Ludwigshafen Kinderlieder und Liebesballaden

Die Mittwochsjazzkonzerte in Möllers Restaurant im Hotel Salischer Hof in Schifferstadt hat die Sängerin Jutta Brandl mit einer Hommage an Ella Fitzgerald, die „Lady of Jazz“, eröffnet. Von Juni bis September wird sie jeweils am zweiten Mittwoch im Monat zusammen mit unterschiedlichen Gästen auftreten.

Zusammen mit Gernot Kögel am Kontrabass und Gernot Ziegler am Piano präsentierte Jutta Brandl Auszüge aus dem Ella-Fitzgerald-Programm des Jazzwords Quartet, dessen Mitglieder die drei sind. Dazwischen erzählte die Sängerin aus dem Leben und der 60-jährigen Karriere der großen Vokalistin, die im vergangenen Jahr hundert Jahre alt geworden wäre. Ella war 17, Vollwaise und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, als sie bei einem Talentwettbewerb den ersten Preis gewann. Ihr Mangel an Glamour verhinderte jedoch zunächst Engagements. Bandleader Chick Webb engagierte sie schließlich, nachdem ein Probeauftritt Musiker wie Publikum begeistert hatte. Drei Jahre später, 1938, hatte Ella Fitzgerald mit dieser Bigband ihren ersten Nummer-eins-Hit, das unwiderstehlich fröhliche „A-Tisket, A-Tasket“, eigentlich ein Kinderlied. Swing war die Musik, die damals jeder hören wollte, und das war Tanzmusik. „Stompin at the Savoy“ und „Take the A Train“ standen für den Stil. Gernot Kögel zeigte mit einem Bass-Solo, wie variationsreich man dieses Instrument spielen kann, und Gernot Ziegler folgte mit einem Piano-Solo. Swing war kultiviert und reglementiert. Stets war das zu spielen, was in den Noten stand. Die Vollblutmusiker konnten sich nicht genug austoben, also trafen sie sich nach der Vorstellung in ihren Bars und „jammten“ bis zum Morgen. Da improvisierten sie dann frei über den Noten, die sie vorher so genau eingehalten hatten. Ella Fitzgerald setzte ihre Stimme mit freien Vokalisen wie ein Blasinstrument ein, wie jemand, der ein bekanntes Lied, dessen Text er vergessen hat, trällert und dem dauernd Variationen einfallen – nur sehr viel musikalischer, exakter und beweglicher, rauf und runter über drei Oktaven, als das ein durchschnittlicher Sänger könnte. Der Bebop war geboren. „How High the Moon“ war das Klangbeispiel des Trios für diesen Stil, wobei Jutta Brandl im zweiten Teil des Songs mit der Stimme textfrei improvisierte, dass es eine Freude war. Ihr Privatleben sei, anders als die Karriere, nicht gut gelaufen. Immer seien es die falschen Männer gewesen, meinte Brandl und sang mit warmer Stimme „My Romance“, eine Liebesballade. Zwei Umstände aber trieben Ella Fitzgeralds Karriere ab dem Ende der 40-er Jahre voran: Zum einen die Konzertreihe „Jazz at the Philharmonics“, die nach ersten Konzerten in großen, bisher nur von klassischen Orchestern bespielten Sälen mit den bekanntesten Jazzmusikern auf Welttournee ging. Der Jazz war damit zu einer seriösen Kunst geworden, und die Musiker wurden gut bezahlt. Zum andern nahm sie ab den späten 50-ern „Songbooks“ auf, Schallplatten mit den wichtigsten amerikanischen Komponisten. Jutta Brandl bezog sich im zweiten Teil des Konzerts vor allem auf diese, auf George Gershwin, Cole Porter, Kurt Weills Mackie-Messer-Song, den Bossa Nova „Corcovado“. Ella Fitzgerald verwandelte aber auch Kinderliedchen in Jazz, denn sie liebte Kinder sehr. Mit einem sehr innig gesungenen „You Are My Sunshine“ klang das Konzert aus. Die Nichte hatte es ihrer sehr kranken Tante kurz vor deren Tod am 15. Juni 1996 vorgesungen.

x