Ludwigshafen Ludwigshafen: Stille Erinnerung an Helmut Kohl

Es ist genau 15 Uhr, als sich am Samstag die Menschengruppe um die Witwe des 2017 verstorbenen Altbundeskanzlers Helmut Kohl am Eingang zum Speyerer Adenauerpark in Bewegung setzt. An der Seite von Maike Kohl-Richter ist die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer. Auch Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) ist vor Ort. Sie habe einen Brief von Kohl-Richter erhalten, in dem die Witwe über das Gedenken informiert und sie dazu eingeladen habe, sagt die OB. „Er ist ein Sohn der Stadt Ludwigshafen. Außerdem ist mir als ehemalige Europaabgeordnete mehr als vielen anderen seine Bedeutung für das jetzige vereinte Europa bewusst“, sagt Steinruck über Kohl. Mit ihrer Teilnahme an der Gedenkveranstaltung wolle sie über Parteigrenzen hinweg deutlich machen, dass Ludwigshafen „stolz sein kann auf diese Persönlichkeit aus der eigenen Stadt“. Kohl war am 16. Juni 2017 in seinem Haus in Oggersheim gestorben und wurde am 1. Juli in Speyer beigesetzt. Bei der Gedenkzeremonie sind neben Kramp-Karrenbauer etliche weitere CDU-Vertreter vor Ort. 15 Kränze verschiedener Adressaten – neben Steinruck hatten unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Konrad-Adenauer-Stiftung und die ungarische Regierung, zu der Kohl ein inniges Verhältnis pflegte, Blumen geschickt – reihten sich rings um das Grab aneinander. Der Gruß von Maike Kohl-Richter, bestehend aus roten Rosen, ist in der Mitte platziert. Das Gebet am Grab spricht der Ludwigshafener Dekan Alban Meißner. Er hält auch eine Stunde später den Gottesdienst in Friesenheim. Dass er beide Termine gestaltet, sei der Wunsch von Maike Kohl-Richter gewesen. Sie habe das so im Vorgespräch geäußert, sagt Meißner. Für ihn habe dieser Tag „schon Aufregung“ bedeutet, vor allem aufgrund etlicher Anfragen im Vorfeld. Beim Gottesdienst in St. Josef, den Roland Kuntze (Violoncello) und Elke Voelker (Orgel) musikalisch gestaltet haben, stellte Meißner das Thema Gerechtigkeit in den Mittelpunkt seiner Predigt. Ihm sei es grundsätzlich darum gegangen, daran zu erinnern, „dass ein Verstorbener für die, die glauben, noch lebt, und dass wir etwas zurückbekommen, wenn wir an die Verstorbenen denken“. Beim Thema Gerechtigkeit ging es dann unter anderem um das Verantwortungsbewusstsein. Meißner betont, dass es ihm um das Gedenken und das Trauern allgemein gegangen sei. „Ob die Dinge, die ich gesagt habe, jemand mit Helmut Kohl in Verbindung bringt, bleibt jedem selbst überlassen“, sagt Meißner. Für Torbjörn Kartes, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der Ludwigshafener CDU, ist der Samstag so verlaufen, wie sich alle Beteiligten das im Vorfeld erhofft hatten. „Es war ein würdevoller Rahmen. Wir wollten ein stilles Gedenken“, so Kartes. Die Veranstaltungen seien gemeinsam von der Bundes- und Landespartei, der CDU in Speyer und Ludwigshafen und Witwe Maike Kohl-Richter geplant worden. „Wir wollten das zusammen machen und allen Interessierten einen Moment des Erinnerns ermöglichen.“ Daher habe es am Grab und in der Kirche außer den Texten von Dekan Meißner keine weiteren Reden gegeben. Er habe sich über die Teilnahme von OB Steinruck an beiden Terminen gefreut – als Signal der Würdigung Kohls durch die Stadt und über Parteigrenzen hinweg. Am Gottesdienst haben aus dem Stadtvorstand außerdem Cornelia Reifenberg und Klaus Dillinger (beide CDU) teilgenommen. Die Gästezahl von 150 bis 200 beim Gottesdienst in St. Josef sei sehr positiv, meint Kartes. Dort hätten viele alte Weggefährten wie Erich Ramstetter an den Altkanzler gedacht. „Es waren aber auch etliche ganz normale Bürger da, denen es ein Bedürfnis war, sich an Helmut Kohl zu erinnern“, so Kartes.

Kurzes Gespräch: OB Steinruck mit Maike Kohl-Richter.
Kurzes Gespräch: OB Steinruck mit Maike Kohl-Richter.
St. Josef: Beim Gottesdienst durfte nicht fotografiert werden.
St. Josef: Beim Gottesdienst durfte nicht fotografiert werden.
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