Ludwigshafen Eine Hecke mit Historie

Früher: Eine Hecke verdeckte die Trafostation in der Parkstraße.
Früher: Eine Hecke verdeckte die Trafostation in der Parkstraße.

42 Jahre lang hat eine Hecke in der Parkstraße (Süd) eine Trafostation verschönert, dann musste sie den Hochwasserschutzarbeiten auf der Parkinsel weichen. Manfred Vondung wohnt gegenüber und hatte eine Patenschaft für die Hecke übernommen. Nun blickt er seit über drei Jahren auf die Trafostation – ohne das Grün. Der pensionierte Aniliner hätte die Hecke gerne zurück und würde sich auch weiterhin darum kümmern. Doch die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) wollen das nicht – eine Neuanpflanzung würde den technischen Vorgaben nicht entsprechen.

Vondung weiß noch genau, wann die Hecke gepflanzt worden ist. „Das war 1972“, erinnert sich der 84-Jährige. Als ihm die Trafostation und die Pumpstation direkt gegenüber von seinem Haus vor die Nase gesetzt wurden, ist der Aniliner aktiv geworden. Er wollte beim Blick aus seinem Fenster eine schönere Optik haben und kam auf die Idee mit der Hecke. Das Grünflächenamt der Stadt kam ihm damals entgegen, und Vondung übernahm die Pflege der Hecke. Er schnitt das Grün zweimal jährlich zurück und versorgte die Hecke mit seinem Gartenschlauch mit Wasser. „Unentgeltlich“, wie er betont. Über vier Jahrzehnte funktionierte diese Regelung reibungslos. Dann musste der Damm auf der Parkinsel entlang der Parkstraße, auf dem sich auch die Trafostation befindet, ertüchtigt werden. Größere Bäume und Sträucher wurden entfernt. Um den Damm für ein Extremhochwasser des Rheins zu verstärken, wurden mit einer Hydraulikpresse meterlange Spundwände aus Stahl in die Erde gedrückt und miteinander verschweißt. Wegen dieser Arbeiten musste die Hecke weichen. Manfred Vondung ging damals davon aus, dass die Hecke irgendwann ersetzt werden würde. Er hakte schließlich bei der Stadt nach, der das Grundstück gehört, auf dem sich die TWL-Anlagen befinden. Es ging eine Weile hin und her, bis ihm schließlich der frühere technische TWL-Vorstand Reiner Lübke mitgeteilt habe, dass es keine Neupflanzung geben werde, berichtet Vondung. Mittlerweile „schmücken“ Graffiti die Wände der technischen Anlagen, und die Optik stört den Anwohner ziemlich. „Ich möchte die Stadt dazu bewegen, den alten Zustand wieder herzustellen. Früher hat es auch wegen Graffiti nie ein Problem gegeben“, sagt der Rentner, der bis 1995 als Prokurist bei der BASF tätig war und seit 50 Jahren in der Parkstraße wohnt. Auf Nachfrage der RHEINPFALZ verweist die Stadtverwaltung auf die TWL. Der Energieversorger spricht von einer „historisch gewachsenen Hecke“, die jedoch nicht den technischen Vorgaben entsprochen habe, sagt eine Konzernsprecherin. Und weiter: „Diese Richtlinien sehen vor, dass eine Überbauung oder Bepflanzung oberhalb unserer Versorgungsleitungen vermieden werden muss. Wurzeln von Bäumen und Hecken in der Nähe unserer Stromversorgungsleitungen können erhebliche Schäden an den Leitungen verursachen.“ Im Bereich der Trafostation befinde sich eine große Anzahl von relativ dicht unter der Oberfläche liegenden Leitungen, die direkt in die Trafostation führen. „Aus diesem Grund haben wir im Sinne der Versorgungssicherheit eine erneute Bepflanzung abgelehnt und hierüber die Stadt informiert“, sagt die TWL-Sprecherin. Bei einem Vororttermin seien auch die Anwohner persönlich über die Gründe für diese Entscheidung informiert worden. An dieser Haltung habe sich nichts geändert. Die Stadtverwaltung schließt sich auf Nachfrage der Position der TWL an: keine neue Hecke. Manfred Vondung hält die Argumentation der Stadtwerke für unsinnig: „42 Jahre lang war die Hecke keine Gefahr – jetzt soll sie eine sein.“ Die Wurzeln einer Hecke reichten außerdem gar nicht so tief in den Boden, um die Leitungen zu erreichen. Außerdem seien sie zu schwach, um großen Schaden anzurichten. „Eine Hecke ist doch kein Baum“, sagt Vondung. Zudem grenzten die Anpflanzungen auf dem Hochwasserschutzdamm auch an die Trafostation, worin niemand ein Problem sehe. Er könne nur den Kopf schütteln.

Heute: Die Hecke ist weg, Graffiti verschmiert die Station.
Heute: Die Hecke ist weg, Graffiti verschmiert die Station.
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