Ludwigshafen Hitler trifft Honecker in der Hölle

Auch Altkanzler Gerd Schröder hat er im Programm: Reiner Kröhnert beim Auftritt in Limburgerhof.
Auch Altkanzler Gerd Schröder hat er im Programm: Reiner Kröhnert beim Auftritt in Limburgerhof.

Reiner Kröhnert ist ein Verwandlungskünstler, ein akustisches Chamäleon. Insgesamt 19 Prominente aus Politik, Sport und Unterhaltung lässt er in seiner Show auftreten, die Stimmen verblüffend echt, die Worte satirisch komisch. Mit seinem Programm „XXL – Großes Parodistenkino“ war der Stimmenimitator und Kabarettist in der Kleinen Komödie in Limburgerhof zu Gast.

Bei Reiner Kröhnert gibt sich die Politprominenz die Klinke in die Hand. Auf Angela Merkel folgt Ronald Pofalla, auf den früheren Kanzleramtschef und jetziges Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn folgen Ex-Bundespräsident Joachim Gauck und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. So geht es Schlag auf Schlag, ohne Unterbrechung und moderierende Ankündigung: Gerhard Schröder nach Martin Schulz, Winfried Kretschmann nach Wolfgang Schäuble. Und jeder ist auf Anhieb kenntlich und wird von dem Kabarettisten mit charakteristischen Gesten und besonderen Marotten vorgeführt. Das gilt besonders für die Stimme. Deren Ähnlichkeit ist verblüffend. Wenn der Zuhörer die Augen schließt und nicht mehr durch das äußere Erscheinungsbild des Parodisten abgelenkt wird, könnte er tatsächlich meinen, den Parodierten in Person auf der Bühne sprechen zu hören. Optisch macht der schlaksige, an die zwei Meter große Kabarettist in seinem grauen Anzug mit Krawatte eher den gediegenen Eindruck einer Mischung aus dem früheren Bundespräsidenten Karl Carstens und Prinz Philip, dem Ehemann der englischen Königin (beide sind leider nicht im Programm). Kröhnerts Wandlungsfähigkeit ist tatsächlich erstaunlich. Was Mathias Richling mit viel Kostümierung und Maskerade versucht, gelingt ihm allein mit seiner Stimme. Was er den Parodierten dann in den Mund legt, stößt zu deren Wesenskern vor. Nur hier und da nimmt er ein charakteristisches Attribut zu Hilfe. Bei Angela Merkel ist es eine Perücke, bei Donald Trump eine Amerika-Kappe. Die Kanzlerin lässt er in stets gleichbleibend unaufgeregtem, unterkühltem Tonfall am Telefon nuscheln, führt vor, wie sie Gegner kalt stellt, Koalitionen schmiedet oder einen Abhörskandal umgeht. Den amerikanischen Präsidenten lässt er mit Stentorstimmer immer wieder gebetsmühlenartig dieselben Schlagwörter dröhnen: „Fake news, America first, Pussy.“ Glänzend war es, wie er Ronald Pofalla nörgelnd in blumig duftenden Worten Arschkriecherei dichterisch umschreiben lässt. Gewagt war es, wie er Joachim Gauck als Militärpfarrer plötzlich in den schneidig bramarbasierenden Ton Adolf Hitlers verfallen lässt. Die Zwiegespräche zwischen „dem Führer“ und Erich Honecker in der Hölle gehören zum Besten des gesamten Programms. Wenn der eine auf Sarah Wagenknecht schimpft, dann der andere auf die AfD-Scharfmacherin Beatrix von Storch. Einträchtig sind beide nur darin, dass sie ihre Hoffnung auf Angela Merkel setzen. Ein weiterer Höhepunkt des Programms ist eine Talkshow, in der Michel Friedmann und Rüdiger Safranski als Gastgeber nacheinander Boris Becker, Dieter Bohlen, Daniela Katzenberger und Franz Beckenbauer empfangen. Nicht jede Imitation ist gleich gelungen. Manche geben für den Parodisten eben dankbarere Vorbilder ab, und Frauen sind für einen Mann schwieriger zu imitieren. Aber insgesamt war die Vorstellung sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Und zum Schluss, gleichsam als Zugabe, ließ Reiner Kröhnert auch noch seine Originalstimme ertönen.

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