Rhein-Pfalz Kreis In der Gute-Laune-Welt

Rosarot. Schmetterlinge. Liebe. So stellt man sich Schlager doch vor. „Das braucht man heutzutage“, sagt Rita Belmond.
Rosarot. Schmetterlinge. Liebe. So stellt man sich Schlager doch vor. »Das braucht man heutzutage«, sagt Rita Belmond.

«Schifferstadt.» „Singen befreit die Seele“, sagt Rita Mertel und strahlt. Die 43-Jährige weiß, wovon sie spricht. Schließlich hat sie schon als Kind auf der Bühne gestanden und vor Publikum gesungen, getanzt oder verschiedene Instrumente gespielt. Und doch ist die gebürtige Ludwigshafenerin gewissermaßen auch ein Neuling im Musikgeschäft: Vor Kurzem hat sie unter ihrem Künstlernamen Rita Belmond ihre erste Single veröffentlicht. „Nur ein bisschen Liebe“ heißt der Schlager, den die Schifferstadterin selbst komponiert und getextet hat. Darin geht es um zwei Verliebte, die sich viel zu selten sehen, um ihre junge Liebe genießen und pflegen zu können. „Ich habe lange den Wunsch gehegt, eine CD aufzunehmen“, berichtet die Sängerin. Dabei stellte der Gang ins Tonstudio sie vor Herausforderungen, die anderen Künstlern vollkommen fremd sind. Denn Rita Mertel ist gehörlos. Sie besitzt nur ein geringes Resthörvermögen und ist seit frühester Kindheit auf Hörgeräte angewiesen. Das Problem: Bei den Aufnahmen im Studio könne sie die Hörgeräte nicht tragen, weil es dann ein pfeifendes Geräusch geben würde, sagt die Sängerin. Live zu singen, falle ihr dagegen gar nicht schwer. „Natürlich hat man ein bisschen Lampenfieber“, sagt die 43-Jährige. Aber vor Menschen zu stehen, ist für sie völlig normal. Über 1000 Auftritte hat sie in ihrer aktiven Zeit im Musikverein Die blauen Sterne und der später gegründeten gleichnamigen Narrenzunft absolviert. Schon im Alter von fünf Jahren startete sie in der Minigarde des Karnevalsvereins Hans Warsch Oggersheim, mit sechs Jahren spielte sie im Musikverein – zunächst die Snare Drum, später Lyra und Trompete. Auch der Gesang kam schnell hinzu. Von ihrem Handicap ließ sie sich dabei nicht einschränken. „Ich habe höchstens Angst, dass die Technik falsch eingestellt ist und ich die Musik nicht richtig höre“, erklärt die Sängerin, die auch schon als Komparsin in verschiedenen TV-Produktionen mitgewirkt hat. Lange Zeit sei der Musikverein der Lebensinhalt der ganzen Familie gewesen. Dafür habe das Privat- und Berufsleben zurückstehen müssen. „Alles drehte sich um den Verein“, sagt die gelernte Arzthelferin, die seit 1999 als Sachbearbeiterin bei der Firma Roche in Mannheim arbeitet. Doch dann änderte sich vieles in ihrem Leben. Der Verein löste sich auf, und 2007 kam Mertels Sohn Felipe auf die Welt. Die Sängerin entschied sich, mit der Musik aufzuhören. Erst 2015 hat sie wieder begonnen zu singen. Über den Deutsch-Rock-Chor und den Frauenchor der Liedertafel Dudenhofen hat Rita Mertel wieder zur Musik zurückgefunden und sich seither auch durch Vocal Coaching und Workshops weiterentwickelt. Wenn sie solo auftritt, singt sie auch gerne Schlager von anderen Künstlern. Jedoch lieber die Evergreens, zum Beispiel von Vicky Leandros. „Für mich ist Schlager eine Gute-Laune-Welt. Das braucht man heutzutage“, findet die 43-Jährige. „Man muss irgendwohin flüchten können.“ Den Schritt zur eigenen Single zu wagen und die Produktion aus eigenen Mitteln zu finanzieren, hat trotzdem viel Mut erfordert. Aus ihrem direkten Umfeld gab es durchaus warnende Stimmen. „In der Familie sind die härtesten Kritiker“, gibt Rita Mertel schmunzelnd zu. „Aber sie unterstützen mich auch.“ Ihre Eltern und ihre zwei jüngeren Geschwister stehen voll und ganz hinter ihr. Die größte Stütze für die Sängerin ist jedoch ihr Sohn: „Er ist mein Fels in der Brandung!“ Und wie findet Felipe den neuen Karriereweg seiner Mutter? „Er ist begeistert“, freut sich Rita Mertel. Während ihr von Mike’s Music Records produzierter Song in den Schlager-Radios nun rauf und runter läuft, tritt Rita Belmond mit ihrer Debütsingle auch live auf verschiedenen Veranstaltungen auf – so zum Beispiel heute Abend in Buchen in Baden-Württemberg. Und wenn es nach der Sängerin geht, wird „Nur ein bisschen Liebe“ nicht ihr einziger eigener Schlager bleiben. Die Schifferstadterin verrät: „Es gibt noch weitere Lieder in der Warteschleife.“

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