Ludwigshafen Im Schatten des Todes

Das erste Konzert der Reihe „So um 5“ der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen hat den Zuhörern schwere Kost geboten: Mit im KZ Theresienstadt entstandenen Werken Viktor Ullmanns und seiner Mithäftlinge Pavel Haas und Gideon Klein erklang Kammermusik im Schatten des Todes und des Grauens. Vorzügliche Ausführende waren ein philharmonisches Streichquartett und Sopranistin Karen Leiber.

Das Konzert diente der Vorbereitung auf die Oper „Der Kaiser von Atlantis“, die Ullmann ebenfalls im Konzentrationslager Theresienstadt geschrieben hat. Bei der für Dezember geplanten Aufführung handelt es sich um eine Gemeinschaftsproduktion der Staatsphilharmonie und des Pfalztheaters Kaiserslautern. Angeregt wurde sie von der Ludwigshafener Initiative Stolpersteine. Sie soll an den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht erinnern. Die Inszenierung und Ausstattung wird Hansgünther Heyme, der ehemalige Intendant des Theaters im Pfalzbau, besorgen. Die musikalische Leitung übernimmt Uwe Sandner, Generalmusikdirektor des Pfalztheaters. Die Staatsphilharmonie wartete jetzt ihrerseits mit einer zusätzlichen Initiative auf, indem sie ihr erstes Kammerkonzert der Reihe „So um 5“ in der neuen Konzertsaison ganz der Einstimmung auf den „Kaiser von Atlantis“ gewidmet hatte. Als umso verdienstvoller erwies sich ihre Initiative angesichts der vorbildlichen, ebenso expressiv spannungsgeladenen wie differenzierten Aufführungen, die das Pan Quartett – mit den beiden Violinistinnen Yi-Quiong Pan (Primaria) und Ewa Doktor, Martin Straakholder (Viola) und Eric Trümpler (Cello) – seinem Programm angedeihen ließ. Sie hätten jedem etablierten Konzertzyklus zur Ehre gereicht. Was übrigens auch für Karen Leibers Vokalpart galt in drei Liedern von Ullmann nach Gedichten von Georg Trakl und Albert Steffen. Freilich hat ein Programm dieser Art sein spezielles Pathos durch seine Entstehungsgeschichte, durch das Schicksal seiner Schöpfer, die kurz nach Fertigstellung in Auschwitz und in Fürstengrube ermordet wurden. Doch selbst wenn alles weggeblendet wird, wenn unbeachtet bleibt, dass hier im Angesicht des Todes komponiert wurde, um unter brutalsten Erniedrigungen die eigene Menschenwürde zu wahren, müssen die rein musikalische Qualität und der respektheischende künstlerische Rang dieser Stücke unmittelbar einleuchten. Pavel Haas’ drittes Streichquartett, das noch vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden war, und die schon in Theresienstadt geschriebenen Werke, Ullmanns Streichquartett (ebenfalls sein drittes), seine bereits erwähnten Lieder und Gideon Kleins Streichtrio sind Dokumente kompositorischer Meisterschaft, hoch entwickelter mehrstimmiger Satzkunst und vornehmer Inspiration.

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