Rhein-Pfalz Kreis „Ich möchte nur noch das tun, was Spaß macht“

Am Klavier und bei seinen Sängern fühlt Chorleiter Bernd Camin sich wohl. Aus den Männern will er das Bestmögliche rausholen – n
Am Klavier und bei seinen Sängern fühlt Chorleiter Bernd Camin sich wohl. Aus den Männern will er das Bestmögliche rausholen – nicht ohne dabei den Spaß zu vergessen. »Der Schifferstadter Männerchor hat Potenzial«, findet der 38-Jährige.

«Schifferstadt.»Bernd Camin ist der Neue beim Schifferstadter Männerchor. Er hat zum Jahreswechsel die Leitung von Pedro Lechner übernommen. Für den 38-Jährigen aus Lindenberg bei Neustadt ist es der fünfte Chor, dem er derzeit vorsteht. Seine Sänger will er bei ihrem Hobby vor allem glücklich sehen – und ihnen mit eigenen Arrangements eine besondere Note verpassen.

„,Eigentlich‘ ist mein Lieblingswort“, sagt Bernd Camin. Vermutlich, weil es so herrlich relativiert und gleichzeitig doch unterstreicht. Wichtig und unwichtig zugleich macht. Subjektiv betrachten lässt. Denn eigentlich macht Bernd Camin beim Erzählen gar nicht so viel Aufhebens um sich und seinen Job. Die Musik, mit der er sein Geld verdient, ist einfach Teil seines Lebens, nicht mehr wegzudenken. Bereits mit fünf Jahren lernte er Klavier und Orgel, begann mit zwölf Jahren seinen Organistendienst und legte mit 13 die Kirchenmusikprüfung ab. Mit 17 folgte das Studium der Kirchenmusik am Bischöflichen Kirchenmusikalischen Institut in Speyer und dann auch die erste Chorleitung beim MGV Heiligenstein. Für Bernd Camin Stationen. Klar, solche, die ihn prägten. Damit anzugeben, große Worte drum zu machen – nicht sein Ding. Den Lebenslauf legt er ausgedruckt auf den Tisch. Eigentlich kann der sich auch sehen lassen: 1998 bis 2001 Korrepetitor am Theater am Pfalzbau bei Opernproduktionen, Erfahrungen im Bereich Korrepetition und Chorleitung beim Ludwigshafener Beethovenchor, eigene Kompositionen, Meisterkurse, Preise. Zahlen und Fakten, ja. Aber irgendwie findet der 38-Jährige sie auch vernachlässigbar. Eben weil sie für ihn selbstverständliche Stationen in seinem Leben waren. Wichtiger, sagt der gebürtige Speyerer, sei ihm seine Individualität. „Ich will nicht das Gleiche machen wie andere Vereine“, sagt er. Seine Arrangements seien sein Markenzeichen, seine Handschrift bei allen Konzerten deutlich erkennbar. „Ich weiß, was meine Chöre können und kann die Stücke so schreiben, dass sie optimal zu den Sängern passen.“ Fünf Chöre leitet der 38-Jährige nun. Er sei „kein sprunghafter Typ“, sagt er über sich, sondern vielmehr ein „Chorleiter, der seine Sänger gern hat und versucht, die Begeisterung beim Singen zu wecken“. Und das seit knapp 22 Jahren. Der Altersunterschied zu den Sängern, erzählt er, sei nie ein Thema gewesen. „Mit mir macht niemand de Aff, ich weiß die Sänger zu beschäftigen.“ Er lacht spitzbübisch und seine grün-blauen Augen blitzen hinter der blau-umrandeten Brille. „Mir ist positive Stimmung wichtig, ich will niemanden zu etwas zwingen.“ Bundeswehrdrill und Leistungssingen seien daher nicht sein Ding. „Für mich ist es schön zu sehen, wenn die Sänger glücklich und beschwingt nach Hause gehen und in der Probe Stress abbauen können.“ Das erhofft er sich auch von seiner neuen Gruppe, dem Schifferstadter Männerchor, den er in diesem Monat von Pedro Lechner übernommen hat. „Ich habe nach zehn Minuten gemerkt, was ich mit den Sängern alles machen könnte“, erzählt er von der Bewerbungsprobe. Für die hat er übrigens ganz spontan ein Stück komponiert – passend zum Chor unter dem Titel „Freundschaft“. Neben all dem Dirigieren gibt der Lindenberger Musikunterricht, hat Engagements als Pianist, ist Teil des Duos The Guitar and Piano Men, betreibt ein mobiles Tonstudio und sorgt bei Veranstaltungen auch mal für das richtige Licht. Klingt alles sehr künstlerisch und kreativ. Doch der Blick auf seine Hände verrät: Es geht auch bodenständiger. „Ich bin nebenbei Gemeindearbeiter in Gimmeldingen“, erzählt er. Vor Ort zu helfen, in der Natur zu arbeiten, etwas mit den Händen zu schaffen, mache zufrieden, findet Camin. „Man sieht ein tolles Ergebnis.“ Bausteine über Bausteine türmen sich da in seinen Erzählungen auf. Er zückt Smartphone und Tablet und präsentiert die nächste Baustelle, obwohl sein Alltag eigentlich gut gefüllt klingt: Fotografien. Von Orchestern, Landschaften, dem glitzernden Sternenhimmel. „Ich habe schon als Kind fotografiert. Es fasziniert mich. Ich spiele gerne mit der Belichtungszeit.“ Ein bewusstes Momente-Einfangen. Ein bisschen wie in der Musik. Und während er so von seinem Leben erzählt, bestätigt sich seine erste „Eigentlich“-Aussage. Ja, er mag das Wort. Und die Irrungen und Wirrungen, die es manchmal mit sich bringt. So wie jene um den Plan, Kapellmeister zu werden. Studiert hat er dann aber sieben Semester lang Schulmusik in Mannheim – „aber eigentlich wusste ich, dass das mit mir und der Schule nichts wird“. Ein Ausflug also, rückblickend eine „an sich gute Station“. „Ich habe halt so ein bisschen nebenher studiert“, sagt er und grinst. Seine Chöre und der Job beim Beethovenchor hatten Priorität. Damals eine gute Entscheidung, die er auch heute weiter umsetzen will: „Ich möchte nur noch das tun, was Spaß macht.“ Ganz ohne „eigentlich“.

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