Ludwigshafen Hochstraßen-Sanierung: Angst vor Staub, Lärm und Staus

Volles Haus: Über 400 Gäste waren beim Forum im Pfalzbau.
Volles Haus: Über 400 Gäste waren beim Forum im Pfalzbau.

Beim Bürgerforum zur Sanierung der Hochstraßen am Mittwochabend haben die Besucher kritisch nachgehakt. Mehr als 400 Menschen haben sich über den aktuellen Sachstand informiert. Ein Überblick zu den wichtigsten Punkten bei der über dreistündigen Veranstaltung im Pfalzbau.

Wie groß werden die Belastungen für Anwohner, wenn der achtjährige Rückbau der Hochstraße Nord ab Mitte 2020 mit dem Abriss des Würfelbunkers eingeleitet wird?

Mehrere Anwohner aus dem Hemshof wollten wissen, wie die Planer die Menschen und die Wohngebäude vor Staub, Lärm und Erschütterungen schützen wollen. Projektleiter Björn Berlenbach verwies auf Gutachten, wonach die Erschütterungen bei den Abrissarbeiten nicht über den Grenzwerten liegen sollen. Es werde nur tagsüber gearbeitet, damit Anwohner nachts schlafen können. Aufgewirbelter Staub soll durch Wassernebel gebunden werden. Aber es werde sicher Beeinträchtigungen geben. Ist in den Schulen wegen der Bauarbeiten noch Unterricht möglich? Ja, sagten die Stadtplaner besorgten Eltern. Im Carl-Bosch-Gymnasium lägen die meisten Klassenzimmer nicht zur Hochstraße hingewandt. Die Fenster böten Lärmschutz. Der Abriss eines Brückenteils am Theodor-Heuss-Gymnasium und der Anne-Frank-Realschule sei während der Ferienzeit innerhalb von zwei Wochen geplant. Wie wird abgerissen? Das wollte ein pensionierter Bau-Ingenieur wissen. Laut Planern gibt es unterschiedliche Methoden, je nach Bauabschnitt. Das Brückenstück am Heuss-Gymnasium soll mit Baggern abgerissen werden. Im Bereich der Auffahrten zur Kurt-Schumacher-Brücke sollen Abrissgerüste eingesetzt werden. Darauf werden Metallplatten montiert, die verhindern, dass abgerissene Teile auf Straßen oder Gleise unter der Hochstraße fallen. Um das enorme Gewicht zu tragen, bekommen die Gerüste Fundamente, die mit Bohrpfählen verankert werden. Was wird aus den Parkflächen unter der Hochstraße Nord? Das fragte ein Anwohner aus der Innenstadt. Ordnungsdezernent Andreas Schwarz (SPD) sagte, dass schon während der Bauphase viele Stellplätze wegfallen werden. Es gebe daher Überlegungen, die Kapazitäten von Parkhäusern zu erweitern und beim verbleibenden Parkraum Anwohner zu bevorzugen. Laut Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) sind nach dem Abriss neue Tiefgaragen und ein Parkhaus auf freiwerdenden Flächen angedacht. Warum werden nicht vorgefertigte Teile auf die Pfeiler montiert? Das wollten einige Bürger wissen, die sich für den Erhalt der Hochstraße aussprachen. „Der Abriss tut mir weh“, meinte ein Senior. Laut Chefplaner Johannes Lorch würden bei der neuen Westbrücke über die Gleise am Hauptbahnhof Fertigteile eingesetzt. Dies sei aber nicht überall möglich. Es gehe um insgesamt 22 Bauwerke, die Pfeiler lägen teils 400 Meter auseinander. Für vorgefertigte Teile brauche man viel Platz für Transport und Montage, der nicht da sei. Auch die Statik der Pfeiler sei mit Blick auf die Zukunft fragwürdig. Die Auf- und Abfahrten entsprächen nicht den heutigen Anforderungen und müssten neu gebaut werden. Unterhalt und Investitionen für eine Ersatzhochstraße seien teurer als die geplante Stadtstraße. Wird wegen des Projekts das ganze Rathaus abgerissen? „Das steht noch nicht fest. Es gibt keinen Beschluss dafür“, sagte OB Jutta Steinruck (SPD). Erst müsse geprüft werden, ob eine Sanierung wirtschaftlicher wäre. Wie geht’s mit der Hochstraße Süd weiter? Die Trasse soll erst nach dem Nordprojekt saniert werden. Bis dahin soll die Südtrasse stärker von Bauexperten kontrolliert werden, damit nichts passiert. Zur Sanierung der Hochstraße Süd machten die Planer keine Angaben, nachdem die Idee einer Stützbrücke unter der Brücke (Galeriebauwerk) verworfen wurde. Wie sieht die Finanzierung aus? „Alleine kann Ludwigshafen das nicht stemmen“, sagte Kämmerer Schwarz auf Nachfrage eines Bürgers. Die Stadtspitze wolle mit Bund und Land eine „dynamische“ Finanzierung aushandeln, die beide Hochstraßenbauprojekte einschließt. Bisher gibt es nur eine fixe Zuschusszusage für die Hochstraße Nord. Die Gespräche liefen. Wie teuer wird’s? Ein Bürger hakte nach, weil er eine Kostenexplosion wie bei der Elbphilharmonie in Hamburg befürchtet. Da für die Südtrasse noch kein Sanierungskonzept vorliegt, gibt es keine aktuelle Kostenschätzung. Bei der Nordtrasse ist laut Stadt von bis zu 530 Millionen Euro auszugehen, je nach Entwicklung der Baupreise. Droht ein Verkehrschaos? Es wird Staus geben, sagt Dezernent Dillinger. Während der Bauzeit soll die Nordtrasse befahrbar bleiben, pro Fahrtrichtung immer eine Spur offen sein, im Berufsverkehr jeweils zwei Spuren stadtein- oder auswärts. Die Strecke soll 65 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit (aktuell 45.000 Fahrzeuge täglich) behalten. Im Netz Unter www.ludwigshafen-diskutiert.de können Bürger bis 3. Mai Fragen stellen. Dort gibt es auch weitere Infos zum Forum und zu den Bauprojekten.

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