Ludwigshafen Ludwigshafen: Die Uhr ist zurück

Die alte Uhr.
Die alte Uhr.

Nach über drei Jahren hat Ludwigshafen wieder eine Rathaus-Uhr. Der alte Zeitmesser wurde bei der Umgestaltung des Rathausplatzes entfernt. Eine Bürgerinitiative sammelte über 2000 Unterschriften für die Rettung der Uhr. Gestern ist der Ersatz feierlich eingeweiht worden.

Inge Bahls steht die Freude ins Gesicht geschrieben: „Wir haben die Uhr so vermisst“, sagt die ältere Dame. Beim Weg zum Einkaufen ins Rathaus-Center habe sie in den vergangenen drei Jahren vergeblich nach einer Uhr auf dem Rathausplatz Ausschau gehalten. Seit Freitagvormittag gibt es wieder eine Uhr auf dem Platz. Die Seniorin verfolgt die Einweihung gespannt. Um 11.06 Uhr ist es soweit. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) und Albert Sonnenmoser von der Firma Wall ziehen eine Plastikfolie von einer übermannsgroßen Werbetafel, in deren Oberkante eine Digitaluhr und eine Temperaturanzeige integriert sind. Bei 14 Grad weht ein frischer Wind. Die Wall GmbH ist das deutsche Tochterunternehmen des französischen Stadtmöblierers JC Decaux und betreibt 250 Bus-Wartehäuschen, 13 öffentliche Toiletten und rund 120 Werbeanlagen in Ludwigshafen. Wall hat die neue Uhr bezahlt. In der kleinen Gruppe, die das Ereignis auf dem Platz verfolgt, steht auch Bernhard Wadle-Rohe. Der 65-jährige Künstler, Aktivist und ehemalige OB-Kandidat hatte vor drei Jahren die Aktion „Rettet die Rathaus-Uhr“ ins Leben gerufen. Damals war die Uhr mit mehreren Zifferblättern von einem auf den anderen Tag aus dem Stadtbild verschwunden. Der Vorplatz vor dem Rathaus wurde neu gestaltet und die Uhr aus dem Jahr 1979 gefiel den Verantwortlichen im Rathaus nicht mehr. Wadle-Rohe sammelte über 2000 Unterschriften für eine Rückkehr der Rathaus-Uhr an ihren angestammten Ort. Das Thema bewegt die Menschen, wurde aber von der früheren Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) etwas stiefmütterlich behandelt. Nachdem ihr jedoch so viele Unterschriften überreicht wurden, reagierte die OB. Sie sprach mit dem Rathaus-Center-Betreiber ECE über eine neue Uhr am Eingang des Centers. Doch es passierte nichts und das Thema verschwand von der politischen Tagesordnung. Die neue OB Steinruck erklärte die Uhr gleich zur Chefsache. „Schon im Wahlkampf sind ganz viele Bürger wegen der Uhr auf mich zugekommen“, sagt die 55-Jährige. Sie nahm nach ihrem Amtsantritt Kontakt mit dem Stadtmöblierer Wall auf. Die Firma erklärte sich bereit, eine neue Werbetafel mit integrierter Uhr aufzustellen, zu bezahlen und zu unterhalten. „Wir sind seit 1986 Partner der Stadt und da war es für uns selbstverständlich zu helfen“, sagt Wall-Regionalmanager Albert Sonnenmoser. Finanziert wird der Betrieb der „Plakatvitrinen“ durch Werbeeinnahmen. Als die Plane von der Werbetafel mit Uhr fällt, ist Bernhard-Wadle-Rohe doch etwas enttäuscht: „Ich müsste lügen, wenn ich sage, das gefällt mir. Die alte Uhr hatte mehr Stil und passte zum Design des Rathauses. “ Er findet die gesamte Platzgestaltung misslungen und die neue Uhr zu klein. Immerhin ermögliche die Digitalanzeige auch jungen Leuten, die Zeit abzulesen, die Probleme mit Zifferblättern hätten. Passanten sind weniger kritisch. Einige umarmen die OB und finden es einfach nur gut, dass es auf dem Rathausplatz überhaupt wieder eine Uhr gibt – so wie Inge Bahls.

OB Steinruck und Sponsor Albert Sonnenmoser.
OB Steinruck und Sponsor Albert Sonnenmoser.
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