Ludwigshafen Im Land des Lächelns und der Hügel

Und immer wieder strahlendes Lächeln: Die Offenheit und die gute Laune der Ruander haben die Ludwigshafener Schülerinnen sehr be
Und immer wieder strahlendes Lächeln: Die Offenheit und die gute Laune der Ruander haben die Ludwigshafener Schülerinnen sehr beeindruckt.

Der Aufenthalt in Ruanda war eine der schönsten Reisen, die ich je gemacht habe. Ich habe nicht nur neue Menschen, sondern auch eine neue Kultur kennengelernt. Interessant fand ich, dass die Unterschiede zwischen der Stadt und den Dörfern dort immens sind. In der Stadt gab es viel Verkehr, vor allem sperrige Motor-Taxen, auf denen ganze Familien Platz haben. Im Dorf sah ich hingegen viele Leute, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs waren und immer etwas mit sich trugen. Meist waren es große Bananenstauden. Vor allem haben mir die Gesänge und Tänze gefallen. Die Ruander singen gemeinsam – sei es zum Empfang, zum Abschied oder einfach aus Lust und Laune. Eines der schönsten Erlebnisse war für mich der Besuch bei unserer Partnerschule in Rwankuba, denn dort habe ich Freundschaften geschlossen und konnte mir ein gutes Bild vom Leben als Schüler in Afrika machen. Beeindruckend fand ich, dass die Schüler von Montag bis Sonntag bis neun Uhr abends in den Klassensälen sitzen und lernen. Eine Schülerin erzählte mir, dass ein guter Abschluss an erster Stelle steht – nicht nur für die Zukunft, sondern auch für die Familie. Anders als in westlichen Ländern ist es in Afrika nicht für jeden möglich, zur Schule zu gehen. Die Schüler in Afrika wissen die Chance zu schätzen und gehen deshalb gerne zur Schule. Mich haben die Menschen am meisten beeindruckt. Trotz der Tatsache, dass die meisten dort weniger besitzen als wir hier in Deutschland, scheinen sie glücklicher zu sein. Ich habe gelernt, das zu schätzen, was ich besitze, und dass es keinen Grund gibt, unglücklich zu sein, wenn ich nicht alles habe, was ich mir wünsche. Die Menschen in Ruanda – vor allem die Kinder – sind sehr neugierig und das verstecken sie nicht. Sie blieben manchmal einfach stehen und schauten mich an. Das konnte befremdlich sein, aber wir wussten ja, dass sie nichts Böses wollen – und sobald wir ihnen zuwinkten, fingen sie an zu strahlen und winkten zurück. Eine weitere Sache, die mich fasziniert hat, ist das Verhältnis der Schüler zum Schulwesen: Anders als in Deutschland freuen sich die Kinder darüber, in die Schule gehen zu dürfen. Wenn ich mich mit unterhalten habe, haben mir die meisten gesagt, dass eines ihrer Hobbys das Lernen beziehungsweise die Schule ist. Das hat mich jedes Mal ein bisschen verwundert. Ich könnte es mir nie vorstellen, Schule als ein Hobby zu bezeichnen, da sie für mich eher eine Pflicht ist. Einen bleibenden Eindruck hat auf mich die Menge der in Ruanda lebenden Menschen gemacht. Von der Fläche etwa so groß wie Rheinland-Pfalz und das Saarland, hat Ruanda fast dreimal so viele Einwohner – etwa 13 Millionen. Und das Leben spielt sich vor allem draußen ab. Frauen, die verschiedenste Dinge auf dem Kopf transportieren, Männer, die vollbeladene Fahrräder hügelaufwärts schieben – und von denen gibt es genügend in Ruanda –, Kinder, die alte Reifen vor sich hertreiben, in Grüppchen am Straßenrand spielen oder in Schuluniform gekleidet den teils kilometerlangen Schulweg nach Hause laufen ... Ein Gespräch, das mir im Gedächtnis geblieben ist, ist das mit dem Leiter des Partnerschaftsbüros Rheinland-Pfalz in Kigali, dessen Frau aus Uganda, einem Nachbarland von Ruanda, stammt. Er berichtete von amüsanten interkulturellen Missverständnissen, die zeigen, dass das Leben und die Gedankenwelt der Menschen sich stark von unseren unterscheiden. Für uns normale Alltagsgegenstände, über die wir nicht weiter nachdenken, können für Afrikaner sonderbare Erfindungen und mitunter auch Herausforderungen darstellen: etwa Rolltreppen. Als die Frau des Büroleiters das erste Mal in Europa war, sagte sie beispielsweise, sie wolle auch mal Baumwolle probieren. Nach einigem verwunderten Hin-und-Her stellte sich heraus, dass sie andere Menschen beim Essen von Zuckerwatte beobachtet hatte. Und die Schwiegermutter staunte, als sie von einer U-Bahn erzählt bekam: ein auf Eisenrädern rollendes Fahrzeug