Ludwigshafen Kurze Kracher und langes Rieseln

Im Club Ebene Eins in Schifferstadt gibt es Ausstellungen, Konzerte, Literatur, oft mehreres zusammen und bisweilen vereint in einer Künstlerpersönlichkeit. Erstmals sind jetzt alle drei Künste zusammengekommen: in der Person von Diego Uzal.

Der gebürtige Argentinier war nicht zum ersten Mal in Schifferstadt. Man hat ihn hier als Klarinettisten und experimentellen Komponisten kennengelernt. In seiner Heimaltstadt Buenos Aires hat er Klarinette, Komposition, elektroakustische Musik und Philosophie studiert. Zum weiterführenden Studium kam er nach Leipzig und Weimar. Er lebt mit seiner Familie in Leimen. Die Cellistin Katharina Uzal ist an der Musikschule Rhein-Pfalz-Kreis aktiv. Mit live gespieltem Violoncello kommt sie in Uzals elektronischen Kompositionen vor. Wie diese Musik technisch zustande kommt, erläuterte Diego Uzal in der Schifferstadter Matinee. Er nimmt Geräusche auf, bearbeitet sie elektronisch und entwickelt sie zu einer Struktur. Was man zu hören bekam, ist dialogisch angelegt: ein gewaltsames Krachen und danach ein Geschepper und Geriesel, wie wenn man eine große Vase hinschmeißt. Kurze Kracher wie Peitschenhiebe und dazwischen langes, differenziert sonores Rieseln in stetigem Wechsel. Das ist auch in der Lautstärke sehr dynamisch. Bewegung herrscht auch auf den Gemälden Uzals: Informelle Farbflächen sind ineinander gestaffelt, so dass eine räumliche Tiefenwirkung entsteht. Primärfarben herrschen vor, allen voran Rot, Gelb und Weiß. Ergänzt die Malerei die Musik oder führt sie ein Eigenleben? Diego Uzal sagt, es sind zwei Ausdrucksmöglichkeiten für dieselbe Sache. Als dritte im Bunde kommt die Lyrik hinzu. Die gemeinsame Wurzel ist, so Uzal, „das individuelle Empfinden der Außenwelt mittels künstlerischer Abstraktion“. Der Künstler wählt unterschiedliche Darstellungsformen, um sich „die Welt, die unerkundbar ist, nach eigener Erfahrung verständlich“ zu machen. Er nennt dies „Kunstspirale“. Seine Gedichte wurden von Karl Atteln vorgetragen; nicht rezitiert, sondern in einer Dynamik sinnlich erfahrbar gemacht, in der man Parallelen zu Uzals Musik sehen kann. Sie sind lang im Vergleich zu aktueller Lyrik und in ihrem Kreisen um Themen wie „Erinnerung“ oder „Wandel“ gedankenschwer. Stellenweise sind sie auch beschreibend realistisch. Durch differenzierte Stimmführung brachte Karl Atteln den Wechsel zwischen Realität und Vorstellung, Erinnertem und Flüchtigkeit des Augenblicks sehr gut zum Ausdruck. Termin Die Ausstellung im Club Ebene Eins, Burgstraße 23, Schifferstadt, ist bis 4. November zu sehen. Öffnungszeiten: Freitag 17 bis 19 Uhr, Sonntag 11 bis 13 Uhr.

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