Ludwigshafen Ludwigshafen: Der "Metropol"-Bauherr schweigt

Dieses Foto der „Metropol“-Baustelle entstand im Mai. Am Anblick geändert hat sich seitdem nichts.
Dieses Foto der »Metropol«-Baustelle entstand im Mai. Am Anblick geändert hat sich seitdem nichts.

Die Zukunft des Bauprojekts „Metropol“ ist weiter unklar. Die Gründe für den langen Stillstand am Berliner Platz sind es ebenso. RHEINPFALZ-Recherchen zufolge wurde Anfang des Jahres kurzzeitig die Zwangsversteigerung des Areals angeordnet. Doch zum Vollzug kam es nicht. Mitte Mai hat der Gläubiger seinen Antrag wieder zurückgenommen.

„Darauf warte ich bis heute“, sagt Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD). Gemeint ist ein Termin für eine Pressekonferenz. Wegen eines solchen habe sich Günther Tetzner, Bauherr des „Metropol“, eigentlich bei ihr melden wollen, damit die Öffentlichkeit erfährt, wie es mit dem 70-Millionen-Euro-Bauprojekt auf dem Berliner Platz weitergeht. Steinruck wartet bereits seit Anfang des Jahres, wie sie sagt. Die Anwohner und Geschäftsleute am Berliner Platz warten schon länger. Seit bald anderthalb Jahren tut sich nichts auf der Baustelle. Dort, wo nach ursprünglichen Planungen bereits jetzt ein 67 Meter hohes Büro- und Geschäftshaus stehen sollte, klafft immer noch ein Loch (wir berichteten mehrfach).

Kauf nie vollständig abgewickelt

Warum sich der Baustart immer weiter verzögert und auf der Baustelle auch der Abriss des unterirdischen Weltkriegsbunkers nicht fortgesetzt wird, ist kaum in Erfahrung zu bringen. Fakt ist: Ende 2016 hatte es vorübergehend einen Investorenwechsel gegeben, den Tetzner Anfang 2017 auch offiziell bestätigt hat. Nachdem er das Bauprojekt anfangs alleine mit seiner Ettlinger Firma Timon Bauregie umsetzen wollte, sollte damals die irische Firma Allcap als Geldgeber mit ins Boot. Deren Geschäftsführerin wurde Ende 2016 auch Geschäftsführerin der Metropol Plaza GmbH, wie dem Handelsregister zu entnehmen ist. Die GmbH sollte das Grundstück kaufen. Dieser Kauf ist jedoch nie vollständig abgewickelt worden. Im Grundbuch wurde zwar im Dezember 2016 eine Auflassungsvormerkung für die Metropol Plaza GmbH eingetragen. Das weist darauf hin, dass es bereits einen Kaufvertrag gab. Diese Vormerkung, die ein geplantes Eigentum sozusagen für den künftigen Käufer „reserviert“, wird in der Regel in tatsächliches Eigentum umgewandelt, sobald die Kaufsumme gezahlt wurde. Ob damals tatsächlich kein Geld an Tetzner geflossen ist? Man kann nur mutmaßen. Tetzner sprach in Bezug auf das Unternehmen Allcap bei einer Pressekonferenz ein halbes Jahr später davon, dass die Herren sich „sehr blamiert“ hätten.

Tetzner für Stellungnahmen nicht zu erreichen

Seitdem hat sich an den Eigentumsverhältnissen kaum etwas geändert. Das Grundstück, auf dem bis zum Abriss im Jahr 2015 die Tortenschachtel stand, gehörte zunächst Tetzners Firma Timon Bauregie, inzwischen der Metropol Projektentwicklung Ludwigshafen GmbH. Laut Handelsregister ist Günther Tetzner auch deren alleiniger Geschäftsführer. Für Stellungnahmen zur derzeitigen Situation auf dem Berliner Platz war er in den vergangenen Tagen telefonisch nicht zu erreichen. Er hat bis Freitagabend ferner weder auf E-Mails geantwortet noch auf Nachrichten, die wir auf seiner Mailbox hinterlassen haben Im März sprach er der RHEINPFALZ gegenüber davon, bis Mai neue Investoren für das „Metropol“-Projekt zu präsentieren. Tetzner redete damals von „sehr schönen Fortschritten“ und von Gesprächen mit mehreren potenziellen Geldgebern. Am Amtsgericht Ludwigshafen war zu dieser Zeit bereits eine Zwangsversteigerung angeordnet, wie im Grundbuch vermerkt ist. Diese wurde jedoch nach etwa drei Monaten im Mai wieder aufgehoben, bestätigt das Amtsgericht auf Nachfrage. Welche Gründe es im Februar für den Antrag auf Versteigerung gab? Auch darauf gibt Tetzner auf Anrufe und E-Mails hin keine Antwort. Gläubiger beantragen ein solches Verfahren häufig, wenn sie bereits lange auf ihr Geld warten. Es kann als Druckmittel verwendet werden, um schnell an die ausstehende Summe zu kommen.

Stadt prüft Optionen

Die Stadt ist laut Jutta Steinruck derzeit weiterhin damit beschäftigt, mögliche „Handlungsoptionen“ mit Blick auf das Grundstück zu prüfen. Bereits im Mai hatte sie bei einer Anlieger-Veranstaltung berichtet, das Rechtsamt der Stadt eingeschaltet zu haben. Welche Optionen genau geprüft werden, sagt Steinruck nicht. Die Prüfungen seien aber der Grund dafür gewesen, dass das Thema – entgegen ursprünglicher Planung – nicht Thema in der Juni-Sitzung des Stadtrats war. Die Stadt selbst kann das Grundstück wohl nicht kaufen. In ihrer finanziellen Situation würde sie keine Genehmigung erhalten. Auch die städtische Tochter, das kommunale Immobilienunternehmen GAG, winkt ab. „Die GAG konzentriert sich momentan auf Wohnungsbau“, sagt deren Vorstand Wolfgang van Vliet. In diesem Bereich gäbe es einiges, was in den nächsten Jahren ansteht. In die Planungen zum Berliner Platz sei die GAG „nicht involviert“. Gegenüber der Idee, das Rathaus an den Berliner Platz zu verlegen – egal ob in einem gekauften oder gemieteten Objekt – zeigte sich Steinruck bei der Anliegerversammlung im Mai nicht abgeneigt. Sie setzte dafür allerdings weitere Prüfungen voraus. „Sobald es neue Informationen über die Sachlage am Berliner Platz gibt, werden Ortsbeirat, Stadtrat und die Öffentlichkeit informiert“, sagte die Oberbürgermeisterin in der vergangenen Woche auf Anfrage. RHEINPFALZ-Informationen zufolge möchte sie damit aber nicht allzu lange warten. Der Druck auf Günther Tetzner steigt weiter.

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