Ludwigshafen Enthüllung oder Weltverschwörung?

Von Befürwortern seiner Thesen wird Hermann Ploppa als Enthüllungsautor gefeiert, seine Kritiker halten ihn eher für einen „Verschwörungstheoretiker“. In Mannheim hat der Autor und Publizist einen Vortrag gehalten, sein Thema war die Entmachtung demokratischer Institutionen durch internationale Wirtschaftskonzerne.

Hermann Ploppa hat neben einem Roman politische Sachbücher geschrieben mit Titeln wie „Fassadendemokratie und tiefer Staat“ und „Hitlers amerikanische Lehrer“. In ersterem, im vergangenen Jahr erschienenen Buch stellte er den Einfluss von Kapitalinteressen auf die Politik dar. In dem vor zehn Jahren erschienenen Erstling behauptete er „die Eliten der USA als Geburtshelfer der Nazi-Bewegung“ und legte Finanzverstrickungen zwischen beiden offen. In einem Vortrag in Mannheim referierte Ploppa nun Thesen seines Buches „Die Macher hinter den Kulissen. Wie transatlantische Netzwerke heimlich die Demokratie unterwandern“ aus dem Jahr 2014. Der Vortrag hätte in einem Hörsaal der Universität Mannheim stattfinden sollen, musste aber kurzfristig in ein Konferenzzentrum in Mannheim-Waldhof verlegt werden. Als Veranstalter fungierte ein gewisser Hartmut Groeneveld, ein „Salesmanager“ aus Karlsruhe und Mitglied des politischen Magazins „Free 21“. Dieser habe bei der Anmeldung „wesentliche Angaben verschwiegen“, begründet die Universität ihre Absage. Groeneveld spricht von „Zensur, zumindest Einschränkung der Redefreiheit“. Er hatte sich bei der Universität mit seinem Namen angemeldet, aber auf Facebook im Namen von „Free 21“ für den Vortrag geworben. In Waldhof musste Ploppa nun keine weitere Einschränkung seiner Redefreiheit befürchten. Rund 50 Besucher wollten hören, was er zu sagen hat. Anlass für Ploppa, sein vor vier Jahren erschienenes Buch zu schreiben, waren offenbar die Geheimverhandlungen der EU mit den USA über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP. Sie lösten damals große Empörung und Massendemonstrationen aus. In seinem Buch verfolgt der Autor nun Netzwerke, die sich zwischen den USA und Europa gebildet haben, zurück bis 1917, als die Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg eintraten. Ploppa führt hier die inoffiziellen „Bilderberg“-Konferenzen an, in denen einflussreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien und Geheimdiensten zusammenkommen, aber auch offizielle Organisationen wie die Atlantik-Brücke. Dem Transatlantic Policy Network etwa gehört der CDU-Politiker und EU-Parlamentarier Elmar Brok an, dem der Referent aufgrund seiner Herkunft aus Gütersloh eine lobbyistische Nähe zum Bertelsmann-Konzern nachsagte. Ploppa zitierte die langjährige Geschäftsführerin der Atlantik-Brücke, Beate Lindemann, die im Geiste der Gründungsväter von 1952 einmal gesagt hat: „Man kann mehr erreichen, wenn man nicht in der Öffentlichkeit arbeitet.“ Die Deutschen, so der Referent, wünschten sich Frieden und eine sozial ausgewogene Politik. Stattdessen nähmen, nach dem Muster angloamerikanischer Governance-Politik an Runden Tischen und gegen die Interessen der Wähler, Wirtschaftskonzerne immer mehr Einfluss auf politische Entscheidungen. In dem Vortrag legte Ploppa seine Quellen nicht offen. Seinen Thesen haftet auch bisweilen der Beigeschmack von Halbwahrheiten an. Seine Empfehlung, sich gegen die Übermacht internationaler Konzerne durch die Stärkung genossenschaftlicher und öffentlich-rechtlicher Wirtschaftsunternehmen zu wehren, ist aber beherzigenswert.

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