Ludwigshafen Ludwigshafen: Berufsfeuerwehrmann Lars Kegler beendet Lauf-Karriere

Statt in Feuerwehrklamotten lief Kegler (hier mit Lisa (links) und Anna Hahner) in Frankfurt in Sportkleidung.
Statt in Feuerwehrklamotten lief Kegler (hier mit Lisa (links) und Anna Hahner) in Frankfurt in Sportkleidung.

Eigentlich wollte sich der Ludwigshafener Berufsfeuerwehrmann Lars Kegler beim Frankfurt Marathon auch den Guinnessbuch-Weltrekord über die 42,195-Kilometer-Distanz, in Feuerwehrklamotten laufend, holen. Doch es kam ganz anders. Der 37-Jährige beendet nun seine leistungsambitionierte Karriere, ohne ein letztes großes Rennen gelaufen zu sein.

Es war alles dafür angerichtet, dass sich der Speyerer nach den Rekorden über zehn Kilometer und im Halbmarathon auch den über die Marathonstrecke holt. Alle Formalitäten waren geklärt. Es gab schon Anfragen vom hr-Fernsehen und Frankfurter Zeitungen für Interviews. Und Kegler war bereits ins spezifische Marathon-Training eingestiegen. Doch dann kam ein 25-Kilometer-Lauf Ende August. Und dieser Lauf, er besiegelte gewissermaßen das Ende der leistungsambitionierten Karriere Keglers. Er lief los, mit dem Ziel, eine gute Vorbereitungseinheit zumachen. Und er beendete den Lauf mit dem Entschluss, dass er den Rekordversuch absagen wird.

Sieht keinen Sinn mehr 

„Ich habe keinen Sinn mehr in der Sache gesehen“, sagt Kegler ein paar Wochen später. Er hatte nach Jahren des Quasi-Leistungssports unter bestenfalls semi-professionellen Bedingungen schlichtweg keine Lust mehr. Keine Lust mehr, sich noch mal zu schinden. Vor allem mental. „Ich habe gemerkt, dass die Motivation nicht mehr reicht“, sagt der 37-Jährige, der den Marathon in Frankfurt dann „ganz normal“ lief. Es war sein 70. Lauf über die 42,195-Kilometer-Distanz. Kegler gehörte in den vergangenen Jahren zu den Läufern, die sich viele Siege bei Veranstaltungen in der Region sicherten. Hinzu kamen mehrere Marathons pro Jahr und die Jagd nach den Guinness-Weltrekorden. Doch auf der Suche nach einem „letzten großen Abenteuer“, einem würdigen Abschluss der Karriere, verzettelte er sich. Ohne wirklich etwas dafür zu können. Im Herbst 2017 nahm Kegler für eine Stern-TV-Reportage mit Joey Kelly an einem Mehrtageslauf teil. Die Teilnehmer, so erzählt es Kegler, waren davon ausgegangen, irgendwo ein spannendes Abenteuer zu erleben, durch Afrika oder Asien zu laufen. Stattdessen ging es von Warnemünde zur Zugspitze – ohne Essen und Unterkunft, ernähren sollten sie sich aus Mülltonnen. Erfahren haben dies die Läufer erst kurz vor dem Start, sagt Kegler. Er stieg nach zwei Tagen aus: „Ich habe keinen Sinn in der Sache gesehen.“

Erst kommt die Familie

Danach fiel Kegler in ein mentales Loch. Der Weltrekordversuch in Frankfurt sollte ihm einen Schub geben, um aus dem mentalen Loch zu klettern. „Ich wollte das extrem negative Erlebnis wieder ausgleichen“, sagt Kegler und fügt an: „Ich habe krampfhaft versucht, etwas für den perfekten Abschluss zu finden.“ Was er dabei übersah: Er war vom Kopf her nicht mehr für eine (letzte) Höchstleistung, für ein letztes großes Abenteuer bereit. Kegler: „Die Luft war einfach raus.“ Auch weil sich der Fokus in seinem Leben in den vergangenen Jahren weg vom Sport verschoben hat. Er ist nicht mehr primär Lars Kegler, der Läufer. Sondern Lars Kegler, der Familienvater. „Die Zeiten haben sich geändert. Erst kommt Familie, Familie, Arbeit und dann erst der Sport“, sagt Kegler, der mit seiner Frau zwei Söhne hat. Er sagt das und wirkt nicht unzufrieden. Er sagt, er sei froh drüber. Auch ohne ein erfolgreiches letztes großes Abenteuer („Die Guinnessbuch-Weltrekorde über zehn Kilometer, Halbmarathon und Marathon wären für mich so etwas wie das Triple für den FC Bayern München gewesen“) schaut er auf eine gelungene Karriere zurück: Er hat eine Marathonbestzeit von 2:56 Stunden, ist den Halbmarathon in 1:16 gelaufen und zehn Kilometer in unter 35 Minuten. Und Kegler, seit zweieinhalb Jahren Fußball-Nachwuchstrainer bei RW Speyer, geht ja noch nicht ganz. Er wird weiterhin bei Läufen in der Region teilnehmen, auch als Zugläufer bei Marathons. Nur wird es eben keine außergewöhnlichen Unterfangen mehr geben.

Mit sich im Reinen

Lars Kegler macht den Eindruck, mit sich bezüglich seiner sportlichen Karriere im Reinen zu sein. Er gibt aber auch zu: „Der Gedanke, dass es kein guter Abschluss war, wird bestimmt kommen.“ Er ärgert sich, dass er 2016 nicht ein paar Monate nach dem Weltrekord im Halbmarathon gleich den Marathon anging. Er glaubt, er hätte es damals packen können. So aber wird die Frage, ob er den Weltrekord im Marathon hätte schaffen können, bleiben. Denn versucht hat er es nie.

Vorbei: Der Läufer Lars Kegler in Feuerwehr-Dienstkleidung.
Vorbei: Der Läufer Lars Kegler in Feuerwehr-Dienstkleidung.
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