Ludwigshafen Kampflustig wie eh und je

Mit Zorn in der Stimme erzählt Peter Garrett von Inseln in der Südsee, die bald nicht mehr existieren könnten. Seine Botschaft h
Mit Zorn in der Stimme erzählt Peter Garrett von Inseln in der Südsee, die bald nicht mehr existieren könnten. Seine Botschaft hat rein gar nichts an Aktualität verloren.

Immerhin ist es schon 30 Jährchen und mehr her, dass die Truppe um den glatzköpfigen Schlacks Peter Garrett ihre ganz große Zeit hatte. Zwei kommerziell erfolgreiche Alben hatte die Band weltweit, auch in Deutschland: „Diesel and Dust“ von 1987 und „Blue Sky Mining“, das drei Jahre später herauskam. Nach Men at Work und INXS war Midnight Oil damit die dritte Band von Down Under, die damals die Popwelt mit ihren zwar melodiösen, aber inhaltlich themenstarken Songs eroberte. Da geht um die nukleare Bedrohung, um das Schicksal der australischen Ureinwohner, um die Schrecken von Kriegen und – damals schon – um die globale Erwärmung. Sicherlich waren die meisten Fans, die nach Mannheim ins große Zelt gekommen waren, schon älteres Semester, kannten die Oils schon zu Zeiten, in denen die Haarpracht noch üppiger war und die Falten noch Zukunft. Und auch den Jungs von Midnight Oil sieht man die Jahre an: Sänger Peter Garrett könnte mit seinen 66 Jahren genauso gut seine Rente genießen. Die im Übrigen unabhängig vom kommerziellen Erfolg der Band üppig sein dürfte. Denn Garrett hat nicht nur mit der Musik Politik gemacht, sondern ist nach der Auflösung von Midnight Oil im Jahr 2002 tatsächlich in die Politik gegangen, wo er es bis zum australischen Umwelt- und danach zum Bildungsminister brachte. Nostalgie oder gar Senioren-Langeweile ist beim Festival-Finale aber so überhaupt kein Thema. Ganz im Gegenteil: Nach 15 Jahren Pause – die Wiedervereinigung der Band war 2017 – wirkt Midnight Oil so frisch und kampfeslustig wie eh und je. Das liegt zum einen daran, dass neben Sänger Garrett auch Gitarrist Martin Rotsey, Keyboarder Jim Moginie, Bassist „Bones“ Hillmann und vor allem Drummer Rob Hirst nach wie vor bestens drauf sind, und zum anderen daran, dass die Midnight-Oil-Themen über all die Jahre rein gar nichts an Aktualität eingebüßt haben. So traurig das auf der anderen Seite auch ist. Und so stieg im Zelt auf dem Maimarkt eine große Party, gespickt mit den Songs, die die Fans hören wollten und die sie – einen nach dem anderen – regelrecht abfeierten. Natürlich gab es, allerdings erst gegen Ende des Konzerts, die beiden bekanntesten Hits hintereinander weg auf die Ohren, „Beds Are Burning“ und „Blue Sky Mine“, zudem aber auch ziemlich viel anderes vom 1990er-Album. Darunter etwa das atmosphärische „Mountains of Burma“, „King of the Mountain“ oder auch den Anti-Kriegs-Song „Forgotten Years“. Mystisch schön ließen die Oils den Song „Arctic World“ erklingen, in dem es um den Klimawandel geht. Das Stück vom Album „Diesel and Dust“ wurde vor mehr als 30 Jahren geschrieben, und dass Garrett, der in Mannheim von Inseln in der Südsee erzählte, die bald nicht mehr existieren könnten, dies mit einer gewissen Portion Zorn in der Stimme tat, ist wenig verwunderlich. Aber so wenig nostalgisch der Oil-Auftritt war, so wenig war er moralinsauer. Die Themen sind da, die Bedrohungen real und allseits bekannt, aber ein Konzertabend ist nun mal vor allem dafür gedacht, Spaß zu haben und das normale Leben für eine paar Stunden zu vergessen. Auch das wissen Schlacks Garrett und seine Jungs natürlich, und sangen und tanzten und ließen es krachen. „How can we dance when our world is turning?“, fragen Midnight Oil im Song „Beds Are Burning“. Die Antwort gab die Band mit ihrer Show: Warum denn nicht? Ohne Spaß wird’s schließlich auch nicht besser. Ähnlich sah das auch Wolf Maahn, der zusammen mit Matthias Keul an Bass und Keyboard auf den Auftritt der Australier eingestimmt hatte.

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