Ludwigshafen Ludwigshafen: Masterplan für umweltfreundlichere Stadt

Auch wegen des nahenden Hochstraßenabrisses muss Mobilität in der Region neu gedacht werden.
Auch wegen des nahenden Hochstraßenabrisses muss Mobilität in der Region neu gedacht werden.

Mehr Radwege, weniger Abgase, neue E-Busse und digitale Leitsysteme: Bei einer Sondersitzung ist dem Umweltausschuss gestern ein Sachstandsbericht zum „Masterplan Green City“ vorgelegt worden. Und es wurden erste konkrete Schritte genannt, wie die Stickoxid-Belastung in der Heinigstraße spürbar verringert werden kann. Indem man Teile des Verkehrs in die Lorientallee umleitet.

Diese gezielte Umsteuerung könnte den Verkehr in der Heinigstraße um 20 Prozent und damit auch die Lärm- und Schadstoffbelastung für Anwohner erheblich reduzieren, berichtete Verkehrsplaner Thomas Lappe. „Wir haben hier eine Hotspot-Diskussion“, meinte Umweltbereichsleiter Rainer Ritthaler mit Blick auf die zentrale Straße, die im Schnitt täglich 40.000 Fahrzeuge passieren, während das Aufkommen in der parallel verlaufenden Lorientallee um ein Vielfaches geringer sei. „Wir sind auf dem Weg, solche Einzelmaßnahmen zu verdichten“, sagte Umweltdezernent Klaus Dillinger (CDU). Die Heinigstraße ist die einzige der drei stadtweiten Messstellen (Mundenheim, Mitte, Oppau), an der der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel geringfügig überschritten wird: um vier Mikrogramm. 75 Prozent der Emissionen verursacht der Verkehr, in erster Linie sind es Dieselwagen.

Verkehrslenkung nur ein Teil der Planung

Den Verkehr optimal zu lenken ist aber nur ein Mosaikstein des Masterplan-Pakets, das Ludwigshafen gemeinsam mit Mannheim und Heidelberg schnürt. Für Dillinger müssen daneben der Öffentliche Nahverkehr und das Radwegenetz „effektiv ausgebaut“ werden. Nur so könne der Umweltschutz in der Metropolregion verbessert werden.

Verkehrsunternehmen RNV zieht mit

An der Seite der Kommunen steht ihr Verkehrsunternehmen RNV, das nach eigenen Angaben bereits klimaneutral und emissionsarm unterwegs ist. So werden seit 2014 alle Straßen- und Stadtbahnen zu 100 Prozent mit zertifiziertem Ökostrom versorgt. Zwei E-Busse sind im Testbetrieb, sechs werden angeschafft. Mehr gibt der deutsche Markt derzeit nicht her. Bis 2019 sollen dann 32 Dieselbusse mit Euro-6-Norm die Region bedienen. „Das ist über die Hälfte unserer Flotte“, sagte gestern Stefan Prüfer von der RNV. Mit der Firma Siemens werden unterdessen digitale Leitsysteme für einen möglichst staufreien Verkehr in der Innenstadt entwickelt. Im Masterplan sollen folgende Schwerpunkte gesetzt werden: •den Verkehr weiter elektrifizieren und digitalisieren •Echtzeit-Infos (Apps) anbieten •das Radwegenetz vergrößern •mehr Carsharing-Angebote •intelligente Parkleitsysteme •städtische Fuhrparks umrüsten •neue E-Busse, bessere Taktung •E-Ladeinfrastrukturen ausbauen •urbane Logistik einbeziehen Jede Stadt setzt dabei eigene Akzente. Ludwigshafen richtet den Fokus laut Dillinger auch auf die Aufrüstung des Verkehrsrechners. Er soll Daten zur Umwelt und zur Verkehrslage künftig schneller auswerten und diese auf Apps oder Infotafeln übermitteln, damit die Menschen aktuell auf Unfälle oder Baustellen reagieren können. Auch in Anbetracht des Hochstraßenabrisses (ab 2019/20) sollen präziser aufeinander abgestimmte Ampelanlagen einen besseren Verkehrfluss garantieren und die Luftverpestung eindämmen. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Klimafreundliche Mitarbeitermobilität“ der Hochschule, an dem neben der Stadt auch Unternehmen eingebunden sind, sollen in den Prozess einfließen. Von den drei Städten und den Verkehrsbetrieben eingerichtete Masterplan-Arbeitsgruppen haben sich bereits über ein dutzend Mal getroffen. Unterstützt werden sie von einem „Förderlotsen“, der Ansprechpartner in Berlin ist. Dass dessen Rat gebraucht wird, daran ließ Dillinger gestern keinen Zweifel, denn: „Die ganzen Förderangelegenheiten sind höchstkompliziert.“

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