Frankenthal Förster schlägt Alarm

Die Färbung der Nadeln deutet auf einen Pilzbefall hin, erklärt der Mannheimer Stadtförster Norbert Krotz.
Die Färbung der Nadeln deutet auf einen Pilzbefall hin, erklärt der Mannheimer Stadtförster Norbert Krotz.

Förster Norbert Krotz hat Sorgen. In Mannheims Mischwäldern breitet sich ein aggressiver Pilz aus. Und der hat es vor allem auf die Kiefern abgesehen. Der Kurpfälzer Waldexperte erklärt, wie im Mittelmeerraum mit mediterranen Hölzern, also einem erweiterten Mischwaldbegriff, ein Lösungsweg versucht wird.

Ob im Käfertaler, im Rheinauer oder im Dossenwald: Das Kiefernsterben macht vor den Mannheimer Naherholungsgebieten nicht Halt. Seit Jahresbeginn mussten zahlreiche kranke Kiefern gefällt werden. „Der Prozess ist unkalkulierbar. Das bereitet mir große Sorgen“, sagt Stadtförster Norbert Krotz. Rote Stämme, rote Nadeln, aufgetürmte Holzstämme: Bei einem Besuch des Rheinauer Waldes gibt der Revierleiter einen Einblick in die Probleme seines Distrikts. „Vor ein paar Wochen war sie noch sattgrün“, erzählt Krotz und zeigt auf eine Kiefer, deren Nadelwuchs sich zur Hälfte rot gefärbt hat. Ein Zeichen, dass der Baum von einem Pilz befallen ist. Drei Ursachen gibt es für das rasche Baumsterben zurzeit in der gesamten Rheinebene: Die ungewöhnliche Trockenheit im Sommer 2018, Borkenkäfer und der Diplodia-Pilz. Wie bei einem Dominoeffekt kommt dabei meist eins zum anderen: „Durch die extreme Dürre waren die Bäume geschwächt“, erklärt Krotz. Ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer, der sich durch die Rinde bohrt und dort seine Larveneier ablegt. „Eine gesunde Kiefer würde sich durch Harzbildung schützen“, weiß der Revierleiter. So aber werden durch die Larvengänge die Wasserleitbahnen des Baums unterbrochen. Der Diplodia-Pilz schleicht sich über die Nadelspitzen ins Gehölz und führt zum Triebsterben. „Es ist ein sehr aggressiver Pilz“, sagt Krotz über den Erreger, der bisher eher in südlichen Gefilden heimisch war. Möglichst zeitnah müssten die kranken Kiefern daher „entnommen“ werden, um eine weitere Verbreitung zu begrenzen. „Wir kämpfen um den Wald und lassen eine Kiefer lieber stehen, wenn noch Hoffnung da ist“, macht Krotz deutlich, dass es ihn besonders schmerzt, wenn teils 100 Jahre alte Kiefern als Nutzholz vor ihm liegen. Als Balken, Bretter, Paletten und Spanplatten werden die einstigen Könige des Waldes weiterverarbeitet. Da aber in der gesamten Rheinebene die Probleme die gleichen sind, ist der Markt gesättigt, sind die Preise im Keller, betont Krotz. Doch hat er die Hoffnung nicht aufgegeben. „Die nächste Waldgeneration sinnvoll zu pflanzen, wird die Aufgabe der Zukunft sein“, sagt er. Angesichts des Klimawandels eine Herausforderung. Sein Blick geht nach Freiburg und Mailand. In Zusammenarbeit mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Breisgau plant man dort den Wald von morgen – und setzt auf südländische, mediterrane Baumarten wie Baumhaseln, Kirschbäume, Esskastanien, aber auch Libanonzeder, Ahorn oder Flaum- und Korkeiche. Die einheimischen Bäume sollen den Südländern aber nicht zum Opfer fallen. „Wir wollen eine Artenvielfalt“, erklärt Krotz. Denn wie das Klima von morgen tatsächlich wird, weiß niemand.

x