Rhein-Pfalz Kreis Eine Kastanie muss sofort weg

Es steht nicht gut um die Kastanien am Partnerschaftsplatz in Altrip. Eine wird heute Vormittag gefällt.
Es steht nicht gut um die Kastanien am Partnerschaftsplatz in Altrip. Eine wird heute Vormittag gefällt.

«Altrip.»Ehe er die Neugestaltung des Partnerschaftsplatzes vorantreibt, wollte der Altriper Ortsgemeinderat ein neues Baumgutachten für die drei Rosskastanien am Platz abwarten. Das Ergebnis liegt seit gestern vor: Die Bäume weisen massive Schäden auf, einer von ihnen muss sofort entfernt werden. Das soll eine Fachfirma am heutigen Vormittag erledigen.

Mit oder ohne Kastanien? Diese Frage galt es für die weitere Planung des Partnerschaftsplatzes zu beantworten. Dieser soll nämlich für die 1650-Jahr-Feier des Dorfs nächstes Jahr hübsch hergerichtet werden. Dass die betagten Bäume – sie sind schätzungsweise mindestens 120 bis 150 Jahre alt – gesundheitlich angeschlagen sind, ist seit Jahren bekannt. Doch wie schlecht es ihnen genau geht, war unklar. Da die Neugestaltung des Platzes wohl einiges Geld kosten wird, soll das Projekt verständlicherweise lange Bestand haben. Deswegen war die Frage nach dem eventuellen Erhalt der Bäume durchaus wichtig und der Rat mit dem Vorschlag einverstanden, ein neues Baumgutachten erstellen zu lassen. Das hat ein Experte aus Mutterstadt inzwischen angefertigt und der Gemeindeverwaltung gestern zukommen lassen. Sein Fazit: Aus Sicherheitsgründen sollten alle drei Kastanien entfernt werden. Bei einer sind die Schäden derart umfangreich, dass sie unverzüglich beseitigt werden muss. Daraufhin – und wegen der Unterwetterwarnung – verfügte der Erste Ortsbeigeordnete Ralf Kissel (SPD) in Absprache mit dem Bauhof noch am Dienstagmorgen, dass sofort der Partnerschaftsplatz komplett und die angrenzende Maxstraße teilweise vorsorglich gesperrt werden. „Damit sich auf keinen Fall jemand dort aufhält, falls die Kastanie umstürzt“, ergänzt Ratshausmitarbeiterin Heike Firlus auf Anfrage. Die Gemeindebücherei in der Maxschule ist so lange über den Seiteneingang erreichbar. Heute Morgen ab etwa 9 Uhr soll die kaputte Rosskastanie von einer Fachfirma gefällt werden. Den Zustand der drei Rosskastanien hat der Gutachter mit Hilfe von Schall-Impuls-Tomografie am Stamm und Stoßwellenanalyse am Wurzelwerk ermittelt. Bei der ersten Methode werden mehrere Sensoren am Stamm befestigt. Sie messen die Geschwindigkeit von Schallwellen durch das Holz. Ein Computerprogramm stellt das Ergebnis in einem farbigen Diagramm dar. In grünen Bereichen kommen die Impulse schnell und ohne Umwege durch, was für gesundes Holz spricht. Rot und Violett hingegen weisen auf Schäden hin, zum Beispiel durch Fäulnis. Solche Stellen tragen nicht mehr zur Standsicherheit des Baums bei. Bei der zweiten Methode werden bei den Wurzeln in einiger Entfernung zum Stamm über eine Stahlstange mechanische Impulse in den Boden geleitet und wiederum mit Sensoren am Stamm erfasst, ob und wenn ja, wie schnell sie dort ankommen. In einem Liniendiagramm veranschaulicht ein Computerprogramm auch hier demselben Farbschema folgend den Zustand der Wurzeln. Bei der Kastanie, die heute gefällt wird, sind sämtliche Aufnahmen fast ausschließlich dunkelrot. „Der Baum ist zumindest latent bruchgefährdet“, heißt es im Gutachten. Die intensive Nutzung des Baumumfelds als Parkplatz verschärfe die Situation hinsichtlich der Standfestigkeit noch. „Hier besteht latente, womöglich akute Gefahr“, urteilt der Experte. Das gelte vor allem für die eine Kastanie, die stärker von Stammfußfäule und Wurzelverlusten betroffen ist, aber grundsätzlich auch für die beiden anderen Bäume. Daher seine Empfehlung, alle drei zu entfernen. Zumal gerade angesichts der geplanten Bauarbeiten „unter wirtschaftlich vertretbarem Aufkommen auch keine Baumpflegemaßnahmen zur Wahl stehen, die mittel- oder gar langfristig stabilisierende Effekte erhoffen lassen“. Sollte sich der Rat dennoch für den Erhalt entscheiden, rät der Gutachter unbedingt zu einer kostspieligen Windlastanalyse.

x