Ludwigshafen Ludwigshafen: So reagieren Unternehmen auf die Hochstraßen-Sperrung

Statt auf die Pilzhochstraße weiter, müssen die Autos nach der Brücke in Richtung Stadt abfahren. Archivfoto: KUNZ
Statt auf die Pilzhochstraße weiter, müssen die Autos nach der Brücke in Richtung Stadt abfahren. Archivfoto: KUNZ

Die Sperrung der Hochstraße Süd – eine Schocknachricht für viele Pendler. Tausende Angestellte fahren jeden Tag aus dem Umland zur Arbeit nach Ludwigshafen. Wir haben uns bei großen Unternehmen umgehört, wie sie auf die neue Verkehrssituation reagieren. So manch einer profitiert jetzt von ungewöhnlichen Arbeitszeiten.

Wer darüber spricht, wie Arbeitnehmer nach Ludwigshafen und wieder nach Hause fahren, kommt am größten Arbeitgeber der Stadt nicht vorbei. Rund 40.000 Mitarbeiter sind bei der BASF am Standort Ludwigshafen beschäftigt – weltweit sind es rund 119.000 Menschen. „Bereits seit längerem“ arbeite das Unternehmen an Maßnahmen für den Personen- und Güterverkehr, allerdings eher in Bezug auf die Abrisspläne der Hochstraße Nord. „Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen“ seien nun kurzfristigere Lösungen gefunden worden, sagt BASF-Sprecher Florian Tholey und nennt für beides – lang- wie kurzfristig – einige Beispiele. Dazu gehört neben mobilem und flexiblem Arbeiten auch, dass die BASF Fahrgemeinschaften unterstützt. Dafür gibt es laut Tholey ein digitales Mitfahrportal. Auch gebe es seit dem vergangenen Jahr ein Standort-Shuttle, das das bisherige Werkbus-Angebot ergänze. „Es hilft Mitarbeitern und Besuchern, sich ohne Auto auf dem Werk fortzubewegen.“ Außerdem habe die BASF mit einem „permanentem Monitoring“ die aktuelle Verkehrssituation im Blick.

Arbeiten von zuhause aus

Das Pharma-Unternehmen Abbvie hat seinen Deutschland-Sitz in der hessischen Hauptstadt Wiesbaden, die schon seit Jahren durch die Dauerbaustelle Schiersteiner Brücke gebeutelt ist. Doch von den insgesamt rund 2600 Mitarbeitern arbeiten rund 1900 am Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsstandort Ludwigshafen. „Wir haben unsere Mitarbeiter am Freitag nach der Bekanntgabe der Sperrung über die Lage informiert“, sagt Unternehmenssprecher Fabian Liboschik. Dabei habe die Firma auch darauf hingewiesen, was die Situation für die Mitarbeiter erleichtern kann. Ähnlich wie bei der BASF zählen dazu flexible Arbeitszeiten und die Arbeit im Home-Office sowie der Aufruf zu Fahrgemeinschaften. Außerdem biete Abbvie bereits seit 2017 ein Jobticket an. Abbvie verweist auch auf das Projekt „Klimafreundliche Mitarbeitermobilität“ der Hochschule, an der das Unternehmen beteiligt ist. Es beschäftigt sich damit, wie Pendler dazu motiviert werden können, vom Auto auf andere Verkehrsmittel umzusteigen.

Vorteil Schichtbetrieb

Viele Mitarbeiter im Klinikum haben durch ihre Arbeitszeiten ohnehin eher einen Vor- als Nachteil in Sachen Pendeln. „Klassischerweise arbeitet in einem Krankenhaus ein Großteil der Beschäftigten im Schichtbetrieb“, teilt Klinikumssprecherin Yasemin Böhnke mit. Damit seien sie nicht zu den klassischen Pendlerzeiten unterwegs. Der Frühdienst der Pflege beginne um 6 Uhr, der Spätdienst zwischen 12 und 13 und der Nachtdienst um 20 Uhr. Deshalb „kommen unsere Mitarbeiter größtenteils noch ohne extreme Auswirkungen der Sperrung durch den Verkehr“. Daher, und weil für andere Klinikumsmitarbeiter schon seit Jahren flexible Gleitzeitarbeitszeiten gelten, habe man aktuell wegen der Sperrung nichts verändert. Auch das Klinikum bietet seinen 2600 Mitarbeitern ein Jobticket an.

Görtz: „Alles im grünen Bereich“

Ähnliche Vorteile haben auch die rund 650 Menschen, die Bäcker Görtz in der Stadt beschäftigt. „Wir arbeiten als Bäcker oft in den frühen Morgenstunden“, sagt Geschäftsführer Peter Görtz. Fahren zu Hauptverkehrszeiten sei daher eher kein Thema. Auch seien die Mitarbeiter in den Geschäften „sehr oft nah am Wohnsitz eingesetzt“. Mit Blick in die Zukunft ergänzt Peter Görtz: „Unsere Auslieferung ist, solange wir noch eine Brücke befahren können, wenig betroffen.“ Und: Solange es keinen verlässlichen Zeitplan für die Arbeiten an den Hochstraßen gibt, könne er sich auch nicht darauf einstellen. Zur Zeit sei aber für sein Unternehmen „alles im grünen Bereich“.

Projektteam im Einsatz

Die Pfalzwerke haben laut Sprecherin Susanne Becker ein Projektteam im Einsatz. Das soll „alternative Anreisevarianten prüfen und schnellstmöglich in die Praxis umsetzen“. In den nächsten Tagen werde der Energieversorger außerdem eine Mitarbeiterumfrage zu diesem Thema starten. Bei der Aktion „Stadtradeln“, die am Montag beginnt, sei ebenfalls ein Pfalzwerke-Team am Start, so Becker. Das Unternehmen beschäftigt in der Kurfürstenstraße im Stadtteil Süd 600 Mitarbeiter, in der Franz-Zang-Straße (Mundenheim) arbeiten bei Firmentöchtern noch einmal 261 Menschen. Auch die Pfalzwerke bieten flexible Arbeitszeiten an, sowie den sogenannten „Start aus der Fläche“. Das erklärt Susanne Becker so: „Bei Außenterminen besteht die Möglichkeit, diese direkt von Zuhause aus anzufahren.“

Arbeitszeiten angepasst

Bei der Stadtverwaltung arbeiten rund 3900 Menschen. „Das Angebot des mobilen Arbeitens gibt es bereits länger“, sagt Stadtsprecherin Sigrid Karck auf Nachfrage. Außerdem habe die Oberbürgermeisterin in Abstimmung mit dem Personalrat die Flexibilität für Arbeitszeiten „aus aktuellem Anlass“ noch einmal vergrößert. So können die Mitarbeiter bereits um 6 Uhr morgens anfangen und um 15 Uhr nach Hause fahren, um den Hauptverkehrszeiten zu entgehen.

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