Ludwigshafen Ludwigshafen: Babyboom überrollt Kita-Ausbau

Prunkvolle Schlösser wünschen sich die meisten Eltern wohl eher nicht für ihre Kinder. Ein Platz in einer Kita würde arbeitenden
Prunkvolle Schlösser wünschen sich die meisten Eltern wohl eher nicht für ihre Kinder. Ein Platz in einer Kita würde arbeitenden Müttern und Vätern schon das Leben erleichtern.

Obwohl Ludwigshafen seit zwölf Jahren die Kindertagesstätten ausbaut, bekommen viele Eltern Familie und Beruf nicht unter einen Hut. Stadtweit fehlen über 1000 Kita-Plätze. Kommen die Kinder ins Grundschulalter, können sich die Probleme verschärfen. Das zeigt der neueste Kindertagesstättenbericht, der gestern im Jugendhilfeausschuss vorgestellt worden ist.

Der seit vier Jahren anhaltende Babyboom in Ludwigshafen hat die Kindertagsstätten erreicht: Die Anzahl der Kinder mit Anspruch auf einen Betreuungsplatz wächst im laufenden Kita-Jahr von über 7900 noch einmal um etwa 420. „Ein solches Anwachsen der Zielgruppe gab es bisher noch nicht“, berichtet die Verwaltung. Rechnerisch müsste die Stadt daher kurzfristig 17 zusätzliche Kindergartengruppen eröffnen. Das entspricht vier großen Kitas – und ist Utopie. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht: Hohe Geburtenzahlen von 1900 bis über 2000 Babys pro Jahr und Zuwanderung werden die Kinderzahlen auch in den nächsten Jahren weiter wachsen lassen. Damit das künftige Kindertagesstättenangebot mit der immensen Nachfrage mithalten kann, will die Verwaltung in den nächsten Monaten ein viertes Ausbauprogramm erarbeiten, über das im Frühjahr der Stadtrat entscheiden soll, hat Familiendezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) angekündigt. Über 130 Millionen Euro sind bereits in die ersten drei Pakete geflossen. Land und Bund haben sich Reifenberg zufolge nur mit 24 Millionen Euro beteiligt. 80 Prozent der Kosten musste die verschuldete Stadt auf Pump finanzieren. Wie teuer der weitere Kita-Ausbau wird, blieb gestern im Jugendhilfeausschuss völlig offen.

Ziel der Vollversorgung nicht erreicht

Im Frühjahr dieses Jahres waren laut Verwaltung 7930 Kinder im Kita-Alter in Ludwigshafen zu Hause. Für diese Mädchen und Jungen standen 6672 Kita-Plätze zur Verfügung. Wegen offener Erzieherstellen konnten aber nur 6402 Plätze belegt werden. „Das Versorgungsziel der Vollversorgung von 4,5 Jahrgängen wurde nicht erreicht“, bilanziert die Verwaltung. Von der klaffenden Versorgungslücke sind besonders die Zweijährigen betroffen. Berufstätige Eltern müssen in vielen Stadtteilen damit rechnen, dass sie keinen Betreuungsplatz für ihre Knirpse bekommen. Als gut stuft die Verwaltung lediglich die Situation in Ruchheim ein. In Rheingönheim und Maudach sind die Wartelisten noch halbwegs überschaubar. Ähnlich ist es in der Gartenstadt, Edigheim und West. Extrem kritisch ist es dagegen in Mitte, Süd, Mundenheim, Oppau, der Pfingstweide, Oggersheim, Nord-Hemshof und Friesenheim. Hier stehen sogar ältere Kinder auf den Wartelisten.

Zahlreiche Wartelisten

Wenn die Babyboomer-Jahrgänge demnächst in die Grundschulen wechseln, wird das Betreuungsangebot für viele Familien nicht besser. Stadtweit gibt es bisher nur wenige Ganzstagsschulen. In Horten und Schultagesstätten wurden laut Kindertagesstättenbericht stadtweit – wie im Vorjahr – 950 Plätze zur Schulkinderbetreuung angeboten. Wegen fehlenden Personals konnten auch hier nur 936 Plätze belegt werden. Hort-Wartelisten gibt es in Süd, der Gartenstadt, Oppau, der Pfingstweide, Oggersheim, Ruchheim und West sowie vor allem in Mitte, Mundenheim, Rheingönheim und Nord-Hemshof. Kinder haben ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kita oder bei einer Tagesmutter. Sie haben keinen Anspruch auf einen Platz in einer bestimmten Kita. Einen Anspruch auf eine Hortbetreuung für Schulkinder gibt es nicht.

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