Ludwigshafen „Kinder nicht in Watte packen“

Dominik Lisson trainiert zweimal pro Woche mit den kleinen Mutterstadter Fußballern.
Dominik Lisson trainiert zweimal pro Woche mit den kleinen Mutterstadter Fußballern.
Herr Lisson, überall wird Fußball gespielt, überall gibt es Fußball-Vereine. Warum organisieren Sie mit Max Oehl aus Deidesheim, Joshua Simon aus Böhl und Lucas Fischer aus Forst ausgerechnet eine Fußball-Liga für die Kleinen?

Ich bin von Kindesbeinen an an Fußball interessiert, bin erst sehr spät zum Vereinsfußball gekommen. Uns geht es um Spaß, um Teamwork. Wir wollen aber auch den Wettkampfcharakter fördern. Ich habe mit der Carl-Orff-Realschule in Bad Dürkheim am Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ teilgenommen. Über ein Freiwilliges Soziales Jahr an der Grundschule „Im Mandelgraben“ in Mutterstadt kam ich auf die Idee: Warum nicht mal eine Fußball-Liga für Grundschüler gründen? Apropos Wettkampf: Diese Liga gibt es seit drei Jahren. Und dreimal hat Mutterstadt, also „Ihre“ Schule, gewonnen. Ist das Zufall? (lacht) Ich bin mit talentierten Kindern gesegnet. Aber wir trainieren auch zweimal pro Woche. Und in dieser Saison hat es die Wittelsbachschule Ludwigshafen spannend gemacht. Die Ludwigshafener haben bis zum achten von zehn Spieltagen die Liga angeführt. Aber wir haben den direkten Vergleich knapp gewonnen. Worauf achten Sie im Training? Ich möchte, dass die Kinder fit im Kopf sind. Dazu gehört taktisches Verständnis. Ich lege viel Wert auf Umschaltspiel. Aber auch die Persönlichkeitsentwicklung ist mir wichtig. Bei einem Sieg muss man Respekt vor dem Gegner haben, darf ihn nicht lächerlich machen. Und man muss lernen, mit Niederlagen umzugehen. Als Gewinner hat man natürlich viel Spaß. Wie ist das mit den Verlierern? Alle Kinder haben viel Spaß am Fußball. Klar, gibt es auch mal Enttäuschungen. Aber ich finde, Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren muss man nicht mehr in Watte packen. Das heißt, bei Fehlverhalten auf dem Spielfeld gibt es auch Strafen? Ja, wir haben Gelbe und Rote Karten hinzugenommen – als klares Signal, dass ein Kind etwas falsch gemacht hat. In diesem Jahr hat es ausgerechnet meinen Torhüter mit einer Roten Karte getroffen. Er war mit einem gegnerischen Stürmer zusammengeprallt. Und wie groß war für ihn die Enttäuschung, vorzeitig vom Feld zu müssen? Der ist sehr professionell, mental sehr gefestigt. Ich sage den Kindern auch, dass sie Verantwortung haben, dass sie ihre Schule repräsentieren. Wenn ich höre, dass jemand jemanden ärgert, muss derjenige auch mal ein Training aussetzen oder er spielt nicht. Das war aber noch nie der Fall. Ich bin regelmäßig mit den Lehrern in Kontakt. Die Spiele finden immer am Nachmittag zwischen 13 und 16 Uhr statt. Die Kinder müssen ihre versäumte Zeit für Hausaufgaben nachholen. Zurück zum Fairplay: Klappt das bei den Kindern? Es gibt auch in diesem Alter körperbetont spielende Mannschaften. Aber alles ist fair. Da ist viel Tempo drin. Bei den Spielen in Meckenheim beispielsweise schiedsrichtern die Kinder sich selbst. Und die Gastmannschaften akzeptieren das nicht nur, sondern sind davon begeistert. Auch wir Betreuer leben den Respekt vor dem Gegner vor. Ich gehe vor einem Spiel immer zum Kontrahenten, begrüße ihn und wünsche ihm viel Glück. Und bei den Heimspielen der anderen Teams gibt es Schiedsrichter? Ja, ich finde den Mix aus Fair-Play-System und von Schiedsrichtern geleiteten Spielen gut. Weil wir ja große Partien haben, ist es nicht schlecht, wenn diese von einem Schiri gepfiffen werden. Wir hatten diese Saison richtig große Spiele wie Haßloch gegen Meckenheim. Da waren rund 300 Zuschauer. Da war Stimmung. So viele Zuschauer? Es kommen also nicht nur Eltern zu den Partien? Nein, in Mutterstadt zum Beispiel gucken Mitschüler aus parallel laufenden AGs zu. Am Abschlusstag wird noch ein Turnier gespielt. Geht das noch in die Wertung ein? Nein, es ist ein separates Turnier. Uns geht es auch um die Kooperation der Grundschulen untereinander. Für den Abschlusstag mieten wir eine Torschuss-Radarkamera oder eine Hüpfburg. Es gibt einen Losstand – hier unterstützen uns Bundesliga-Vereine wie Hoffenheim, Schalke und Dortmund. Jedes Los ist ein Gewinn. Wie klappt die Kooperation der Schulen untereinander? Das läuft super. Wir geben den Schulen einen Zeitraum von zwei Wochen, in denen Spiele stattfinden sollen. Die Schulen setzen sich dann miteinander in Verbindung, wann gespielt werden soll. Über ein Messenger-System, ähnlich wie Whatsapp, sind die Betreuer in Verbindung. So werden Termine mitgeteilt und auch die Kader verwaltet. Kontakt Wer sich für die Grundschul-Fußball-Liga interessiert, wendet sich per E-Mail an info@grundschulfussball.de Infos im Internet unter www.grundschulfussball.de | Interview: Sabine Dean

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