Ludwigshafen Frische Brise aus dem Norden

Cool und klangschön: Saxophonist Fabian Schöne beim Auftritt im Biergarten der Mayerbrauerei in Oggersheim.
Cool und klangschön: Saxophonist Fabian Schöne beim Auftritt im Biergarten der Mayerbrauerei in Oggersheim.

Die Matineen bei Mayerbräu in Oggersheim sind so alt wie der Kultursommer. Seit 27 Jahren werden in der Privatbrauerei Konzerte mit Jazzmusikern aus der Region veranstaltet. Diesmal hat der aus Flensburg stammende, in Mannheim heimisch gewordene Saxophonist Fabian Schöne mit seinem Quartett den Anfang gemacht. Gepflegter Modern Jazz stand auf dem Programm.

Wer an einem sommerlich warmen Sonntagmorgen hierher kommt, will vor allem eines: ein Bier. Der Jazz, das ist hier nun mal so, bietet für die meisten nur einen weiteren guten Grund sich auf den Weg zu dem weitläufigen Brauereiareal an der Schillerstraße zu machen. Zwischen Wirtshaus, Sudkesseln und Lagerhallen findet sich hier eine Terrasse, die in einen überdachten Raum übergeht. Dort sind zünftige Bierbänke und Tische aufgebaut und ganz am hinteren Ende eine kleine Bühne. Das Publikum, darunter viele Stammgäste, aber auch ein paar Jazzfans von außerhalb, setzt sich direkt vor die Bühne oder hält unterschiedlich viel Abstand, je nachdem, ob man zuhören möchte oder lieber bei Bier und Weißwurst ein wenig plaudern. Die Musiker, die zudem ohne Verstärkeranlage auskommen müssen, haben es da nicht leicht, Aufmerksamkeit zu finden. Hier wird also kein Oldtime-Jazz zum Frühschoppen serviert, sondern anspruchsvoller zeitgenössischer Jazz von meist jungen Musikern und Bands. Fabian Schöne, Jahrgang 1987, hat an der Mannheimer Musikhochschule, in Würzburg und Basel Jazzsaxophon studiert. Zu seinen Lehrern zählen Jürgen Seefelder und Domenic Landolf. In Mannheim ist er dann heimisch geworden und in der regionalen Szene gut vernetzt, unter anderem spielt er auch in der Big Band Kicks ’n’ Sticks. Schon länger ist er Mitglied im Latin-Jazz-Sextett The Windwalkers und vor zwei Jahren hat er ein eigenes Quartett gegründet. Im vergangenen Jahr erschien das Debütalbum „Cast off – Leinen los“ und sorgte für viel Aufmerksamkeit. Seither gilt der Alt- und Sopransaxophonist als vielversprechende Nachwuchshoffnung. Nach Oggersheim hatte er nun sein Quartett mitgebracht. Das spielt einen technisch versierten, überaus frisch wirkenden Post-Bop. Die Möglichkeiten dieses durchaus eingängigen Modern Jazz werden vielfältig genutzt, ohne dass die Musik sich allzu große Freiheiten herausnehmen würde. Die schnelleren Stücke grooven entschlossen los, hier sorgen László Szitkó am E-Piano, Kontrabassist Friedrich Betz und der junge Ludwigshafener Schlagzeuger Tobias Frohnhöfer für den notwendigen Druck. Herausragend gelang hier auch die Neuinterpretation des Standards „If I Should Lose You“. Aus der geschmeidigen Ballade wurde eine raue Up-Tempo-Nummer, bei der Schöne in einem Höllentempo durch die Harmonien jagte. Balladen mit klangschönen Themen kann Fabian Schöne auch, hier kommt sein schlanker, beweglicher, vom kühlen Westcoastjazz beeinflusster Ton besonders gut zum Tragen. Die meisten Kompositionen stammen aus der Feder des Bandleaders, darunter die wunderschöne Ballade „Maria“ oder die schnelle Nummer „Black Flag“. Einen Hit haben die vier auch schon gelandet und zwar beim Streaming-Dienst Spotify. Da ist ein Stück von Schöne in eine Playlist mit prominenten Kollegen geraten und schon 200.000 Mal geklickt worden. Das Stück heißt „Skildpadden“, das ist Dänisch und bedeutet Schildkröte. Fabian Schöne kommt ja aus dem Norden und ist in der Nähe der dänischen Grenze aufgewachsen. Da lernt man diese Sprache. Termin Nächstes Konzert bei Mayerbräu: 1. Juli, 11 Uhr, Christian Scheuber Quartett.

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