Ludwigshafen Kunst-Bäume sorgen für Schatten

Ein Baum entsteht: Marion Uglik, Anna Kalberer, Peedy Evacic und Norbert Hufler (von links) bei der Arbeit.
Ein Baum entsteht: Marion Uglik, Anna Kalberer, Peedy Evacic und Norbert Hufler (von links) bei der Arbeit.

«Mitte.» Im Hack-Museumsgarten ist vergangene Woche ein Projekt der Baukunstgruppe Sanfte Strukturen umgesetzt worden. Die Künstlerinnen Anna Kalberer und Peedy Evacic haben mit Besuchern und Gärtnern zwei schattenspendende Konstruktionen – sogenannte Schattenbäume – errichtet.

In drei Tagen sind im Hack-Museumsgarten zwei Schattenbäume in den Himmel gewachsen. Mit Bambus ummantelte Stahlrohre bilden das Gerüst der beiden Konstruktionen, die sich oben in alle Richtungen nach außen biegen und einem dort befestigten Schirm aus Schilfgras Halt bieten. Bepflanzt werden die Schattenbäume noch mit rankenden Pflanzen wie Wicken und Bohnen und sollen den Garten so bald als bunte, lebendige Bereicherung zieren. Bei dem Projekt war die Ende der 60er Jahre gegründete Gruppe Sanfte Strukturen federführend. Marcel Kalberer war der Initiator und seine Tochter Anna Kalberer führt die Tradition fort. Marcel Kalberer hat bei Frei Paul Otto – einem bedeutenden Vertreter der organischen Architektur – studiert. Ein glänzendes Beispiel von Ottos architektonischen Vorstellungen ist die Multihalle im Mannheimer Herzogenriedpark. Kalberer dachte die Ideen seines Mentors weiter, indem er sich Naturmaterialien und Techniken alter Kulturvölker wie etwa den Bewohnern des Zweistromlandes Mesopotamien zuwandte. „Wir sind international unterwegs“, betont Anna Kalberer, die mit Materialien wie Bambus und Weiden schon eindrucksvolle Bauwerke gestaltet hat. Projekte der Gruppe Sanfte Strukturen wurden in Taiwan und den USA, in Schottland und Südkorea, in Italien, Berlin und Wien realisiert. „Wir machen oft auch soziale Projekte mit Arbeitslosen oder Flüchtlingen“, erläutert Kalberer. Ihre Schwester Peedy Evacic weist auch auf die Arbeit mit Menschen aus der Psychiatrie hin – etwa solchen, die unter Depressionen leiden. Die Mitglieder der Baukunstgruppe arbeiten gern mit den Händen und wenn möglich ganz ohne Maschinen. Dadurch entstehe eine angenehme Atmosphäre, findet Evacic. Sie weist auch darauf hin, dass es schon gelungen sei, Asylbewerber und Neonazis zu einer gemeinsamen Arbeit zu bewegen – und zwar in Rostock beim Bau einer monumentalen Weidenkathedrale anlässlich der Internationalen Gartenschau 2003. Mit einer Höhe von 15 Metern und einer Länge von 52 Metern hält der „Weidendom“ heute den Rekord als weltgrößtes lebendes Bauwerk. Die Bäume im Hack-Museumsgarten sind deutlich kleiner, spenden aber dennoch Schatten. Das war Museumsleiter René Zechlin ein Anliegen, denn „der große Platz hat ja fast keinen Schatten“. Jahr für Jahr sei versucht worden, das etwas zu verbessern. So seien der Pavillon und die Begrünung des Zauns dazugekommen. Dabei gelinge es immer wieder, Kunst und Funktionales zu verbinden. Dieses Element präge den Museumsgarten, stellt Zechlin fest. Wichtig sei außerdem, dass der Garten ein sozialer Raum ist. „Hier gärtnern 14 Nationen gemeinsam, und es gibt viele Leute, die sich engagieren“, betont Zechlins Mitarbeiterin Theresia Kiefer. Zu diesem Kreis gehört Marion Uglik. Fast jeden Tag kommt sie in den Garten, um zwei Beete zu versorgen. Als Kiefer das Schattenbaum-Projekt vorstellte, entschied Uglik spontan, mitzumachen. „Zuerst wusste ich ja nicht, was da auf mich zukommt“, erzählt sie. Doch dann sei sie begeistert gewesen. Es sei eine tolle Erfahrung und eine tolle Zusammenarbeit mit den jungen Künstlerinnen gewesen. „Respekt vor eurer Arbeit Mädels, ihr seid stark“, bescheinigt sie den beiden dann auch. Dass das alles dokumentiert wird, dafür sorgt Norbert Hufler. Er lebt in der Nachbarschaft und betreut seit den Anfängen im März 2012 eine Internetseite zum Hackgarten. „Hier laufen unheimlich interessante Projekte“, findet er. Da sei er mit vollem Engagement und vor allem seiner Kamera immer dabei. Die Bilder sind unter www.hackmuseumsgarten.blogspot.com/p/beet-naturart-norbert-hufler.html zu sehen.

x