Ludwigshafen Ludwigshafen: Hochstraßenkrise überschattet Weihnachtsmarkt

Die Sperrung der Hochstraße Süd und zentraler Verbindungsachsen in die Innenstadt macht den rund 50 Beschickern auf dem Weihnachtsmarkt das Leben schwer. Die Schausteller geben sich kämpferisch und weisen auf ihre Produkte hin. Was sie vor allem stört: das Gerücht, der Weihnachtsmarkt sei zu.

Weihnachtsmusik klingt über den Berliner Platz. Lichterglanz schimmert im Nebel. In der Mittagszeit sind die Stehtische zwischen den 50 Buden ganz ordentlich belegt. Glühwein dampft in den Tassen. Ein Mann beißt herzhaft in eine Bratwurst. Eigentlich das übliche Bild auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt. Doch in diesem Advent ist alles anders.

Zwei Tage hatte das Budendorf auf dem Berliner Platz geöffnet, dann spitzte sich die Krise um die Ludwigshafener Hochstraße zu. Bei der nur einen Steinwurf entfernten Hochstraße Süd wurde Einsturzgefahr festgestellt. Die Unterführungen in der Mundenheimer Straße und in der Berliner Straße wurden gesperrt. Der ganze Ludwigshafener Süden ist seitdem vom Straßenbahnverkehr abgeschnitten. Die Haltestelle am Berliner Platz – die zentrale Drehscheibe für den Bus-, Straßenbahn- und S-Bahnverkehr – kann von den Stadtbahnen und von den Bussen nicht mehr angefahren werden. Ersatzhaltestellen finden sich einige Hundert Meter weiter in der Kaiser-Wilhelm-Straße und der Ludwigstraße.

Deutlich weniger Laufkundschaft

Der Berliner Platz hat seinen Pulsschlag verloren. Rund 40.000 Menschen waren dort täglich bis zum 22. November unterwegs. Jetzt sind es wesentlich weniger – und das spüren die Standbetreiber auf dem Weihnachtsmarkt. „Uns fehlt die Laufkundschaft. Es ist nur noch in der Mittagspause etwas los und bis abends ist dann nichts mehr“, sagt Stefan Hartinger aus Altrip, der seit vielen Jahren mit seiner Frau einen Imbiss-Stand im vorderen Bereich des Markts betreibt. Der Umsatz ist deutlich zurückgegangen durch die Hochstraßenkrise. „Wir haben etwa 40 Prozent weniger“, sagt der Gastronom. Die Hartingers haben deshalb schon Konsequenzen gezogen: „Wir haben unser Personal reduziert.“ Zu Stoßzeiten an den Wochenenden stehen normalerweise bis zu sechs Leute hinter der Theke – jetzt sind es nur noch maximal fünf. „Drauflegen werden wir am Ende wohl nicht“, meint Stefan Hartinger, der dankbar ist, dass es viele Stammgäste gibt. Er hofft, dass die Stadt den Standbetreibern ein bisschen unter die Arme greift und mit der Platzmiete für die Stände heruntergeht.

Zwei Buden sind dicht

Schräg gegenüber haben zwei Buden geschlossen – ein Maronenverkäufer und ein Pizzastand sind dicht. „Die haben schon zugemacht“, sagt Hartinger. Marktmeister Christian Diehl kennt die Sorgen und Nöte der Standbetreiber. „Die Stammkunden kommen, die Laufkundschaft fehlt“, bilanziert er. Diehl hat auch festgestellt, dass viele Menschen schlecht informiert sind. Sie wissen nicht, dass der Berliner Platz offen und von den Sperrungen nicht betroffen ist. Er holt sein Handy hervor und liest eine Nachricht vor, die ihn gerade erreicht hat. Jemand will wissen, ob die Walzmühl-Passage unter dem S-Bahnhof noch offen ist. Er schüttelt den Kopf und antwortet, dass sowohl Parkhaus als auch die Passage frei zugänglich sind. Manche Leute würden glauben, die ganze Innenstadt sei abgesperrt.

Gerüchte verschlimmern Lage

Diese Erfahrung hat auch Erdem Karasheli gemacht, die in der Mitte des Markts Süßigkeiten und Konditorprodukte verkauft. Sie ist zum ersten Mal beim Weihnachtsmarkt. Ihre Erfahrung: „Abends ist es besser.“ Generell fehle die Laufkundschaft, weil weniger Pendler kommen, die am Berliner Platz in die Straßenbahnen und Busse umsteigen. Ganz schlimm findet sie das Gerücht, „dass viele denken, der Weihnachtsmarkt sei zu und nicht erreichbar. Doch das stimmt nicht: Wir sind da und erreichbar.“

Auch Sabrina Kles, die im Stand nebenan Schmuck verkauft, ist mit ihrer Ludwigshafener Weihnachtsmarktpremiere nicht glücklich: „Die Sperrungen machen viel aus. Die Laufkundschaft fehlt, und gerade die bräuchte ich.“

Seit sieben Jahren ist der Wormser Adolf Brambach mit seiner Waldhütte „Hirschen“ und der offenen Feuerstelle am Ende des Markts. „Es ist, als ob wir auf einer Insel sitzen. Das tut weh. Die Umsätze sind zurückgegangen.“ Dabei sei das Publikum hier gut. Er hofft nun – wie alle seine Kollegen –, dass beim Weihnachtsmarkt im kommenden Jahr der Berliner Platz wieder zur Drehscheibe für den Nahverkehr wird. Denn bis dahin könnte die einsturzgefährdete Unterführung abgerissen sein und der Straßenbahnverkehr wieder normal fließen.

Schaustellerchef optimistisch

Optimismus legt der Chef der Schausteller an den Tag: „Unserem Markt geht’s gut. Ich werde weiter in Ludwigshafen bleiben und hier investieren“, sagt Thomas Herzberger. Die Hochstraßensache sei dem Weihnachtsmarkt zwar schon „in die Quere gekommen“, aber man müsse nun das Beste aus der Situation machen. Der Dürkheimer bietet Glühweinproben an und geht aktiv auf die Besucher des Weihnachtsmarkts zu. „Ich hatte an einem Tag sogar 500 Euro mehr Umsatz als im vergangenen Jahr“, sagt der 51-Jährige, der zwei Stände betreibt. Immerhin passe das Wetter diesmal, nachdem Dauerregen für Besucherschwund in der Saison 2018 gesorgt habe. Herzberger hofft nun, dass es sich rumspricht, dass der Weihnachtsmarkt weiter erreichbar ist. Das Bühnenprogramm mit Top-Bands wie Grand Malör ziehe auch Publikum an. Die Lukom als Veranstalter tue alles, um den Markt zu stärken.

Adolf Brambach
Adolf Brambach Foto: mix
Thomas Herzberger
Thomas Herzberger Foto: mix
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