Ludwigshafen Grüne auf der Überholspur

Zufriedene Mienen bei den Grünen: Melis Sekmen und Dirk Grunert (mit Schal).
Zufriedene Mienen bei den Grünen: Melis Sekmen und Dirk Grunert (mit Schal).

Die Grünen sind nicht nur auf Bundesebene im Freudentaumel. Auch in Mannheim ist die Partei auf der Überholspur. Es zeichnet sich ab, dass sie bei der Kommunalwahl in Mannheim stärkste Kraft wird. SPD und CDU müssen deutliche Verluste hinnehmen. Die AfD legt zu.

Viele Stadträte verfolgten den Wahlabend an einem Ort, den sie sehr gut kennen. Der Ratssaal im Stadthaus war gut gefüllt, die Anspannung spürbar. Ein Trend lag schließlich erst nach Mitternacht vor. Ein genaues Ergebnis wird erst im Laufe des Montags feststehen, nachdem die Stimmenverteilung auf den Wahlzetteln genau ausgewertet worden ist. Melis Sekmen strahlte über das ganze Gesicht. Ihre Partei ist der große Gewinner des Wahlabends. Die Spitzenkandidatin der Grünen ist erst 25 Jahre alt und zählt schon zu den etablierten Größen ihrer Partei. „Wir haben ein gutes Ergebnis erwartet, aber dass wir so stark sind, damit habe ich nicht gerechnet“, sagte sie. Dankbar sei sie für das Ergebnis. Das Thema Klimawandel werde nun eine noch größere Bedeutung bekommen. „Aber wir haben auch gekämpft für den Ausbau des Radverkehrs und die sozialen Themen. Wir haben all das gut transportiert und sind immer als Team aufgetreten.“ Dass Tausende Jugendliche wegen des Klimawandels auf die Straße gegangen seien, habe den Grünen ordentlich Schwung gegeben, gab Sekmen zu. Ralf Eisenhauer, Spitzenkandidat der SPD, hatte es schon im Vorfeld geahnt, dass es seine Partei schwer haben würde. Es deutet sich nach einer Prognose von Infratest dimap an, dass die Sozialdemokraten ihren Status als stärkste Fraktion im Mannheimer Gemeinderat an die Grünen verlieren. Im vorläufigen Stimmzettel-Ergebnis von gestern Nacht ist es noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen. „Mit dem, was wir vor Ort gemacht haben, bin ich zufrieden“, versichert er. Mit Blick auf die Grünen könne sich die Rollenverteilung im Rat ändern. Eine Zusammenarbeit hält er weiter für sinnvoll. OB Peter Kurz (SPD) unterstrich zwei Entwicklungen, die die Kommunalwahl entschieden hätten. Zum einen sei das die Grundstimmung auf Bundesebene, zum anderen eine kleinteilige Differenzierung nach Bekanntheit und Sympathiewerten der Kandidaten vor Ort. „Die Arbeit der Fraktionen wird kaum sichtbar.“ Der Zustand der SPD auf Bundesebene sei für ihn „extrem schmerzhaft“. Die CDU könnte unter die 20-Prozent-Marke rutschen und damit ihren Status als große Fraktion im Gemeinderat verlieren. „Wir wollen weiter konstruktiv mitarbeiten und nicht reine Opposition sein“, betonte CDU-Spitzenkandidat Claudius Kranz. Noch Fragen? Ergebnis der gestrigen Europawahl im Stadtkreis Mannheim: CDU 21,7 % (2014: 28,2 %), SPD 18,2 % (30,1 %), Grüne 26,1 % (14,2 %), FDP 6,3 % (4,0 %), Die Linke 4,7 % (5,9 %), AfD 10,7 % (9,7 %), Sonstige 12,3 % (7,9 %)

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