Rhein-Pfalz Kreis Jubel im Konfettiregen

Gewonnen! Ilona Volk jubelt im Konfettiregen. Den Blumenstrauß haben die grünen Kollegen überreicht. Die Konkurrenten Patrick Po
Gewonnen! Ilona Volk jubelt im Konfettiregen. Den Blumenstrauß haben die grünen Kollegen überreicht. Die Konkurrenten Patrick Poss (rechts) und Jürgen Obermann müssen sich im ersten Wahlgang geschlagen geben.

«Schifferstadt.»Die Gesichtszüge sprechen Bände an diesem Abend. Anspannung. Fragende Gesichter. Gebanntes Warten auf die Ergebnisse. Die ersten Zahlen aus den Briefwahlbezirken trudeln ab 19.12 Uhr ein. Und da sieht es noch nach dem aus, womit alle rechnen: Stichwahl. Patrick Poss, (30, CDU) liegt bei 39,6 Prozent, Amtsinhaberin Ilona Volk bei 47,4 Prozent. Doch ab Bezirk fünf ist die 50er-Marke geknackt. Ilona Volk liegt um 19.50 Uhr bei 51,8 Prozent. Ihr zuvor noch recht angespanntes Gesicht wirkt entspannter, mit jedem Wahlbezirk wird das Lächeln ein wenig größer. Und der positive Trend hält an – bis um 21.31 Uhr das offizielle Ergebnis feststeht. Die alte Bürgermeisterin wird auch die neue sein und am 20. November ihre zweite Amtszeit beginnen. 51,5 Prozent (4986 Stimmen) hat sie bekommen. Ihre drei Gegenkandidaten Poss, Jürgen Obermann (59, SPD) und Jürgen Bereswill (58, parteilos) schauen den Abend über ebenfalls die meiste Zeit gebannt auf die Leinwand, auf der die Ergebnisse der Wahlbezirke mitgeteilt werden. Dass der Kraichgauer Bereswill vollkommen chancenlos ist, kristallisiert sich schnell heraus. 4,6 Prozent (442 Stimmen) erhält er zum Schluss. Dabei sah er sich um 18 Uhr noch in der Stichwahl. „Manchmal muss ein fremdes Gesicht her“, sagt er da, gibt sich aber schon gut zwei Stunden später im Gespräch mit dem Geschäftsführenden Beamten Gerd Steigleder geschlagen. Und auch der SPDler Jürgen Obermann muss früh einsehen, dass er es nicht auf den Chefsessel schaffen wird. 11,4 Prozent (1105 Stimmen) erreicht er und trägt das Ergebnis mit Fassung. „Ich hatte ja nichts zu verlieren“, sagt er. „Es wird wohl auch hier so sein, dass viele von der SPD zu den Grünen abwandern“, schätzt Obermann. Und trotz der klaren Niederlage wird er mit Mitstreitern an diesem Abend in seinem Garten feiern. Wegen des guten Wahlkampfs und des guten Teams. Wohin es den CDU-Kandidaten nach dem Wahlergebnis verschlägt? Gute Frage. Er gratuliert Ilona Volk brav und verschwindet dann von der Bildfläche. Für ein Statement ist er auch telefonisch danach nicht mehr zu erreichen. Wie die Ergebnisse für ihn ausfallen, verfolgt er aktiv längst nicht die ganze Zeit aus dem Ratssaal. Als sich seine Zahlen um die 32 Prozent einpendeln und eine Stichwahl in die Ferne rückt, zieht er den Platz im Freien vor. Schlussendlich muss sich der junge Christdemokrat mit 32,5 Prozent (3150 Stimmen) geschlagen geben. Gut 100 Menschen trudeln im Laufe des Wahlabends im Rathaus ein – und müssen Geduld mitbringen. Die Auszählung zieht sich länger als erwartet hin. Und auch in den Wahllokalen war tagsüber Geduld gefragt. Der Andrang war groß. Die Bürger standen teils Schlange und kritisierten genau das noch am selben Abend. Es seien schlichtweg zu wenig Wahlkabinen gewesen, beklagt beispielsweise eine Bürgerin. „Wir haben das Problem erkannt, aber noch nicht gebannt“, sagt Gerd Steigleder. Er weiß die Besucher, die „wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen“, gut zu unterhalten. Er interviewt die Kandidaten, lobt die 187 Helfer und erklärt, was da in den 16 Wahlbüros, davon acht Briefwahl- und acht Urnenwahllokale, passiert, dass Europa- und Bezirkstagswahl zuerst ausgezählt werden und dann erst die Bürgermeisterwahl. Die Stimmen für Kreistag und Stadtrat folgen am heutigen Montag. Die ersten Ergebnisse werden ab 15 Uhr erwartet und im Ratsaal präsentiert. Weil im Rathaus ausgezählt wird, bleibt dieses heute für den Publikumsverkehr geschlossen. 15.742 Schifferstadter dürfen für die Bürgermeisterwahl an die Urne. 9829 haben den Schritt getan, 9683 dann auch gültige Stimmen abgegeben. Macht eine Wahlbeteiligung von 62,44 Prozent. Damit, sagt Steigleder, habe er auch gerechnet. Vor acht Jahren waren es noch gut 1000 Wahlberechtigte weniger, die Wahlbeteiligung lag im ersten Wahlgang bei 63,6 Prozent. Damals musste Ilona Volk gegen Bruno Dell (CDU) in die Stichwahl. Und wurde am 10. April 2011 mit 63,4 Prozent der Stimmen als erste grüne Bürgermeisterin in Rheinland-Pfalz gewählt. „Ich habe nicht damit gerechnet, bei vier Kandidaten gleich zu gewinnen“, sagt sie gestern Abend. „Die letzten Stunden waren Spannung pur. Es war wie eine Achterbahnfahrt.“ Dass die Bürger ihr erneut das Vertrauen geschenkt haben, mache sie „überglücklich“. „Ich bin für mein Leben gern Bürgermeisterin. Ich liebe die Stadt, ich liebe das Rathaus. Und ich werde mit der gleichen Energie wie vorher weitermachen“, verspricht sie sichtlich erleichtert. Dass ihre Partei auch auf Europaebene gut zugelegt hat, „super“ – aber in Schifferstadt sei es eben nicht nur die grüne Welle gewesen, sondern auch das Vertrauen der Bürger und die Unterstützung anderer Parteien. Vor allem vonseiten der SPD und FDP sei die Fairness sehr groß gewesen. Gratuliert wird unter großem Applaus und Jubel von allen. Und mit Konfetti im Haar. Es wird umarmt, geknuddelt und sich gefreut. Und später noch im nahegelegenen Bistro Pfeffer und Salz angestoßen. Denn dieser Abend muss nun doch gefeiert werden, findet Ilona Volk. Denn dass sie mit einem so großen Lächeln aus dem Ratssaal geht, damit hat sie wahrlich nicht gerechnet.

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