aus Metall, das unter der Erde fährt. Sie war schockiert und verbot ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn strikt, damit zu fahren. Ich habe noch nie ein Land mit so schönen Landschaften erleben dürfen. Die Wechsel von Wüste zu Tropenregion und das abwechslungsreiche Klima sind absolut erlebenswert! Ruanda ist ein Land mit viel Tradition und Kultur und beeindruckenden Menschen mit viel Persönlichkeit, die ich alles in allem nur als lebensfroh bezeichnen kann. Egal wie viel Armut und Unglück sie erfahren haben – zum Beispiel den Genozid der Hutu-Bevölkerungsgruppe an den Tutsi – kann ihnen nichts ihr Lächeln nehmen. Es war schön, zu sehen, wie sich die Menschen über unseren Besuch freuen. Die Partnerschule kennenzulernen, war auch ein besonderes Erlebnis. Die Schüler dort sind froh, wenn sie zur Schule gehen können, würden gleichzeitig aber lieber zu Hause wohnen als in dem Katholischen Internat. Einige erzählten mir, dass sie zu Hause normale Badezimmer mit Dusche und Toilette und einem eigenen Zimmer haben. Diesen „Luxus“ gibt es in der Schule nicht: Dort schlafen 50 Schüler in einem Raum und es gibt nur Stehtoiletten. Als uns gezeigt wurde, was unsere Schule alles für die Schule in Rwankuba getan hat, machte mich das sehr froh. Es ist unglaublich, mit wie wenig Geld diese Leute durchs Leben kommen. Das sollte einem wirklich über seine Ansprüche zu denken geben. In Zukunft würde ich gern wieder nach Ruanda kommen und den Kindern weitere Spenden bringen, denn die Freude in ihren Augen, als sie unsere alten Spielsachen und Kuscheltiere bekamen, war einfach unbezahlbar. Bereits bei unserer ersten Fahrt vom Flughafen zu unserer Unterkunft in Kigali war ich beeindruckt vom regen Verkehr mit auffällig viel Gehupe und zahlreichen Motorrad-Taxen. Einen deutlichen Unterschied gab es zwischen der Hauptstadt Kigali und den eher ländlichen Regionen, wo die Menschen einfacher gekleidet und auch die Häuser einfach gebaut sind. Wir haben Einblicke in Häuser bekommen, die teils nur mit einer Matte zum Schlafen ausgestattet waren. Vorher ebenso unvorstellbar für mich waren die Schlafsäle an unserer Partnerschule, wo um die 30 Schüler auf engstem Raum schlafen. Highlights waren für mich der Besuch des Akagera-Parks, wo ein Nilpferd direkt vor unserem Jeep den Weg überquert hat, und der Besuch des Nyungwe-Nationalparks mit der Überquerung der 50 Meter hohen Hängebrücke. Auf meiner Reise nach Ruanda habe ich gelernt, dass es nicht selbstverständlich ist, warmes Wasser beim Duschen oder eine funktionierende Toilette zu haben. Außerdem habe ich gelernt, glücklich zu sein, mit dem was ich habe, denn auch das ist nicht selbstverständlich. Fasziniert hat mich, dass die Menschen dort alle zufrieden scheinen, obwohl die meisten fast gar nichts haben. Zu sehen, wie die Ruander leben, hat mich echt schockiert. Die meisten wohnen zu zweit, zu dritt oder mit noch mehr Menschen in kleinen Hütten. Wenn es stark regnet, löst sich ihr Lehmhaus auf und sie müssen im strömenden Regen ein neues bauen, um einen Platz zum Schlafen zu haben. Trotzdem sind sie super glücklich und wollten uns alles zeigen, was sie besitzen. Was mich an Ruanda überrascht hat: wie grün es dort ist. Wenn man an Afrika denkt, denkt man an trockenes Land mit wenig bis gar keinem Grün. Aber in Ruanda ist das anders: Alles ist grün, egal wo man hinsieht. Dass Ruanda das Land der 1000 Hügel ist, hat sich auch bewahrheitet. Wenn man auf einem Hügel stand, hat man immer nur weitere grüne Hügel gesehen, sogar die Hauptstadt Kigali erstreckt sich auf Hügeln. Echt faszinierend! Ein weiterer Punkt, der mich fasziniert hat: Die meisten Schüler unserer Partnerschule antworteten auf die Frage, was sie in ihrer Freizeit machen, mit „lernen“. Sie sagten, sie seien froh, lernen zu können, um später ihrem Land zu helfen. Deshalb bin ich jetzt auch froh, dass ich helfen kann. Ich würde sagen, die Reise hat mich verändert, aber auf eine positive Weise. Ich würde sie jederzeit wiederholen.

Land der 1000 Hügel: Auch Ruandas Hauptstadt Kigale liegt auf welchen.
Land der 1000 Hügel: Auch Ruandas Hauptstadt Kigale liegt auf welchen.
Fleißig: Schüler aus Rwankuba.
Fleißig: Schüler aus Rwankuba.
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