Rheinpfalz Eine Reizfigur, viele Reizthemen

Das Ziel der Wahlkämpfer: der Mannheimer Gemeinderat.
Das Ziel der Wahlkämpfer: der Mannheimer Gemeinderat.
Wer kämpft um den Einzug in den Gemeinderat?

SPD, CDU, Grüne, Freie Wähler, AfD, Linke, FDP, Mittelstand für Mannheim, NPD, Die Partei, Mannheimer Volkspartei, Tierschutzpartei, Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit. Was ist das Hauptthema im Wahlkampf? In allen Großstädten beschäftigt das Thema Wohnen die Politik. In den kommenden Jahren benötigt Mannheim 10.000 neue Wohnungen. Bereits heute fehlt bezahlbarer Wohnraum. Mit einer Sozialquote will die Stadt gegensteuern. Diese sieht vor, dass in einem Neubaugebiet mindestens 30 Prozent bezahlbarer Wohnraum entstehen muss, also 7,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Mannheim hat auch darunter zu leiden, dass gehobener Wohnraum fehlt. Viele Spitzenverdiener zieht es mit ihren Familien ins Umland, die Pfalz und den Rhein-Neckar-Kreis. Was beschäftigt Mannheim noch? Viele klagen, dass die Stadt schmutziger wird. Kaugummis, Zigaretten-Kippen, Müllablagerungen – Mannheim hat ein Sauberkeitsproblem. Mit härteren Strafen will die Stadt gegen Kaugummi-Spucker vorgehen. Viele Parteien fordern, das Budget für die Stadtreinigung aufzustocken. Kinderbetreuung ist ein weiteres Stichwort. Bis 2021 soll vor allem die Ganztagsbetreuung für 30 Millionen Euro ausgebaut werden. Ein weiteres Thema: Wie kann die Integration von Zuwanderern funktionieren? Wie ging die Wahl 2014 aus? SPD 27,3 Prozent; CDU 26,1; Grüne 16,3; AfD 7,8; Linke 6,2; Freie Wähler 9,3; FDP 4,5; NPD 1,1. Was gibt es Neues von Reizfigur Julien Ferrat? Der 27 Jahre alte Einzelstadtrat, das Gesicht der Mannheimer Volkspartei, lässt keine Gelegenheit aus, um auf sich aufmerksam zu machen. Grenzüberschreitungen gehören zum Programm. In einem Rap beschimpfte er Oberbürgermeister Kurz so heftig, dass dieser sich veranlasst sah, juristisch gegen den Kommunalpolitiker vorzugehen. Die Quittung: ein Strafbefehl in Höhe von 3000 Euro. Die Ideen gehen dem jungen Mann nicht aus: Für einen Werbespot setzte er sich nackt hinter seinen Schreibtisch. Für seine Kommunalwahl-Liste hat er 47 Männer und Frauen gewinnen können – freilich auch das nicht ohne Nebengeräusche. Drei dort aufgeführte Kandidaten wollten offenbar gar nicht dort stehen und fühlten sich überrumpelt. Da sie auf den Listenplätzen 15, 18 und 35 notiert sind, ist die Chance, in den Gemeinderat einzuziehen, überschaubar. Und sonst so? 511 Kandidaten wollen einen der 48 Sitze im Mannheimer Gemeinderat. Und haben in diesem Jahr die Straßen und Plätze der Kommune mit Plakaten regelrecht überschwemmt. Der Schilderwald begleitet die Bürger auf Schritt und Tritt. Das Schlimmste: Wie viele Werbetafeln überhaupt hängen, weiß in den Zentralen der großen Parteien niemand. Sind es 40.000, 50.000 oder noch mehr? Viele Bewerber haben sich ihre Selbstdarstellungen etwas kosten lassen und mehrere hundert Aufrufe platziert. Hinzu kommen noch die üblichen Plakatwände mit parteispezifischen Slogans. Die Stadt reagierte – und ließ Plakate abmontieren, die an unerlaubten Stellen wie Ampeln oder Verkehrszeichen hängen. Die Flut sorgte jedoch für Probleme. Es sei wegen der gewaltigen Menge nicht möglich, alle unerlaubt angebrachten Plakate zu entfernen, hieß es. Wie viele Poster im Bauhof landen werden, ist unklar. Klar ist aber: Es kann teuer für die Kandidaten werden. Denn das Rathaus kassiert pro eingesammeltem Plakat elf Euro Strafgebühr.

Schöne Umgebung: Wahlplakat der Satire-Partei „Die Partei“ einen Steinwurf entfernt von der Kurpfalzbrücke.
Schöne Umgebung: Wahlplakat der Satire-Partei »Die Partei« einen Steinwurf entfernt von der Kurpfalzbrücke.
Pappe kennt keine Berührungsängste: Linke und CDU werben.
Pappe kennt keine Berührungsängste: Linke und CDU werben.
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