Ludwigshafen Handball-Trikots: Von Zerreißproben und Tauschregeln

Hintergrund: Handballtrikots müssen robust sein. Denn im Spiel wird gezerrt und gezogen. Deshalb sind die Trikots der Handball-Bundesligisten Spezialanfertigungen und unterscheiden sich von Fußball-Jerseys. Handballer tauschen selten ihre Trikots. Denn dafür müssen sie zahlen.

Das Trikot ist das Allerheiligste eines Fans. Es symbolisiert Nähe, absolute Identifikation. Wer ein Trikot seiner Lieblingsmannschaft trägt, der zeigt Zugehörigkeit. Besondere Zugehörigkeit sogar – und Identifikation. Mehr als wenn man einen Schal oder eine Mütze trägt. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat am Dienstag vergangener Woche ihr neues Trikot vorgestellt. In Berlin-Wedding gab es ein großes PR-Bohei. Das neue Jersey ist eine Reminiszenz an die Vergangenheit. Es erinnert stark an das Trikot von 1990, als Deutschland in Rom Weltmeister wurde. Damals war der Brustring schwarz-rot-golden auf dem Trikot. Nun ist er etwas dezenter gehalten, in Grautönen. Darüber diskutieren nun die Fans. Die einen mögen das neue Design, die anderen nicht.

Trikot so teuer wie noch nie

Nicht nur das Design sorgt für Diskussionen, auch der Preis. 89,95 Euro kostet das Replica-Trikot. So teuer war das DFB-Shirt noch nie. Der Preis des DFB-Trikots stieg von 2006 bis 2018 um 38,5 Prozent. Zur Heim-WM 2006 kostete das Shirt 64,95 Euro. Das Kindertrikot wurde im selben Zeitraum gar 45,9 Prozent teuerer. Die Fans müssen also tief in die Tasche greifen, wenn sie sich ein Trikot der deutschen Kicker kaufen wollen. Die wiederum bekommen so viele sie wollen. Denn jeder Spieler kann nach einer Partie Trikots tauschen mit dem Gegner – ohne dafür etwas zu zahlen. In der Fußball-Bundesliga genießen so ein Privileg nur die Kicker des FC Bayern München, des FSV Mainz 05 und Borussia Dortmund. Sie können nach Belieben Trikots – oder in die Fankurve werfen. Bei den anderen Bundesliga-Vereinen wird das unterschiedlich gehandhabt. Die Spieler von RB Leipzig, der TSG 1899 Hoffenheim oder von Borussia Mönchengladbach können zehn Trikots pro Saison kostenlos tauschen. Was drüber geht, müssen die Spieler bezahlen Bei Hertha BSC Berlin oder Eintracht Frankfurt sind es sogar nur fünf.

Trikot tauschen kostet

Die Fußballer haben damit eine Sonderstellung. Denn im Handball ist so ein Luxus nicht alltäglich. Da müssen die Spieler für jeden Tausch bezahlen. 50 Euro kostet ein Trikot der Eulen Ludwigshafen, 70 Euro, wenn man seinen Namen darauf beflocken möchte. Allerdings ist ein Trikottausch bei Handball-Profis eher die Seltenheit. Es kommt außerdem sehr selten vor, dass ein Handball-Profi sein Trikot in die Fankurve schleudert. Vielmehr passiert es eher schon einmal, dass die Trikots in einem Spiel reißen. Gerade bei den Kreisläufern werden die Trikots extrem beansprucht. Da wird gezerrt, gerissen, gezupft. Sollte dann mal ein Trikot kaputtgehen, gibt es Ersatz. Aber eben nicht unbegrenzt. Der THW Kiel beispielsweise hat 20 Trikotsätze pro Saison – fünf schwarze, fünf weiße für die Bundesliga sowie fünf schwarze und weiße für die Champions League. Aufsteiger Eulen Ludwigshafen hat gerade einmal vier Trikotsätze, die Rhein-Neckar-Löwen brauchen 30 – für Bundesliga und Champions-League. Zwölf Sätze sind diese Runde schon verbraucht worden. „Beim alten Ausrüster waren es sogar 60 pro Saison“, sagt Löwen-Pressesprecher Christopher Monz. Da können die Kieler trotz üppiger Ausstattung nicht mithalten, obwohl kein Verein in Deutschland so viele Titel gewonnen hat – nämlich fast 50.

Eulen sind sparsam

Seit über 60 Jahren ist Adidas Ausrüster des THW Kiel. „Auf diese starke Partnerschaft sind wir stolz“, sagt Christian Robohm, Pressechef der Norddeutschen. Alle zwei Jahre gibt es beim THW ein neues Trikot. Die Spieler gestalten und entwickeln das Jersey sogar mit. „Sie werden beim Tragekomfort und beim Schnitt eingebunden“, berichtet Robohm. Das ist bei den Eulen Ludwigshafen nicht der Fall. Bis vor dieser Saison war Adidas ebenfalls der Ausrüster des Aufsteigers. Doch seit diesem Sommer schwören die Eulen auf Erima. „Wir können mit dem gleichen Budget mehr einkaufen als bei Adidas“, begründet Marcus Endlich, Geschäftsführer der Eulen. Das Erima-Paket für einen Eulen-Spieler besteht laut Endlich aus bis zu vier Trainingshemden, einer Trainingshose, einem Shirt für die Busfahrten, einem Ausgeh-Trainingsanzug, einem Aufwärmanzug, Winterjacken, einer Sporttasche sowie einigen Accessoires. „Uns genügt das“, betont Endlich. „Denn wir sind sparsam.“

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