Ludwigshafen Garage voll mit Essen

Die Betreiber des Fair-Teilers in West (von links): Dolly El Ghandour, Kerstin Bartels, Claudia Bordi, Osman Gürsoy und Thomas W
Die Betreiber des Fair-Teilers in West (von links): Dolly El Ghandour, Kerstin Bartels, Claudia Bordi, Osman Gürsoy und Thomas Wolf.

Interessiert verlangsamen die Bewohner des Stadtteils West ihren Schritt an der Garage Waltraudenstraße 34. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass am Gemeindezentrum eine Anlaufstelle für Foodsharing, also das Teilen von Lebensmitteln, entstanden ist. Die Regale an den Seitenwänden sind am Donnerstag mit allen erdenklichen Lebensmitteln bestückt – von Brot bis Kartoffelbrei, Champignons und Radieschen. Alles wird appetitlich präsentiert. Im Kühlschrank stapeln sich verpackte Wurst und Markenkäse. Das Angebot in der Garage nennt sich Fair-Teiler. Dahinter steht eine Initiative, die sich gegen Lebensmittelverschwendung wehrt. Jeder der 479 Helfer aus dem Raum Ludwigshafen und Mannheim setzt sich dafür ein, abgelaufene oder nicht mehr benötigte Lebensmittel an einem Sammelpunkt abzuliefern und kostenlos zum Mitnehmen zur Verfügung zu stellen. „24 Kooperationen mit großen und kleineren Supermärkten bestehen bereits, mit einigen weiteren ist man noch in Verhandlungen“, sagt Claudia Bordi. Sie ist eine von drei Botschafterinnen der Initiative. Das heißt, sie wird bei den Unternehmen vorstellig und wirbt für die Aktion. Die Supermärkte, mit denen sie einig wird, vereinbaren einen festen wöchentlichen Termin, an denen der sogenannte Food Saver (Lebensmittelretter) kommt und die Ware abholt. Wichtig ist allen Beteiligten, dass Fair-Teiler der „Tafel“, die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt, nichts wegnimmt. Aber durch den großen Andrang dort seien die Helfer froh, dass es eine weitere Anlaufstelle für kostenlose Lebensmittel in der Stadt gebe. Beim Fair-Teiler spielt das Einkommen keine Rolle. Hier zählt nur die Nachhaltigkeit und dass nichts weggeworfen wird. Kerstin Bartels, evangelische Pfarrerin an der Matthäuskirche in West, stellt die Garage zur Verfügung. Sie sagt, sie sei sehr glücklich über den Standort in ihrem Stadtteil. „In einer Universitätsstadt hat das Ganze eher einen ökologischen Hintergrund. Hier steht der soziale Gedanke im Vordergrund“, sagt Bartels. Froh ist die Pfarrerin zudem über zwei Gemeindemitglieder, die sich bereit erklärt haben, jeden Tag nach der Ware zu sehen. Thomas Wolf ist einer der Helfer. Er erzählt, dass auch schon Kinder vom benachbarten Spielplatz vorbeikommen, um sich Äpfel zu holen. Auch der Job von Kerstin Lekic ist wichtig: Sie erklärt den Besuchern, dass sie nur für den Eigenbedarf Lebensmittel mitnehmen dürfen. Unterstützung gibt’s auch von der Stadtteilverwaltung in Gestalt des stellvertretenden Ortsvorstehers Osman Gürsoy (SPD). Als weitere Botschafterin und Ansprechpartnerin engagiert sich Dolly El-Ghandour für den Fair-Teiler. Der Bezirksleiterin bei einem großen Lebensmittelhersteller im Raum Heidelberg wird täglich vor Augen geführt, wie viele Produkte wegen des Ablaufs des Haltbarkeitsdatums aus dem Regal genommen werden müssen. 71,5 Tonnen Lebensmittel hat die Initiative ihren Angaben zufolge bisher in Ludwigshafen bei 5214 Einsätzen gesammelt und somit gerettet. Wer Lebensmittel spenden oder abholen möchte, kann sich in der Facebook-Gruppe „Foodsharing Ludwigshafen & Region“ anmelden oder einfach an der Garage vorbeikommen.

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