Ludwigshafen Interview: Ex-LSC-Trainer Michael Drese über Missstände im Verein

Offene und harte Worte findet Michael Drese.
Offene und harte Worte findet Michael Drese.

«Ludwigshafen.» Michael Drese ist als Trainer des Fußball-Verbandsligisten Ludwigshafener SC Anfang der Woche zurückgetreten. Die 0:9-Niederlage am Sonntag in Rieschweiler sei der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. Ein Gespräch über mangelnde Qualität und Fehler bei der Kaderzusammenstellung.

Herr Drese, haben Sie schon einmal so deutlich verloren?

(überlegt lange) Als Trainer noch nie, aber als Spieler von TuS Altrip habe ich mal 0:10 in Edenkoben verloren. Aber das ist lange her. Was war denn der Auslöser für Ihren Rücktritt? Es war vorauszusehen, dass es in dieser Saison ganz schwer werden würde. Wir haben uns nicht verstärkt, stattdessen wichtige Spieler verloren. Trotzdem hofft man auf eine bessere Runde. Wir sind seit zwölf Spielen sieglos, haben dabei einen Punkt geholt. Beim 0:9 in Rieschweiler hat das Team keine Gegenwehr geleistet. Ein „weiter so“ macht keinen Sinn. Das Team hatte zuvor trotz der Niederlagenserie immer eine gute Einstellung bewiesen. Wie ist das Debakel zu erklären? Da ist alles Negative zusammengekommen. Wir waren zum einen ersatzgeschwächt. Zum anderen sind Akteure, die zuvor verletzt waren, ohne Spielpraxis und nach nur einer Trainingseinheit schon aufgelaufen. Es hat nichts geklappt in Rieschweiler. Es wurden viele Fehler gemacht und früh resigniert. Das war eine Kettenreaktion. Es ist zu hören, dass es innerhalb der Mannschaft nicht stimmen soll. Jeder für sich ist in Ordnung. Ich hatte mit keinem Spieler Probleme. Aber als Mannschaft funktioniert die Gruppe nicht. Es fehlt der gegenseitige Respekt. Wenn einer den anderen kritisiert, gibt es sofort ein Wortgefecht. In Rieschweiler haben sich die Spieler auf dem Platz nicht geholfen. Der Abstieg ist nur noch rechnerisch zu vermeiden. Fehlt die Qualität? Unter dem Strich ja. Spieler, die diese Qualität haben, bringen sie zu selten auf den Platz oder spielen nicht regelmäßig. Die vorjährigen A-Junioren sind noch nicht so weit. Von ihnen kann man nicht erwarten, dass sie den Karren aus dem Dreck ziehen. Sie müssen in ein funktionierendes Team eingebaut werden. Das gibt es aber nicht. Sind vor der Saison bei der Kaderplanung Fehler gemacht worden? Mit Sicherheit, aber nicht nur vor dieser Saison. Eigene A-Junioren hochzuziehen ist generell prima, aber zu wenig. Man muss aber auch sagen, dass wir viele Absagen von Spielern bekommen haben, die wir gerne geholt hätten. Ist der Ludwigshafener SC keine gute Adresse mehr? Der Verein hat an Ansehen verloren. Der LSC kämpft seit Jahren gegen den Abstieg, hatte mehrfach viel Glück, in der Liga zu bleiben. Das spricht sich herum. Bei den Spielern, die da sind, wächst die Unzufriedenheit, potenzielle Zugänge wollen Erfolg und Spaß haben. Das ist momentan schwer darstellbar.

x