. Die in der Kropsburgstraße werden laut Stadt derzeit saniert. Außerdem wird mit Öleinzelöfen statt über eine zentrale Anlage geheizt. Immer wieder passiert es, dass Wohnungen im Winter kalt bleiben und sich durch Wärmebrücken und schlechtes Lüften Schimmel bildet. Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) kündigt an, dass es noch in diesem Jahr erste Ergebnisse geben soll. Auch, weil derzeit die Planungen für den Doppelhaushalt 2019/2020 laufen. 

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