Ludwigshafen Ludwigshafen: Einbrecher mit dem Spaten verjagt

Pure Zerstörungswut: In der Gartenanlage von Muzaffer Bul (63) hat der Einbrecher eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Bul zei
Pure Zerstörungswut: In der Gartenanlage von Muzaffer Bul (63) hat der Einbrecher eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Bul zeigt auf den zerstörten Schornstein des Steingrills. Er hat den Täter verjagt.

Vandalismus sorgt in einer Kleingartenanlage in Ludwigshafen für großen Ärger und Frust unter den Pächtern. Ein Einbrecher hat mehrere Gartenlauben aufgebrochen und einen Schaden von einigen Tausend Euro angerichtet. Der Täter hat wohl mehrere Tage in den Häuschen übernachtet und gewütet, bis ihn ein Vereinsmitglied entdeckte.

Die Kleingartenanlage „Werre“ an der Brunckstraße in Friesenheim: Muzaffer Bul ahnt noch nichts Böses, als er am Dienstagnachmittag um 14.15 Uhr den jungen Mann an der Zauntür seines Nachbarn sieht. Doch der Kerl hantiert mit einem Beil an der Tür herum. Aus einiger Entfernung glaubt der 63-jährige Türke zunächst, es handele sich um den Sohn des Nachbarn und fragt ihn, was er denn da mache. Der junge Mann antwortet in gebrochenem Deutsch, dass er den Schlüssel verloren habe und er in die Gartenlaube hineingelangen wolle. Da merkt Bul, dass der Unbekannte lügt. Er nimmt einen Spaten in die Hand und läuft auf ihn zu. Doch der junge Mann, den er zwischen 22 und 25 Jahre schätzt, rennt davon. Muzaffer Bul informiert die Polizei. Vor Ort stellen auch einige andere Kleingartenpächter fest, dass in ihre Lauben eingebrochen wurde und Sachen mutwillig beschädigt wurden. Auf verschiedenen Grundstücken wurden Zäune niedergetreten. Türen und Fenster von Lauben wurden aufgehebelt und demoliert. Ein Kindertrampolin und der Kamin eines gemauerten Grills wurden zerschlagen, eine Hollywood-Schaukel zerschnitten. Sogar Äste wurden von Bäumen abgerissen. Zudem trank der Einbrecher Weinflaschen sowie mehrere Dosen Bier leer. Laut Polizei verursachte der Täter einen Schaden von mindestens 5000 Euro. Nach bisherigen Ermittlungen ist der Mann zwischen Freitag und Dienstag in sechs Lauben eingebrochen.

Lange Schadensliste und viele Betroffene

Doch das ist nur die vorläufige Bilanz. Peter Semler, Vorsitzender des Kleingartenvereins Friesenheim „Werre“, glaubt, dass noch weitere Pächter betroffen sein könnten. „Wir wissen nicht genau, wie viele Gärtner geschädigt worden sind. Die Gartensaison hat noch nicht begonnen. Viele Pächter sind noch nicht da. In den nächsten Tagen könnten daher noch andere Einbrüche bemerkt werden“, sagt der 67-Jährige. Er hofft, dass durch die Berichterstattung der RHEINPFALZ mehr Pächter von den Einbrüchen erfahren und die Schäden melden, damit er diese an die Versicherung weitergeben kann. Er weiß aber auch: „Wir erleben hier ab und zu mal Einbrüche. Im Winter sind es oft Obdachlose, die einen Platz zum Übernachten suchen. Aber diese Zerstörungswut haben wir selten erlebt.“ Das kann auch Muzaffer Bul bestätigen. In seinem Garten, an dessen Grün er sich seit neun Jahren erfreut, hat der Einbrecher besonders gewütet. Er ist gerade dabei, mit einem Helfer seine Türen zu reparieren. Er schätzt, dass der Einbrecher bei ihm allein einen Schaden von über 2000 Euro angerichtet hat. Die Schadensliste ist lang: Ein Ast wurde vom Feigenbaum abgesägt, ein Brunnendeckel beschädigt, der Gartenzaun zerschnitten, der Schornstein vom Steingrill abgeschlagen, die Schaukel der Enkel beschädigt. Spuren deuten darauf hin, dass der Ofen in der Laube geheizt wurde, sagt der 63-Jährige. Bul ist sauer: „Wenn er nur etwas geklaut hätte, wäre mir das nicht so nahegegangen. Aber diese Zerstörungswut …“

Einbrüche sind keine Seltenheit

Eine andere Betroffene ist Ayse Tas. Die 51-jährige Türkin hat in ihrem Garten leere Weinflaschen gefunden. „Er hat wohl die Flaschen mitgebracht und hier übernachtet“, vermutet sie. Vor zwei Jahren wurde schon einmal in ihre Laube eingebrochen. Ein Generator sowie ein Rasenmäher wurden gestohlen, wie sie erzählt. Immerhin: Diesmal fehlt nichts. Trotzdem ist sie traurig. „Wir versuchen, hier etwas aufzubauen. Aber diese Leute machen alles kaputt. Dagegen muss doch was unternommen werden“, sagt sie. Laut Vereinschef Semler kommt es immer wieder vor, dass in der Anlage eingebrochen wird. Er schätzt, dass es in der „Werre“ jährlich etwa 25 Einbrüche gibt. Trotzdem sei die etwa 2,2 Hektar große Kleingartenanlage mit etwa 450 Parzellen beliebt. Auf der Warteliste stünden mindestens 50 Namen, die dort pachten wollen, wie Semler sagt. Für ihn ist die Anlage, die 2025 ihr 100-jähriges Bestehen feiern wird, eine grüne Lunge Ludwigshafens.

Der Einbrecher hat im Garten von Ayse Tas (51) die Sitzgelegenheit zerschnitten. Auch Peter Semler (67) ist fassungslos.
Der Einbrecher hat im Garten von Ayse Tas (51) die Sitzgelegenheit zerschnitten. Auch Peter Semler (67) ist fassungslos.
x