Rheinpfalz „Ich mag Campus und Stadt“

«Neustadt.» Rund 200 angehende Oenologen studieren am Weincampus in Mußbach. Katharina Todtwalusch, Sprecherin des zweiten Semesters, über das Studentenleben in Neustadt, Wünsche an die Hochschulleitung und die Perspektiven des Standorts.

Frau Todtwalusch, wie kommt eine Dresdnerin zum Studieren nach Neustadt an der Weinstraße?

Das hatte rein fachliche Gründe. Mir hat das duale Konzept mehr zugesagt als die Angebote in Geisenheim. Mir gefällt die familiäre Atmosphäre hier so gut. Wir sind 40 Studenten im zweiten Semester. Vorteil ist da der kurze Weg. Gibt es in Neustadt ein Studentenleben? Wenn wir uns in der Stadt als Studierende outen, fragen die Leute oft: in Landau oder Mannheim? So richtig ist der Weincampus im Kopf der Neustadter nicht angekommen. Die Zimmersuche soll schwierig sein? Ja, das ist so. Im ersten Jahr sind wir ja viel im Ausbildungsbetrieb und nur zwei Monate in Neustadt. Deshalb pendeln viele. Bei mir ging das nicht, weil mein Ausbildungsbetrieb in Unterfranken bei Würzburg liegt. Ich habe mir dann auch wie andere Kommilitonen für die Zeit eine Ferienwohnung gesucht, was im Monat auch rund 500 Euro kosten kann. Und nach dem ersten Jahr? Wird es auch nicht viel einfacher. Die Winzergenossenschaft Weinbiet vermietet ein paar Wohnungen an Studierende. Die sind aber unter der Hand immer sehr schnell vergeben. Ich hatte das Glück, dass es beim Weingut Weegmüller in Haardt eine kleine Wohngemeinschaft gibt für drei Studentinnen. Die Ankündigung des Oberbürgermeisters, in Mußbach eine Art Studentenwohnheim zu schaffen, hat uns alle sehr gefreut. Wie finanzieren sich die Studenten? Über die Eltern oder Bafög oder Arbeit oder Rücklagen. Unter uns sind viele Quereinsteiger, die schon älter sind. Da will man auch auf eigenen Füßen stehen. Ist es leicht, in Neustadt Aushilfsjobs zu bekommen? Das ist noch so ein Problem. Es gibt am Campus ein Schwarzes Brett mit Angeboten von Weingütern oder Vinotheken aus der Region. Das funktioniert einigermaßen. Aber darüber hinaus ist es echt schwierig. Wir bräuchten eine Art Börse mit Angeboten aus der Gastronomie oder auch für Babysitting. Was sind denn die Studentenkneipen? Wenn wir weggehen, sind wir oft in der Brauchbar. Mittwochs hat sich zuletzt in unserem Semester eingebürgert, dass wir im Prisma Fußball schauen. Wo kommen die Studenten her? Ich schätze mal, grob ein Drittel aus der Pfalz, aber auch die Anbaugebiete Rheinhessen, Baden oder die Mosel sind ganz gut vertreten. Und bis vor Kurzem hatten wir auch einen Griechen. Und auch eine Studentin aus China ist in meinem Semester. Die Mensa am Weincampus bekommt keine guten Noten? Ich habe noch keine Studierende gehört, egal an welcher Uni, die mit der Mensa zufrieden sind. Sie ist auf jeden Fall viel zu klein, und wenn es Schnitzel gibt, zieht der Geruch über die Lüftungsanlage in den Hörsaal. Stichwort Bibliothek? Viel zu klein und nur zwei Räume. Deshalb gehen viele für die Stillarbeit in den Gruppenarbeitsraum. Finden Sie mit Ihren Klagen bei der Hochschulleitung Gehör? Es bewegt sich etwas. Beispiele sind die Öffnung der Hörsaäle für Gruppenarbeiten oder die Gestaltung des Außenbereichs mit Polstern. Oder unseren Obst-Freitag, an dem wir, da die Mensa geschlossen ist, kostenlos Obst und Gemüse vor dem Sekretariat abholen können. Die erste Vollversammlung am 24. Mai und die Gründung der Fachschaft ist für mich ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem richtigen Campus. Rein fachlich sind Sie mit der Ausbildung zufrieden? Was in neun Jahren aufgebaut wurde, ist sehr beachtlich. Viele Betriebe suchen gezielt nach Absolventen aus Neustadt. Es ist mir wichtig zu sagen, dass ich Campus und Stadt sehr mag. Zur Person Katharina Todtwalusch (24) lebte als Kind in Neuwied und ist dann mit ihren Eltern nach Dresden gezogen. Dort hat sie fünf Semester Jura studiert, ehe sie mit dem dualen Studium Weinbau und Oenologie ihre „wahre Leidenschaft“ entdeckte.

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