Ludwigshafen Hähnchenbrust für Zeitreisende

Ein Pärchen aus der Zukunft hat sich unter die Gäste gemischt. Zwei Agenten sind ihnen auf der Spur. Boris Ben Siegel und Corali
Ein Pärchen aus der Zukunft hat sich unter die Gäste gemischt. Zwei Agenten sind ihnen auf der Spur. Boris Ben Siegel und Coralie Wolff spielen die Geschichte zwischen den Menü-Gängen.

Weil sich die Menschen im Jahr 3019 nur noch virtuell ernähren, haben sie Genuss und Geschmack vergessen. Um diese Gaumenfreuden wiederzuentdecken, reist ein Paar zurück ins Jahr 2019 – und landet im Mannheimer Restaurant Platzhaus. Eine spannende Geschichte hat sich das Theater Oliv ausgedacht, um ein neues Unterhaltungskonzept aus der Taufe zu heben: das „Escape-Dinner-Theater“. Die Premiere lässt das Potenzial der Idee erahnen, war aber enttäuschend.

Seit einigen Jahren erfreuen sich „Escape-Games“ großer Beliebtheit. Bei diesen Spielen geht es darum, gemeinsam Rätsel zu lösen, um aus einem verschlossenen Raum fliehen zu können. Das Restaurant Platzhaus in Mannheim wollte seinen Gästen jetzt eine Weiterentwicklung dieser Spiele anbieten und im „Escape-Dinner-Theater“ Rätsel, Theater und Abendessen miteinander verbinden. Bei einem Überraschungsmenü sollten nicht nur Kniffliges in Teamarbeit gelöst, sondern auch eine Hintergrundgeschichte mit einem Theaterstück erzählt werden. Die Handlung, geschrieben von Boris Ben Siegel, klang vielversprechend: Getarnt als Gäste mischt sich das Paar aus der Zukunft unters Volk und lernt zu genießen. Das sieht die Regierung der Zukunft aber gar nicht gerne und schickt Abgeordnete, um die Zeitreisenden ausfindig zu machen und sie zurück in die Zukunft zu holen. Schließlich ist die virtuelle Ernährung nicht nur zeitsparend, sondern auch umweltfreundlich. Auf fünf Tische wurden die 58 Gäste aufgeteilt. Schnell kam man mit seinen fremden Tischnachbarn ins Gespräch in der angenehmen Atmosphäre des Platzhauses. Es gab drei Gänge, vor denen jeweils ein Rätsel am Tisch gelöst werden musste und ein Teil des Stücks gespielt wurde. Hoch waren die Erwartungen, denn die eingefleischten Escape-Game-Anhängern wurde hier eine neue Variante des Spiels versprochen. Doch bei einer Besetzung von zwölf Leuten pro Tisch und relativ einfachen Rätseln, die häufig eher als Quiz-Fragen von den Schauspielern gestellt wurden, kam das eigene Miträtseln zu kurz. Und auch das Essen konnte nicht überzeugen. Denn bei dem stolzen Kartenpreis hatten einige Gäste sich mehr erhofft als Hähnchenbrust mit Reis zum Hauptgang. Weder zur Suppe, noch zu den viel zu langen Pausen zwischen Rätsel, Theater und dem nächsten Gang stand Brot auf dem Tisch, womit man seinen Hunger und die aufkeimende Langeweile hätte stillen können. Verständlich also, dass sich viele fragten, wieso das Paar aus der Zukunft ausgerechnet bei diesem Dinner hofft, wieder auf den Geschmack zu kommen. Fazit: Zu wenige Rätsel für zu viele Gäste in zu großen Tisch-Teams bei eher einfachem Essen – damit konnte die angekündigte Weltneuheit nicht den Erwartungen gerecht werden.

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