Ludwigshafen Kraftstrotzender Groove

Jazzer im Nebel: GoGo Penguin beim Konzert im Haus.
Jazzer im Nebel: GoGo Penguin beim Konzert im Haus.

Beim Festival Enjoy Jazz konnte man das Trio GoGo Penguin vor zwei Jahren kennenlernen. Im Ludwigshafener Kulturzentrum Das Haus machten sie damals mit ihrem von kraftvollen Beats angetriebenen Britjazz mächtig Eindruck. Jetzt kamen sie mit neuen Stücken und neuem Album zum Enjoy Jazz Summer erneut nach Ludwigshafen.

Sie spielen Jazz mit dem Gestus einer Popband: Betörend simple Harmoniefolgen, ein mächtig treibender Bass und ein Schlagzeug, das seine Rhythmen eher vom Dancefloor bezieht als aus dem Jazzkeller. Gespielt wird das alles auf akustischen Instrumenten, auf Piano, Kontrabass und Drumset, deren Sound allerdings durch Lautstärke und Abmischung ins Arena-Format geweitet wird. Die drei Jungs aus Manchester, alle Anfang 30, sind gerade auf der britischen Insel nicht die einzigen, die zeitgenössischen Jazz mit aktuellen Popsounds zu erneuern suchen. Aber das vor zwei Jahren erschienene Album „Man Made Object“ brachte ihnen doch eine überdurchschnittliche Aufmerksamkeit. Mit dem Nachfolge-Album „A Humdrum Star“ setzen sie den eingeschlagenen Weg nun konsequent fort, lassen aber auch erkennen, dass dieses musikalische Modell nicht unbegrenzt entwicklungsfähig scheint. Um dem entgegenzusteuern, setzt man live noch mehr auf einen entschlossenen Popgestus: Der Saal ist unbestuhlt, im Vorprogramm darf der amerikanische Singer/Songwriter Jens Kuross eine halbe Stunde lang Weltschmerz verbreiten, dann werden die Verstärker aufgedreht und die zuckende Lightshow gestartet. Die drei Musiker erkennt man manchmal nur schemenhaft im von hinten bestrahlten Bühnennebel, auch die Musik bekommt etwas Diffuses. Die minimalistischen Akkordreihungen des Pianisten Chris Illingworth werden jedenfalls zu einer Art eingängig-harmonischer Unterfütterung eingedampft, dafür schiebt sich Nick Blackas kraftstrotzend groovender Kontrabass ins Zentrum, alles umtost vom allerdings grandiosen Schlagzeugspiel Rob Turners. Dem Mann an dem eher sparsam ausgestatteten Drumset zuzuhören, ist schon ein besonderes Vergnügen, wie hier die repetitiven Beats der elektronischen Musik in einem immer noch jazzgrundierten Kontext eine unermüdlich bretternde Urgewalt entfalten. In ihren besten Momenten entwickelt diese Musik eine hypnotische Sogwirkung, die an E.S.T. erinnert, das in gleicher Besetzung agierende Trio des vor zehn Jahren verunglückten Pianisten Esbjörn Svensson. Aber wo die Norweger ihre Soundcluster und furiosen rhythmischen Steigerungen immer wieder ins Virtuos-Filigrane aufzulösen vermochten, folgt bei GoGo Penguin einfach nur der nächste Song. Spaß macht das trotzdem, jedenfalls eine ganze Weile. Und dass in Zeiten, wo es das Zeitgenössische in E-Musik und Jazz nicht eben leicht hat, ein dazu noch altersmäßig bunt gemischtes Publikum in großer Zahl zu einer jungen Jazzband kommt, ist ja auch schon eine gute Nachricht.

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