Rheinpfalz Kopfhörer-Party für Vogelschutz

Verträgt nach behördlicher Einschätzung zur Brutzeit keine laute Musik: der Steinschmätzer.
Verträgt nach behördlicher Einschätzung zur Brutzeit keine laute Musik: der Steinschmätzer.

«Kallstadt.»Bereits zum vierten Mal veranstaltet die Landjugend aus Kallstadt, auch als die „Brulljesmacher“ bekannt, am Sonntag das sogenannte Schlepperpulling. Die Party am Vorabend verspricht ein ganz besonderes Konzerterlebnis.

Auch wenn es in diesem Jahr bei der Party heute Abend vor dem großen Event etwas ruhiger zugehen wird, ist die Vorfreude der Landjugend auf ihr Schlepperpulling ungebrochen. Der Hintergrund: Weil ein Brutpaar des Steinschmätzers, der in Deutschland vom Aussterben bedroht ist, in unmittelbarer Nähe des Veranstaltungsortes gesichtet wurde, hat die Kreisverwaltung Bad Dürkheim verboten, eine Party mit Liveband im Freien anzubieten. Die elektronisch verstärkte Musik würde die Brutzeit der Vögel beeinträchtigen und stören, so die Behörde. Sarah Schott, Vorsitzende der „Sprücheklopfer“, wie die Kallstadter von den Nachbardörfern genannt werden, hebt hervor, dass man natürlich nichts gegen Vogelschutz habe, aber auch nicht verstehe, dass elektronisch verstärkte Musik ein Problem für den Steinschmätzer darstelle. Da man die für den Abend gebuchte Band bezahlen müsse, diese aber nicht „unplugged“, also ohne Verstärker, auftreten wolle, habe man sich entschieden, die Musik über Funk-Kopfhörer zu Gehör zu bringen und nicht direkt und laut aus den Boxen. So gibt es heute ab 18 Uhr auf dem Veranstaltungsplatz an der Freinsheimer Straße 92, die in die „Schlepperpulling Road“ mündet, eine „Silent Pulling Party“, die den Steinschmätzer bei der Familienplanung nicht stören sollte. „Wir leihen die Kopfhörer aus und stellen sie den Besuchern gegen ein Pfand von fünf Euro den ganzen Abend zur Verfügung“, berichtet Landjugend-Chefin Schott. Sie zeigt sich erleichtert, mit dieser Lösung das Fest gerettet zu haben. „Geht um Technik und Geschick“ Wenn dann am Sonntag um 11 Uhr der Startschuss zum Schlepperpulling gegeben wird, kommt es zum Kräftemessen der Traktorfahrer, die auf ihren Schmalspurschleppern auf einem 50-Meter-Kurs, was einem „Full Pull“ entspricht, ihr fahrerisches Können unter Beweis stellen müssen. Jeder Schlepper zieht einen Anhänger, dessen Luftdruckbremse im Laufe der Fahrt immer weiter zugeht und es dem Fahrer somit immer schwerer macht, den Traktor vorwärtszubewegen. Je nach Klasse der Gefährte, die von der PS-Anzahl und der Antriebsart abhängig ist, wird der Anhänger mit Zusatzgewichten von 800 bis 3600 Kilogramm bestückt. Gewonnen hat, wer einen „Full Pull“ geschafft hat, beziehungsweise die längste Strecke zurückgelegt hat. Während des Wettkampfes wird nach dem Motto verfahren, „wer steht, geht“, das heißt, kommt ein Schlepper zum Stehen, fällt er aus der Wertung. Bei der Ehrung, die gegen 18 Uhr vorgenommen wird, werden den Siegern in den verschiedenen Klassen Pokale und Überraschungspräsente überreicht. Da noch nicht alle Startplätze vergeben sind, können sich laut Veranstalter all diejenigen, die glauben ihren Traktor à la Sebastian Vettel zu beherrschen und zu beschleunigen, ab 10 Uhr am Sonntag gegen eine Startgebühr von fünf Euro noch anmelden. Kallstadts Bürgermeister Thomas Jaworek (CDU) nimmt die Veranstaltung der Landjugend gegen die Kritik in Schutz, dass diese der Umwelt schadet: Beim Traktorpulling gehe es nicht um den Verbrauch von Diesel beim Fahren im Kreis, sondern um Technik und Geschicklichkeit. „30 Sekunden entscheiden, wie weit der Hänger gezogen werden kann.“ In Kallstadt sei man auf einem guten Weg, Naturschutz und Landwirtschaft in Einklang zu bringen. „Naturschutz geht nur gemeinsam mit dem Weinbau“, so Jaworek. Einer der Winzer, Sven Mayer, betreue im Auftrag der Ortsgemeinde die Unterhaltung ihrer Grün- und Ausgleichsflächen.

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