Rhein-Pfalz Kreis Heiter bis ernst

«Dannstadt-Schauernheim.» Den spritzig-hintersinnigen Dialog des Pfarrers mit den Schafkopffreunden aus der Feder des Rehborner Mundart-Autoren Norbert Schneider belohnte die Jury mit dem ersten Platz (wir berichteten in der RHEINPFALZ am SONNTAG). Vier seiner das Schafkopf-Kartenspiel liebenden Schäfchen begegnet der Gemeindepfarrer in Schneiders preisgekröntem Prosatext „De ,Karteparre’, de Luther unn das nei Gleichnis“ zum ersten Mal, als er einem der Männer zum 70. Geburtstag gratuliert. Dabei kann sich der Geistliche den Hinweis nicht verkneifen: „Schön, dass wir uns auf diese Weise einmal kennenlernen, im Gottesdienst habe ich Sie bisher ja noch nicht angetroffen.“ Peinlich berührt schlagen die Freunde ihm einen Handel vor: Einer ist beim nächsten Spieltag verhindert, zu dritt spielen nicht ideal. Springt der Herr Pfarrer für ihn ein, kommen dafür alle vier in den nächsten Gottesdienst. Der Kirchenmann lässt sich darauf ein – und überrascht nicht nur mit seinem Geschick beim Kartenspiel, sondern auch mit der Fähigkeit, die Partie jederzeit mit einem passenden Bibel- oder Martin-Luther-Zitat zu kommentieren. Beispiel: Er zieht drei Damen und zwei Buben und erklärt: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht!“ Sonntags drauf erfüllen die Kartenbrüder ihren Teil der Vereinbarung – und werden Zeuge einer epischen Predigt. Als der Pfarrer sich hinterher erkundigt, ob diese ihnen etwas gegeben habe, erinnert das Quartett schlagfertig an eine Empfehlung Luthers: „Tritt frisch auf, tu’s Maul auf, hör bald auf!“ Die ersten beiden Punkte habe er prima umgesetzt, am dritten müsse der Gottesmann aber noch ein wenig feilen. Jesus selbst hätte wohl befunden: „Die Schafe vertrugen das Übermaß an Futter nicht, sodass sie darob alsbald darniederlagen und die Anzahl der Schafe noch geringer wurde.“ Sie würden ihn jedoch gerne wieder in ihrer Kartenrunde begrüßen, da – nach Luther – jeder Mensch der Nächste sei, „besonders der, der Hilfe braucht!“ In der Kategorie Lyrik wurde die Ehre des ersten Platzes Renate Demuth aus Kaiserslautern zuteil, der Grande Dame der Pfälzer Mundart-Dichtung, wie sie Moderator Michael Landgraf ankündigte. In „Herbschtnäh“ beobachtet die Ich-Erzählerin ein im Herbstwind umherwirbelndes Blatt. Dessen Auf und Ab, „riwwer unn eniwwer, alsmo im Krääs“ war eine wundervoll in Worte gekleidete Allegorie des Lebens – einschließlich des bisweilen beschwerlichen Endes: „Das elend Runnerfalle, das lange Leie misse midde im Bawweratsch, wo’s irchendwann vegeht / wie wann’s niemols gewehn.“ Inspiriert habe sie ein persönliches Erlebnis in der Familie, verriet die erfolgreiche Pfälzisch-Poetin nach der Preisverleihung einer befreundeten Autorin. Die rund 200 Gäste im Zentrum Alte Schule in Dannstadt bewegte hingegen Albert H. Keils Lyrik-Beitrag „Waat e bissl“ am meisten. Darin beschreibt der Dirmsteiner anmutig und präzise das gemeinsame Älterwerden, den Umgang mit Schicksalsschlägen und den bitteren Moment, wenn einer der Lebenspartner dem anderen ins Jenseits vorauseilt: „Waat doch, bleib doch do! / Awwer du warscht schunn weg.“ Dass er fälschlicherweise als Alfred anmoderiert wurde, nahm der Dirmsteiner mit Humor: „Ich bin immer noch Albertus Magnus.“ Pfälzer Verkostungsgewohnheiten widmete sich Matthias Zech aus Speyer in „Fassnachtskiechle“. Durch sein Gedicht erfuhren nicht aus der Pfalz stammende Besucher – es weilten sogar Österreicher im Publikum –, dass die ungefüllten Leckereien eigentlich perfekt zu „Grumbeersupp“ passen, während die gefüllte Variante am besten zum nachmittäglichen Kaffee munden. Sein Fazit: „Hiegelangt, neigebisse, … so schmeckt Himmel, gell.“ Dafür gab es den Sonderpreis des Kultur- und Heimatkreises. Das Rahmenprogramm konnte sich ebenfalls sehen und hören lassen. So sammelte das Ensemble des Theaterstücks „De dreckische Daniel“ – Autor war Jury-Mitglied Bruno Hain, Regisseur Jury-Kollege Norbert Schuck – jede Menge Beifall für den erfrischenden Auftritt. Über viel Applaus durften sich auch Sibylle Laux und Sascha Leicht freuen, die den Abend musikalisch gelungen gestalteten.

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