Ludwigshafen Ludwigshafen: Berufsschüler kochen für Suppenküche

Prüfender Blick: Der Chefkoch schaut nach, ob alles passt.
Prüfender Blick: Der Chefkoch schaut nach, ob alles passt.

Zwei Monate Vorbereitung, zwei Tage kochen, zwei Stunden lecker essen: Bereits zum zehnten Mal haben am Dienstag Berufsschüler für die Besucher der Suppenküche im Hemshof gekocht. Zum Geburtstag gab es ein mehrgängiges Büffet. Ein Besuch bei diesem ganz besonderen Mittagessen.

„Was ist denn hier los? Eine Party?“ fragt eine Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung, die zufällig am Berta-Steinbrenner-Saal im ersten Stock des Gemeindehauses der Apostelkirche vorbeikommt. Ja, genau. Eine Party. Genauer gesagt eine Geburtstagsparty zum zehnten Jahrestag der Aktion „BBS goes Suppenküche“. „Wir haben schon vor über zwei Monaten mit den Planungen begonnen“, berichtet Schülerin Christina Hähnel im Vorraum der Suppenküche, während immer mehr Platten voller Köstlichkeiten in den Saal getragen werden. Eine Begehung der Kirche gehörte dazu, dann die Planung des Menüs und der benötigten Mengen sowie das Schreiben der Spendenbriefe. Am Vortag der Aktion haben die 16 Koch-Azubis den ganzen Tag in der Küche gestanden und gekocht. „Das war stellenweise ganz schön chaotisch“, erzählt die 22-Jährige. Und chaotisch wirkt das Gewusel auch jetzt, so kurz vor der Büffeteröffnung. Bis Koch Carsten Große den Vorraum betritt, energisch in die Hände klatscht und ruft: „Die Köche müssen raus. Alle an ihre Plätze.“ Schnell huschen die jungen Leute, die alle im zweiten Lehrjahr sind, hinter die Ausgabetische. Mit ihren hohen weißen Kochmützen, den weißen und schwarzen Kochjacken und den weinroten Schürzen sehen sie richtig professionell aus. Obwohl es noch nicht einmal 11.30 Uhr ist, ist der Steinbrenner-Saal schon fast bis auf den letzten Platz gefüllt. 90 Gäste sind gekommen, die ungeduldig auf den Startschuss warten. Doch zuerst greift Dekanin Barbara Kohlstruck zum Mikrofon, dankt den Beteiligten und überreicht der Schule eine Urkunde. Dann übernehmen die beiden Projektsprecher das Mikro. Nina Lux dankt den freiwilligen Helfern, die seit 1994 dafür sorgen, dass hier täglich Bedürftige mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. „Ich finde es klasse, was Sie leisten“, sagt die 25-Jährige. Projektsprecher Alexander Herrig stellt das Büffet vor. In einem großen Topf dampft Rindfleischsuppe mit Markklößchen und Flädle, daneben stehen Platten mit Antipasti und Salaten. In Warmhalteschüsseln warten Tafelspitz, Zander und Gemüsestrudel auf die hungrigen Gäste. „Wir haben regional und international gekocht, von orientalisch bis typisch pfälzisch“, macht er Appetit. Endlich fällt der Satz, auf den alle gewartet haben: „Das Büffet ist eröffnet.“ Sofort bildet sich eine Schlange, die einmal rund um den Saal reicht. Die jungen Köche bedienen die Gäste, schöpfen Suppe, Gemüse, Fleisch und Fisch auf die Teller. Mit vollen Tellern kehren die Besucher an ihre Tische zurück und genießen bei leiser Musik das Essen. Die Gäste kommen aus allen Altersgruppen, sogar ein Kind gehört dazu. Besonders gesprächig ist der achtjährige Steven* allerdings nicht. Manchmal komme er mit der Mama zur Suppenküche erzählt der Grundschüler, der im Hemshof lebt. Zur Feier des Tages ist auch der Opa dabei. Diesem schmeckt es „sehr, sehr lecker“. „Die Jugendlichen können wirklich toll kochen“, lobt er. „Ich hatte Gulasch, Spätzle und Semmelknödel“, erzählt am nächsten Tisch Helga*. „Einfach toll“ findet die etwa 60-Jährige den Einsatz der Azubis. Und wichtig, weil es viele arme Menschen gebe. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Jugendliche für Menschen wie uns hier engagieren“, sagt sie und zeigt in die Runde. Die Schlange am Büffet wird nicht kürzer. Mancher stellt sich schon zum zweiten Mal an. Carsten Große bereitet da mit einigen Köchen schon den Nachtisch vor und backt Kaiserschmarrn. BBS-Schulpfarrerin Kerstin Bartels berichtet derweil, dass sie mit den Schülern das Thema Armut auch im Unterricht besprochen hat. „Wir haben überlegt, was es bedeutet, in Deutschland oder weltweit arm zu sein“, erläutert sie. „Das Projekt lag uns schon sehr am Herzen“, betont Christina Hähnel. Die 22-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell man durch das soziale Netz fallen kann. „Ich musste selber schon in der Suppenküche essen“, berichtet sie. Auch ihrem Kollegen Leon Schwäger (19) ist es wichtig, mit der Aktion anderen Menschen zu helfen. Da ertönt auf einmal vom Band „Happy Birthday“. Nina Lux trägt eine große Torte herein, die sie selbst gemacht hat und nun anschneidet. Spätestens jetzt ist klar: Heute ist Party.

Leckerer Austausch: Die Suppe wird serviert.
Leckerer Austausch: Die Suppe wird serviert.
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