Ludwigshafen Für den Kopf und für die Beine

Die Groove-Monster sind wieder da: Cobody, das gemeinsame Projekt des Schlagzeugers Erwin Ditzner, des Gitarristen Kosho und des Jazz-Organisten Jo Bartmes. Zu ihrem Konzert im Mannheimer Club Ella & Louis haben sie auch ein paar neue Stücke mitgebracht. Wie kommt es, dass ihre Musik eingefleischte Jazzer ebenso begeistert wie bewegungsfreudige Tanzmusik-Fans?

„I want you“ ist eine alte Beatles-Nummer. Bei Cobody wird das zu „I want you – to dance“. Ich will, dass du tanzt. Eigentlich ist erstaunlich, dass die Hörer alle brav auf ihren Sitzen blieben. Aber wenigstens Füßewippen und Kopfnicken war im Publikum zu beobachten. Es gibt da draußen eine Menge Tanzmusik, die strunzdumm wirkt. Die Drum-Maschine wird auf bum-bum-bum-bum gestellt, klopft wie ein Schmiedehammer, und dazu blubbern ein paar elektronische Sounds. Das kann inzwischen jeder Depp am Computer zu Hause zusammenbasteln. Es gibt aber noch Musik, die Kopf und Beine gleichermaßen anspricht – wie bei Cobody. Zunächst mal ist da Erwin Ditzner. Der Großmeister des Grooves lässt keine Maschinen für sich arbeiten, sondern kitzelt aus seinem kleinen Drumset die verschiedensten Sounds und Rhythmen mit Händen und Füßen heraus. Die einzige digitale Ergänzung ist ein Octopad, das bestimmte Sample-Klänge bietet, aber von Hand beziehungsweise Drumstick angespielt wird. Zur großen Kunst Ditzners gehört es, selbst bei durchgängigen Rhythmen nie monoton zu werden. Immer wieder wird ein überraschender Akzent geschlagen, gibt es eine kleine raffinierte Verschiebung von Schlagmustern. Einmal an diesem Abend schlägt Ditzner eine Zimbel an. Dieses eine „ding!“ kommt genau so, dass die Hörer lachen müssen. Und auch Ditzner schmunzelt, denn er hat selber Spaß an sowas. Nicht weniger originell ist Kosho, der an diesem Abend eine Telecaster spielt. Kosho spielt ohne Plectrum, was selten ist. Mit den Fingern gibt er den Saiten ein „Snap!“, einen extra akzentuierten Anschlag. Ansonsten schlägt er vieles so an, wie man es auf einer Akustik-Gitarre machen würde. Koshos Phrasierung und Artikulation ist außergewöhnlich – und gehört genau deshalb zu dem ganz besonderen Cobody-Sound. Manchmal macht er auch nur Geräusche, formt Töne mit dem Wah-Pedal, aber im Wesentlichen kommt der Kosho-Sound aus seinen Fingern. Er ist auch der Leadsänger der Combo und als solcher immer besser. Manchmal scattet er parallel zu einem Gitarrensolo, und das klingt äußerst virtuos. Jo Bartmes spielt hauptsächlich auf einer echten alten Hammond-Orgel. Die hat einen typischen Klang und Ansprache der Töne. Die Anklänge von Souljazz und Hardbop steuern auch etwas Retro-Gefühl bei. Bartmes verwendet ab und zu Delays, die rhythmisch abgestimmte Echos liefern. Die meisten Effekte macht er aber von Hand. Sein Orgel-Bass passt wunderbar und trägt zum rhythmischen Flow bei. Bartmes hat wie seine beiden Kollegen ein feines Gespür dafür, genau das Richtige und Nötige zu spielen. Die breiten Klangflächen anderer Organisten sind bei ihm die Ausnahme, eher spielt er Einzelnoten und Licks, die sich in den Groove fügen. Hin und wieder spielt er ein Solo auf einem alten Moog, einem analogen Synthesizer aus alten Zeiten. Alles zusammen greift eins ins andere und so gelingt es dem Trio, Retro-Sound zu haben und trotzdem frisch zu klingen, rhythmisch zur Bewegung zu animieren, aber auch anspruchsvolle Hörer mit Raffinesse zu begeistern. Das Programm stammte teils vom letzten Album „Under Cover“ mit neuen Interpretationen bekannter Stücke. Klassiker wie „Riders on the Storm“ und „Born to be Wild“ klangen anders und originell. Das gilt auch für neue Stücke, die Bartmes geschrieben hat. Da freut man sich schon auf das nächste Album.

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