Ludwigshafen Ludwigshafen: Ein Abrissexperte erklärt Rückbau der Pilzhochstraße

Technischer Leiter der Abrissfirma Moß: Stefan Feldmann.
Technischer Leiter der Abrissfirma Moß: Stefan Feldmann. Foto: KUNZ

Stefan Feldmann ist seit zweieinhalb Jahren Technischer Leiter der Abrissfirma Moß aus Lingen im Emsland. Sie wurde von der Stadt Ludwigshafen mit dem Abriss der Pilzhochstraße beauftragt, der in fünf Monaten über die Bühne gehen soll. Das Unternehmen beschäftigt 160 Mitarbeiter, ist in zweiter Generation seit 56 Jahren am Markt und im Bereich Brückenrückbau seit drei Jahrzehnten tätig. Mit dem 37-Jährigen haben wir am Montag über den Abriss der Pilzhochstraße gesprochen.

Was stimmt Sie optimistisch, dass der Abriss der Pilzhochstraße in gut fünf Monaten über die Bühne gehen kann?
Zunächst freuen wir uns, dass wir den Zuschlag erhalten haben. Das ist kein alltägliches Projekt hier, das ist verbunden mit gewissen Herausforderungen. Optimistisch stimmt mich unsere jahrzehntelange Erfahrung. Wir haben einen absolut erfahrenen Polier vor Ort und Statiker an der Hand, die genau wissen, was zu tun ist. Mit ihnen sind wir in enger Abstimmung. Außerdem haben wir mit Blick auf die Zeitschiene Sicherheitspuffer eingerechnet, weil in der Praxis nie alles so läuft wie in der Theorie. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir den Terminplan einhalten können.

Was ist das größte Risiko bei dem Vorhaben?
Risiko würde ich das gar nicht nennen. Die Abstützkonstruktion zu montieren und sie ferngesteuert unter die Brücke zu schieben, das ist natürlich eine Materialschlacht und eine Herausforderung in der Montage. Eine Herausforderung in der Demontage sehe ich nicht, weil das eine Arbeit ist, die wir tagtäglich machen. Da haben wir absolut erfahrene Maschinisten, die ihr Handwerk perfekt beherrschen.

Die Pilzhochstraße wird zunächst mit einer Konstruktion aus bis zu 2500 Baumstämmen aus Nadelholz gestützt, damit sie nicht einstürzt. 30 Zentimeter im Durchmesser und bis zu 7,50 Meter lang sind die Stämme jeweils. Warum eignet sich Holz dafür am besten?
Rundholzstämme sind schnell verfügbar. Sie sind robust und haben eine enorm hohe Tragkraft. Für solche Rückbaugeschichten ist Holz einfach am praktikabelsten. Wir haben einen Partner an der Hand, der uns das Material in der erforderlichen Qualität sehr rasch liefern kann. Zum Vergleich: Holz ist um das Zehnfache belastbarer als ein Stahlrohrgerüst. Hinzu kommt: Eine Gerüstbaukonstruktion müsste ich direkt unter der Brücke aufbauen, was wir aus Sicherheitsgründen vermeiden wollen. Außerdem können wir das Holz anderweitig für Stützmaßnahmen wiederverwenden.

Die Stützkonstruktion wird ferngesteuert unter die Brücke geschoben, der Fahrbahnbelag ferngesteuert abgefräst und der Schutt abgesaugt. Ist dieses Vorgehen ein Novum?
Abstützungen mit ferngesteuerten Schwerlastwagen unter Brücken zu fahren, ist kein ganz neues Verfahren. Der Vorteil ist das Manövrieren auf kleinstem Radius. Da kann jede Achse für sich in eine eigene Richtung steuern. Da kann man quasi auf der Stelle im Kreis fahren. Das hilft uns hier, weil das nach dem Tetris-Prinzip funktioniert. Nach den ersten Abstützkonstruktionen müssen ja die nächsten untergeschoben werden. Da muss man dann schon ein bisschen puzzeln, welches Element als Erstes und welches als Letztes reingefahren wird.

Und der abgefräste Asphalt?
Der wird vom Austragsband der Fräse aufgenommen und über eine Rohrleitung per Druckluft von der Brücke nach unten in Mulden befördert. Letztlich wird der Schutt von Baggern dann auf Lkw verladen, sodass ein kurzfristiger Abtransport möglich ist und das Abbruchmaterial, insgesamt sind das 25.000 bis 30.000 Tonnen, schnellstmöglich von der Baustelle verschwindet.

Können Sie garantieren, dass alles sicher über die Bühne gehen wird?
Sicher auf jeden Fall. Sicherheit hat für uns oberste Priorität. Man wird aber merken, dass es in der Stadt mehr Bewegung gibt. Wenn wir beginnen, das Material abzufahren, rechnen wir mit 40 bis 50 Lkw pro Tag, das sind vier bis fünf pro Stunde. Wir müssen noch schauen, wo wir beladen. Möglicherweise an zwei Stellen zeitgleich, um in zwei Richtungen abfahren zu können und die Lage etwas zu entschärfen.

Das heißt, die Menschen in der Innenstadt müssen zunächst einmal mit noch mehr Verkehr rechnen?
Hin und wieder mal ein Lkw. (lacht)

So sieht die Abstützkonstruktion aus Holz aus.
So sieht die Abstützkonstruktion aus Holz aus. Foto: KUNZ
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